Schulgründung in Karben
Von Klaus Nissen
Die Schulaufsicht machte es spannend. Lange ließ die Behörde offen, ob sie die Waldorfschule in Karben-Kloppenheim genehmigt. Nun hat der Trägerverein grünes Licht, bestätigte Simon Nebeling vom Staatlichen Schulamt in Bad Vilbel am Mittwoch auf Anfrage. Mitte August 2025 beginnt der Schulbetrieb mit einer ersten Grundschulklasse in den Containern neben der Baumschule Zumpe in Kloppenheim.Zweite Waldorfschule im Wetteraukreis
Schon seit Anfang 2025 stehen die Container auf dem Gelände an der hier vierspurigen Bundesstraße 3 nördlich von Kloppenheim. Nun tut sich was. Im Juni 2025 wurde der Wasseranschluss montiert. Im Container stehen einige Holztische und niedrige Stühle für die Grundschüler bereit, im Flur wartet eine Werkbank für den praktischen Unterricht. Je vier Container sind für das erste geräumige Klassenzimmer und den Bewegungsraum zusammengefügt.

Aauch die allererste Elternversammlung der neuen Schule hat schon stattgefunden, berichtet Thomas Geller vom Schulverein bei einem Rundgang über den künftigen Campus. Die meist in Karben lebenden Familien bekommen es schriftlich, dass ihre Kinder hier unterrichtet werden. Die Erstklässler müssen nach dem Abschied aus dem Bad Vilbeler Waldorf-Kindergarten also nicht mehr zur Frankfurter oder Bad Nauheimer Waldorfschule wechseln. Mitte August 2025 beginnt der anthroposophische Unterricht in Kloppenheim.
Jedes Jahr eine weitere Klasse
Bis zu 24 Jungen und Mädchen sollen im ersten Jahr neben der Gärtnerei Zumpe das Schreiben und Lesen lernen. Einige Plätze seien noch zu vergeben, so Geller. Der Verein zur Pflege der Waldorfpädagogik habe eine erfahrene Lehrerin angestellt; eine Unterstützungs-Lehrkraft für die erste Klasse sei ebenfalls in Aussicht.
In jedem folgenden Jahr soll dann eine weitere Klasse in Kloppenheim öffnen – bis die Schule 240 Kinder und Jugendliche bis zur Oberstufe unterrichten kann.

Die Container sind nur für die erste Zeit im Einsatz. Der Bauantrag für das erste „richtige“ Schulgebäude ist beim Wetteraukreis schon eingegangen, berichtet Thomas Geller. Für September rechnet er mit der Genehmigung, für November mit dem Baubeginn. Der wohl mehr als zwei Millionen Euro teure Holzbau soll eine Wabenform einnehmen und vier Klassenzimmer, Bewegungsraum, Lehrerzimmer und den Sanitärtrakt aufnehmen. Im Keller entsteht ein Löschwasser-Reservoir. Der Verein will das Schulhaus nördlich des jetzigen Container-Standorts erbauen.
Gärtnerei bleibt geöffnet
Erst in einigen Jahren soll sich die Schule dann auf das westlich davon liegende Gelände der Gärtnerei Zumpe ausweiten. Die Gärtnerei bleibe bis dann geöffnet, betont Wolfgang Geller. Eines Tages wollen die Anthroposophen ein zweites Schulgebäude auf dem jetzigen Parkplatz der Gärtnerei errichten. Aber das liege noch weit in der Zukunft.

In Kürze dagegen entsteht laut Geller neben dem Gärtnerei-Eingang die Treppe zur neuen Waldorfschule. Und ein Zaun mit Holzpaneelen, der Schule und Gärtnerei voneinander trennt. Die meisten Bäume auf dem noch zugewachsen wirkenden Schulgelände sollen stehen bleiben. Die Kinder könnten hier auch Beete pflegen und Kleintiere halten, so der Sprecher der Schulinitiative. Angestrebt werde ein naturnaher Unterricht.
All das kostet viel Geld. Der Trägerverein werde einen Bankkredit aufnehmen müssen, sagt Thomas Geller. Er sammle auch Spenden und werde von den Eltern eine niedrige dreistellige Summe an Schulgeld im Monat verlangen. Das Land Hessen beteiligt sich erst ab dem vierten Jahr des Schulbetriebs an den Kosten. Die Höhe des Zuschusses wird nach dem „Ersatzschulfinanzierungsgesetz“ in einem komplizierten Verfahren errechnet.
2015 kostete ein Grundschüler das Land Hessen nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) pro Monat 3926 Euro. Wenn Eltern mehr als 150 Euro an die Privatschule zahlen, dann sei die Schule in der Regel besser gestellt als eine staatliche Bildungsanstalt.