Silvesterfeuerwerk

Ärzte gegen Böller

Von Michael Schlag

Die Bundesärztekammer fordert ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk in Deutschland. Hintergrund ist die hohe Zahl an Verletzungen durch Feuerwerk und die Belastung der Notaufnahmen in der Silvesternacht.

Tausende Verletzte

Durch privates Silvesterfeuerwerk würden in Deutschland jedes Jahr tausende Menschen verletzt; in etwa hundert Fällen so schwer, dass die Verletzten stationär in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Besonders häufig seien Verletzungen an Augen und Ohren, unter den Opfern sind auch viele Kinder und Jugendliche. Durch entsprechende Regelungen ließen sich die Gefahren deutlich verringern, so der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt.

Foto: Hans Rohmann auf Pixabay

Das habe sich deutlich beim Böllerverbot während der Corona-Pandemie gezeigt. So gab es in Hamburg an Silvester 2020 nur ein Drittel der Noteinsätze, verglichen mit dem Vorjahr. Ähnlich in Berlin, hier gab es an Silvester 2020 nur halb so viele Einsätze wie im Jahr zuvor. Als Alternative zur „privaten Böllerei“ schlägt der Vertreter der Ärzteschaft zentral organisierte Feuerwerke vor, oder Drohnen- und Lasershows.

Notaufnahmen im Ausnahmezustand

Ärzte behandeln in der Silvesternacht und an Neujahr viermal mehr feuerwerksbedingte Verletzungen als im Jahresmittel – 90 Prozent der Verletzten sind übrigens Männer. Das zeigt eine Datenauswertung der Deutschen Krankenhausgesellschaft von Verletzungen der Klasse „ICD W49.9“. Das Kürzel beschreibt Verletzungen, die typisch für Unfälle mit Feuerwerk sind, wie abgetrennte Finger oder Verletzungen der Augen. Im ganzen Jahr 2023 kam es zu 9.677 Fällen mit solchen Verletzungen, das entspricht 26,5 Fällen pro Tag in Deutschland, so die Krankenhausgesellschaft.

An Neujahr dagegen schnellt die Zahl sprunghaft hoch auf das Vierfache, allein am 1. Januar 2024 waren es etwa 100 Verletzte. „Feuerwerksbedingte Verletzungen führen die Krankenhäuser in der Silvesternacht regelmäßig an den Rand des Ausnahmezustands“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. Denn die Statistik bezieht sich nur auf die schwersten Fälle mit stationärer Versorgung. Da die meisten feuerwerksbedingten Verletzungen ambulant behandelt werden, sei die Gesamtzahl der Verletzten in einer Silvesternacht wesentlich höher. Auch hier der Vergleich zum Böller-freien Silvester im Corona-Jahr 2020: Damals wurden nur 32 Personen mit der Diagnose W49.9 in ein Krankenhaus eingeliefert.

Titelbild von Džoko Stach auf Pixabay

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