Prädikat für Schotten

Dritter Tourismusort in Hessen

Von Corinna Willführ

Schotten, die Stadt am grünen Vulkan, darf sich nun Tourismusort nennen. Das Prädikat erhielt die Kommune mit ihren 14 Stadtteilen jetzt vom Hessischen Wirtschaftsministerium. Voraussetzung für das Prädikat, das bislang in Hessen nur Frankfurt und Rüdesheim hatten: Tourismusorte müssen mehr als doppelt so viele Übernachtungsgäste beherbergen wie sie Einwohner haben. Für die Kommune ist die Auszeichnung mit einem Image-Gewinn verbunden. Den kann nicht nur die 11.000-Einwohner-Stadt, sondern auch der Vogelsbergkreis gut gebrauchen. Die gute Nachricht für Wanderer, Radler und Longboarder: Ab 1. Mai fahren die Buslinien des Vulkan-Express wieder.

Liebevoll sanierte Fachwerkbauten

Bilderwand im Vulkaneum.

„Ankommen und Genießen“: Mehr als 60 Seiten umfasst die Info-Broschüre der Stadt Schotten „Entdecken Sie unsere Stadtteile in ihrer ganzen Vielfalt“. 14 sind es insgesamt, plus Innenstadt. Deren mittelalterlicher Kern ist geprägt von „liebevoll sanierten Fachwerkbauten“ (Image-Broschüre) in verwinkelten Gassen, zugleich aber auch vom Leerstand in den Gebäuden einstiger Einzelhandelsgeschäfte. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Gotische Liebfrauenkirche (ist derzeit eingerüstet) und seit Sommer vergangenen Jahres das Vulkaneum. Das Museum widmet sich nicht nur der Geschichte der feuerspeienden Berge, sondern der Erdentstehung insgesamt – mit Bezug zu aktuellen Entwicklungen der Gegenwart wie der Trinkwasserversorgung für die Stadt Frankfurt.

Jährlich 500.000 Besucher auf dem Hoherodskopf

Longboarder auf dem Vulkanradweg. (Fotos: Willführ)

Rund 90.000 Besucher führt es alljährlich in den wenig außerhalb gelegenen (Tier-) und Vogelpark Schotten. An die 500.000 Menschen suchen den Hoherodskopf auf. Die zweithöchste Erhebung des Vogelsbergs lockt im Winter mit zwei Abfahrten für den Alpin-Sportler und 50 Kilometer langen Loipen. Das ganze Jahr über mit einem großen Informationszentrum – und im Sommer mit einer Sommerrodelbahn. Wären da noch der Niddastausee mit Campingplatz und Rundweg (die Staumauer wird ab 1. Juni saniert), die Prämiumwanderwege, die Mountainbike-Arena, das Freischwimmbad und und und: An Freizeitmöglichkeiten mangelt es nicht. In den Stadtteilen lässt sich manch kulturelles Kleinod entdecken – wie die Evangelische Kirche von Eichelsachsen. Auch lässt es sich an mäandernden Bächen entlang wandern wie in der „Wingershausener Schweiz“ oder auf Pilgerpfaden gehen wie der Bonifatius-Route, die unter anderem durch den Stadtteil Burkhards führt. Längst vom Geheim- zum In-Tipp aufgestiegen: der Vulkanradweg für Longboarder auf der Strecke von der Herchenhainer Höhe nach Gedern.

Schlechter Platz beim Ranking

So weit, so gut. Denn während der benachbarte Wetteraukreis beim jüngsten Ranking des Nachrichtenmagazins Focus Platz 8 von insgesamt 26 hessischen „Teilnehmern“ – 23 Landkreise und drei kreisfreie Städte – einnimmt, landet der Vogelsbergkreis auf dem vorletzten Platz. Den erhobenen Daten liegen bundesweit 401 Datensätze von Landkreisen und kreisfreien Städten zugrunde. Sie geben unter anderem Auskunft über Firmengründungen, Steuereinnahmen, Wachstum und Arbeitsplätze. Bundesweit steht der Wetteraukreis bei Firmengründungen als Maßstab für eine wirtschaftliche Aufbruchstimmung in der Region auf Platz 148, der Vogelsbergkreis dagegen auf Position 217. Nach der Lebensqualität, die ein Team aus Kölnern Sozialwissenschaftlern auswertete, kommt der Wetteraukreis auf Platz 156, der Vogelsbergkreis auf Rang 241. Kriterien für die Bewertung waren unter anderem Sicherheit, Infrastruktur und das Risiko von Altersarmut.

Auch bei den Zahlen, die die Wirtschaftsförderung Wetterau (WfG) mit Sitz in Friedberg jüngst vorgelegt hat, schneidet die oberhessische Stadt Schotten im Vergleich zu den Nachbarkommunen schlechter ab. Die von der WfG aufbereiteten Daten basieren auf Erhebungen des Hessischen Statistischen Landesamtes, sind aber, wie WfG-Geschäftsführer Bernd-Uwe Domes in einer Veranstaltung in Nidda-Bad Salzhausen betonte, qualitativ und quantitativ noch genauer auszuwerten und zu interpretieren. So ist beispielsweise die Zahl der Einwohner im Altkreis Büdingen im Zeitraum von 1991 bis 2015 um 2,5 Prozent gestiegen. Allein: In der Stadt Schotten ging sie zurück. Eine positive Entwicklung gibt es bei der Zahl der Beschäftigten am Arbeitsort. Sie stieg im Altkreis Büdingen von 2010 bis 2015 um knapp 15 Prozent. Und überraschend bei vielen negativen Zahlen zur Stadt Schotten: Hier nahm die Zahl der Einpendler sogar um 37,4 Prozent zu. Wie Domes sieht auch Klaus Karger, ebenfalls Geschäftsführer der WfG, für den Ostkreis der Wetterau und die Region, die im Verein Oberhessen vertreten ist, „eine Trendwende in der Prosperität“. Heißt, dass sich der Wachstumsdruck durch zunehmend geringere Gewerbeareale um die Stadt Frankfurt ebenso positiv in der Region auswirken könnte, wie die dort stetig steigenden Mieten. Eine Chance für die Städten und Gemeinden. Domes: „Unsere Dörfer stecken voller Energien und Potenziale durch die Menschen, die sich in vielfältiger Weise engagieren“, so Domes. Das tun sie auch in Schotten und im Vogelsbergkreis.

Ausflugsstipp für Dienstag, 1. Mai 2018: Mit dem Vulkanfest auf dem Hoherodskopf (9.30 bis 17.30 Uhr) beginnt die Saison für Wanderer und Radler. Bis 28. Oktober sind dann auch an Wochenenden und Feiertagen die Buslinien des Vulkan-Express im Einsatz, in denen in separaten Anhängern die Mitnahme von Fahrrädern möglich ist.

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