Umweltpreis

Jäger hegen Rebhühnerrebhuhn1

Andreas Mohr und Heiko Blecher vom Rebhuhn-Hegering Wetterau erhalten den Umweltschutzpreis 2016 des Wetteraukreises, teilte Landrat Joachim Arnold (SPD) mit. Beide sind „passionierte Jäger“, heißt es in der Pressemitteilung.  Rolf Röse aus Ortenberg wird belobigt, weil er Blüh- und Ackerrandstreifen geschaffen hat. (Foto:  David Galavan/Wikipedia)

Auf der Roten Liste

Das Rebhuhn (Perdix perdix) steht in Deutschland in der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten. Vermutlich gibt es nicht einmal mehr 50.000 Brutpaare. Seit Beginn der 70er Jahre ist der Bestand dramatisch eingebrochen. Hauptursache dafür ist die Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Gerade die Umwandlung der Agrarlandschaft in flurbereinigte und dann intensiv mit Großmaschinen bewirtschaftete Flächen hat zu einer Zerstörung der Lebensräume des Rebhuhns beigetragen. Dem entgegenzuwirken, ist das Ziel des Rebhuhn-Hegerings Wetterau, der, vertreten durch Andreas Mohr aus Büdingen und Heiko Blecher aus Rosbach, in diesem Jahr mit dem Umweltschutzpreis des Wetteraukreises ausgezeichnet wird, wird in der Pressemitteilung des Kreises erklärt.

Das Problem von Perdix perdix ist der rasante Artenschwund in den Feldgemarkungen. Das drückt sich sowohl bei den Bestandzahlen von Vögeln und Säugetieren wie auch bei Schmetterlingen, Spinnen, Käfern, Hummeln, Bienen und vielen weiteren Insektenarten aus. Grund dafür sind das fehlende Nahrungsangebot und fehlende Habitate. „Dem haben Andreas Mohr und Heiko Blecher, beide passionierte Jäger, in ihren eigenen Jagdrevieren entgegengewirkt“, erklärt der Wetteraukreis.

Blütenstreifen eingesät

Rebhuhn
Perdix perdix, auch Rebhuhn genannt. (Foto: CC BY-SA 3.0/Wikipedia)

Andreas Mohr hat verschiedene Blühmischungen an Feldwegen eingesät und somit gleich mehrere positive Effekte geschaffen: Entlang der Äcker entstehen Grenzlinien sowie Deckung und Äsung. Die neugeschaffenen Streifen stellen eine wichtige Biotopvernetzung dar und bieten Wind- und Wetterschutz in der winterkahlen Landschaft, gerade für das Rebhuhn.  Zudem mindern sie durch die Verwurzelung der Wildpflanzen die Bodenerosion. Überdies entstehen Bienenweiden, die insbesondere nach der Raps- und Obstblüte für die Ernährung der Bienen und die anderer Insekten wichtig sind. Heiko Blecher hat in seinem Jagdrevier in der Feldgemarkung Nieder Rosbach Blühstreifen angesät, mit deren Hilfe brache Stadien der früheren Drei-Felder-Wirtschaft simuliert werden. Insekten werden zur Mangelware. Rebhuhnjunge fressen in den ersten drei Lebenswochen überwiegend Insekten. 100 Gramm benötigen sie pro Küken. In dieser Zeit, bei einem Gelege von 15 Rebhuhnjungen, ist das ein Gesamtbedarf von 1,5 Kilogramm Insekten, den die Eltern beischaffen müssen. Nach drei Wochen ernähren sich die jungen Rebhühner dann überwiegend von Sämereien, die aber auch nicht ausreichend zur Verfügung stehen, zum Beispiel, weil die Felder oft kurz nach der Ernte wieder eingearbeitet werden und somit ein erheblicher Teil der Nahrungsmenge für Rebhühner fehlt. Dieser Verlust wird jetzt durch die Aufstellung von Futtereimern ausgeglichen. Rund 600 dieser Futtereimer wurden im vergangenen Jahr vom Wetteraukreis beschafft und aus Landesmitteln der Biodiversitätsstrategie finanziert und dem Rebhuhn-Hegering übergeben. Damit sollen etwa 150 sogenannte Ketten, das heißt Familien oder Zusammenschlüsse mehrerer Rebhuhnfamilien, zusätzlich in der Winterzeit gefüttert werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen in England, Frankreich und Belgien haben gezeigt, dass derart bis ins Frühjahr hinein gefütterte Rebhühner im Schnitt 80 Prozent mehr Junge haben wie nicht gefütterte Rebhühner: ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der gefährdeten Population.

„Andreas Mohr und Heiko Blecher tragen durch ihre Arbeit ganz wesentlich dazu bei, dass das Rebhuhn, das einst zum vertrauten Bild in unserer Landschaft gehörte, auch morgen und übermorgen noch hier heimisch sein kann“, wird Landrat Joachim Arnold in der Presseerklärung zitiert.

Belobigung für Blüh- und Ackerrandstreifen

Mit einer Belobigung werden die Tätigkeiten von Rolf Röse aus Ortenberg-Bleichenbach gewürdigt. Rolf Röse ist seit Jahren einer der wichtigsten Aktivisten in Sachen Blühstreifen, Ackerrandstreifen, Unterstützung von ökologischem Landbau und Bienenzüchter. Röse steht im engen Kontakt mit etlichen wissenschaftlichen Instituten in ganz Deutschland, die auf dem Gebiet „Energie aus Wildpflanzen“ arbeiten. Mit diesem Ansatz sollen gleich zwei agrarpolitische Ziele verfolgt werden, nämlich einmal ein Beitrag für eine nachhaltige Rohstoff- und Energiebereitstellung und zum zweiten die Entlastung der Umwelt durch Ressourcenschutz, insbesondere durch umweltverträgliche Produkte und CO2-Emissionsverminderung. Als Nebenprodukt fördert der Anbau von Wildpflanzen das Vorkommen von vielen Insektenarten, die aus der Feldflur längst verdrängt wurden.

Der Umweltschutzpreises des Wetteraukreises wird am 10. Oktober 2016 im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses verliehen.

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