Filter für Uganda
Von Elfriede Maresch
Der Ökologe Dr. Hans-Otto Wack aus Schotten hat in Uganda mit seinem Verein „Wasser für Menschen“ eine Produktion für Wasserfilter aufgebaut.Schlechtes Wasser wird trinkbar
Fast sechs Monate hat die Trockenzeit in Uganda gedauert, aber die Familie braucht notwendig Wasser für den Haushalt. Das kann einen 10-Kilometer-Weg zur nächsten Wasserstelle bedeuten, wo es nur eine verschmutzte, gesundheitsgefährdende Flüssigkeit gibt. Brennholz zum Abkochen ist knapp. Was tun?
„Oft ist nur schlechtes Oberflächenwasser zugänglich“, hat Dr. Hans-Otto Wack beobachtet. Der Ökologe mit dem Schwerpunkt Wasser hat 2008 mit Studierenden der Hochschule Fulda im Orunchinga Valley, einer ländlichen Region Ugandas, ein Forschungsprojekt „Evaluation des Wasserhaushalts“ durchgeführt. Seither hat er dort mit seinem Verein „Wasser für Menschen e.V.“ (WfM) eine Produktion für Wasserfilter aufgebaut. Wack: „Gute Brunnen sind in der Region selten. Das Grundwasser ist vielfach sehr alt, salzhaltig und oft auch gesundheitsschädlich. Die Grundwasserneubildung ist aufgrund des lehmigen Bodens meist schlecht. Der Brunnenbau durch Hilfsorganisationen ist oft nur kurzfristig günstig, denn er senkt der Grundwasserspiegel. Durch den Klimawandel verlängerte Trockenzeiten verschärfen das Problem enorm.“
Wack erinnerte sich an ein einfaches Wasserreinigungssystem, das in Nicaragua entwickelt wurde und passte es an das Orunchinga-Valley an. Er schildert das Vorgehen: „Geeigneter Ton wird intensiv mit Sägemehl vermischt, zu Töpfen gepresst und dann gebrannt. Das Sägemehl verbrennt, dadurch entstehen in der Tonwand feinste Öffnungen, die Mikroorganismen und Schwebstoffe zurückhalten. Wird schmutziges Wasser so gefiltert, hat es Trinkwasserqualität.“ Zur Freude der Projektteilnehmer wurde dies durch die mikrobiologische Untersuchung bestätigt. Pro Filter können etwa vier Liter stündlich hergestellt werden – über den Tag verteilt genug für eine Familie. Dabei funktionieren die Filter etwa ein Jahr lang.
Großer Bedarf an Wasserfiltern
Wack war bewusst, dass für eine dauerhafte Produktion vor Ort eine tragende Organisation hinzukommen musste. Wack: „Da es im Orunchinga-Valley geeigneten Ton, auszubildendes Personal und gute Vermarktungsmöglichkeiten gab, baute WfM gemeinsam mit motivierten einheimischen Frauen die Produktionsstätte Oru-Water auf.“ Die Einrichtung wurde in Uganda als gemeinnützig anerkannt, von der Wasserministerin unterstützt und bot sechs Arbeitsplätze. Wegen des großen Bedarfs wurde sie erweitert, während der Vertrieb auf den lokalen Märkten erfolgte. WfM finanzierte dabei die Filter für Schulen und bedürftige Familien. Dann starb die einheimische Produktionsleiterin von Oru-Water. Das brachte zusammen mit der Corona-Pandemie die Oru Water-Produktion fast zum Erliegen.
Doch zum Glück waren die Filter mittlerweile in Uganda begehrt. Die rührige Produktionsleiterin Bright hatte sie auf vielen Messen erfolgreich präsentiert und Wack hatte diese frühzeitig der Wasserministerin und im Parlament vorgestellt. Hilfreich war dabei die Zusammenarbeit von Wack mit der ugandischen Botschaft in Berlin und mit der Universität in Mbara. Zudem hatte ein Ausbilder die Herstellung im Film dokumentiert.
Ein Hersteller von Dachziegeln aus der Nähe der Hauptstadt Kampala, der für Oru-Water die Brennöfen baute, war von Bright und Wack für die Idee der Serienproduktion zu begeistern. Die ursprünglichen Filter-Erfinder „Potters for peace“, eine Initiative aus Florid, und Studierende aus Miami unterstützten den Plan. Sie sammelten in Uganda Erfahrungen vom handwerklichen Vorgehen bis hin zu mikrobiologischen Daten und nutzten diese für eine Arbeit, mit der sie Spendengelder für eine größere Manufaktur einwarben. Die Filterproduktion in Handarbeit aus lokalen Rohstoffen war damit gerettet und wurde auf Ruanda ausgedehnt.
Die Manufaktur beschäftigt 50 Leute
Sie beschäftigt in Uganda mittlerweile 40 junge Leute, zumeist Frauen, die nach dem Prinzip „learning by doing“ in dieser Manufaktur ausgebildet werden. Während vorher der Kleinbetrieb Oru-Water ca. 200 bis 400 Filtertöpfe im Monat herstellte, liegt jetzt die Monatsproduktion bei rund 5.000. Sie sind vom Preis her für die einheimische Bevölkerung erschwinglich, aber WfM sorgt dafür, dass die Filter an Schulen, Krankenhäuser oder besonders bedürftige Familien zum Selbstkostenpreis abgegeben werden. Wack freut sich: „Mit einfachen und naturschonenden Mitteln ist durch die WfM-Initiative eine sehr viel größere Produktions- und Vermarktungskette entstanden, als wir gehofft hatten. Sie bekämpft Wasserknappheit und gibt den Menschen vor Ort Arbeit!“
Die Hilfsorganisation „Wasser für Menschen“ ist ein internationaler Zusammenschluss langjährig erfahrener Wasserspezialisten, gegründet 2002, vom Finanzamt Hannover als gemeinnützig anerkannt. Gespendetes Geld ist steuerlich absetzbar, fließt fast vollständig in die Projekte vor Ort. „Wasser für Menschen“ fördert effektive Selbsthilfe wie bei der Orunchinga-Filterproduktion und der Moru Clinic in Uganda. Nähere Infos gibt es unter www.wasser-fuer-menschen.de, das Spendenkonto hat die Nummer DE55 5135 0025 0224 0253 92 bei der Sparkasse Gießen.
Titelbild: Wachsendes Team, wachsende Produktion: die Filtertöpfe bewähren sich.