Jugend schmökert bald kostenlos
Bad Nauheimer Kinder, Schüler, Auszubildende und Studierende sollen ab Januar einen kostenlosen Ausweis für die Nutzung der Stadtbücherei Bad Nauheim erhalten. Das beschloss der städtische Haupt- und Finanzausschuss am Dienstagabend auf Antrag des Jugendbeirats einstimmig, beispielsweise die Sozialdemokraten, die sich in einer Pressemitteilung positiv dazu äußern. Das letzte Wort hat das Stadtparlament, das am morgigen Donnerstag, 17.9.2020 tagt (19.30 Uhr, Frauenwaldhalle Nieder-Mörlen).
Bei der Sitzung des Finanzausschusses bestätigte das Gremium Markus Philippi (FW/UWG) als Vorsitzenden mehrheitlich. Die SPD stimmte mit Nein.
Wahl wegen neuer Sitzverteilung
Die Wahl des Vorsitzenden ein halbes Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode war notwendig geworden, da sich die Sitzverteilung in allen Ausschüssen geändert hat. Grund war der Wechsel der ehemaligen Christdemokratin Petra Michel in die FDP-Fraktion, die in allen Ausschüssen daher einen Sitz mehr hat. Philippi war bei der Wahl der einzige Kandidat, vorgeschlagen durch seinen Fraktionskollegen Markus Theis. Steffen Hensel und Georg Küster, die Fraktionsvorsitzenden der SPD, stimmten mit Nein.
„Machterhalt der Freien Wähler“
Wie Küster gegenüber dem Neuen Landboten erklärte, habe er sich bereits bei der Sitzung des städtischen Bauauschusses gegen den „Versuch der Machterhaltung der FW/UWG“ ausgesprochen, um den es vor allem gehe. Aus dem gleichen Grund stimmte er auch gegen die Wahl von Manfred Jordis (CDU) zum Vorsitzenden des Bauausschusses. CDU und FW/UWG waren zu Beginn der Legislaturperiode eine Koalition eingegangen, die aber nicht mehr besteht. Daher macht es nach Ansicht von Küster keinen Sinn, an der alten Besetzung der Vorsitze festzuhalten – es sei undemokratisch. Laut Küster haben die Freien Wähler „nicht einmal ein Drittel aller Parlamentssitze“, aber den Vorsitz in zwei von vier Ausschüssen. Zudem stellen sie mit Gerhard Hahn den Parlaments-Chef.
Alle Vorsitzenden behalten Posten
Wie die Wetterauer Zeitung berichtete, sollen alle Vorsitzenden ihren Posten behalten: Neben Philippi sind dies Manfred Jordis CDU, Bauausschuss), Petra Michel (FDP-Fraktion, Sozialausschuss) und Klaus Englert (FW/UWG). FDP-Fraktionsvorsitzender Benjamin Pizarro habe zur WZ gesagt, dass es ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl „keinen Sinn“ mache, die Besetzung der Vorsitze zu ändern.
Stadtbücherei Bad Nauheim: Einstimmiger Beschluss
Der Neue Landbote hat mit Philippi über den Tagesordnungspunkt Stadtbücherei gesprochen. Wie der Freie Wähler erläuterte, sei der Beschluss zur Gebührenbefreiung für Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende einstimmig gefallen.
Jugendbeirat hat Antrag gestellt
„Alle Fraktionen haben sich positiv geäußert“, sagte Philippi. Dieser Schritt belaste den städtischen Haushalt nicht sehr, es gehe um einen Betrag von 5000 Euro. „Den Antrag hatte der Jugendbeirat gestellt. Vertreter des Beirats waren in der Sitzung anwesend und haben es begründet.“ Die Verwaltung im Rathaus habe die Vorlage erarbeitet, der Magistrat habe sie beschlossen und nun den parlamentarischen Gremien vorgelegt.
Auch für Studierende
Laut Philippi hatte der Magistrat die Forderung des Jugendbeirats auf die Personengruppe der Studierenden ausgedehnt, womit alle, die an einer Universität eingeschrieben sind, in den Genuss der Gebührenbefreiung kämen. Das gelte auch für die Senioren-Uni.
Besucherzahlen steigern
Philippi: „Es ist auch die Hoffnung damit verbunden, die Besucherzahlen in der Stadtbücherei zu steigern.“ Dem Jugendbeirat sei es vor allem um den Aspekt der Bildungschancen für alle gegangen.
„SPD unterstützt Forderung“
Wie die SPD Bad Nauheim heute mitteilte, unterstützen die Genossen die Forderung des Jugendbeirats, auf Gebühren zur Nutzung der Stadtbücherei zu verzichten. Die neuen Fraktionsvorsitzenden Steffen Hensel und Georg Küster hätten das denn auch im Finanzausschuss deutlich gemacht.
Thema wurde schon mal diskutiert
Seit einigen Jahren biete die Stadt den Erstklässlern einen gebührenfreien Nutzerausweis an. „Schon dafür benötigte es einige Überzeugungskraft“, blickt Sozialdemokrat Sinan Sert zurück. In Magistrat und bei Parlamentariern hätten Vorbehalte bestanden, diese Möglichkeit allen Schülerinnen und Schülern einzuräumen. „Es blieb bei den Erstklässlern.“
„Wird gut angenommen“
Dabei habe sich gezeigt, fährt Sert fort, dass die Maßnahme gut angenommen werde. Denn vielen Kindern habe es die Tür zur Bücherei und zum Lesespaß geöffnet.
Freier Zugang zu Büchern ist wichtig
Sert: „Dass nun seitens des Jugendbeirats diese Forderung gestellt wird, ist schlüssig und zeitgemäß. Nach wie vor hängt der Schulerfolg eines Kindes deutlich vom sozioökonomischen Hintergrund ab.“ Die „Schulkrise“ während der Corona-Einschränkungen habe dies sehr deutlich aufgezeigt. Der freie Zugang zu Büchern sei ein wesentlicher Baustein, hier zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit beizutragen.
Motiviertes Team
„Die Arbeit in der Stadtbücherei, Auswahl und Angebot der Medien sind vorbildhaft“, betont Sert. Die Motivation des Teams sei auch unter erschwerten Corona-Bedingungen ungebrochen. Mit dem vorliegenden Vorschlag seien aber weitere Überlegungen wichtig. So dürfe die Bücherei damit rechnen, dass sich die Zielgruppe ausweitet. Mit ihrem Angebot als auch infrastrukturell müsse die Stadtbücherei darauf reagieren dürfen. Sert unterstreicht: „Die Mittel, die dafür erforderlich sind, müssen dann auch fließen.“
Sofern das Stadtparlament zustimmt, tritt die Satzung ab Januar 2021 in Kraft.