Schafwolle

Dünge-Pellets aus der Wetterau

Jedes der 8400 Schafe im Wetteraukreis liefert mindestens drei Kilo Wolle pro Jahr. Dafür gibt es bisher keine Abnehmer. Nun machen manche Schäfer mit Hilfe des Naturschutzfonds ein neues Produkt daraus.

Schafwolle wird zum Langzeit-Dünger

Mannshoch türmt sich in der Halle des Oppershofener Landwirts Stefan Heller die Wolle seiner 140-köpfigen Schafherde. Er wird sie kaum los. Denn schon lange ziehen die Textilhersteller die feine Wolle der neuseeländischen Schafe vor.

Stefan Heller hütet in seiner Halle am Oppershofener Lattwiesenweg einen ganzen Berg an Schafwolle. Der soll nun die Wetterauer Gärten fruchtbarer machen. Foto: Nissen

Ein Schäfer im Hochtaunuskreis löste das Absatzproblem, indem er die Wolle seiner Merinoschafe als Dämmmaterial beim Ausbau einer Scheune zu Wohnraum verwendete. Doch das ist nur ein Einzelfall.

Victoria und Bernd Heller aus Oppershofen haben einen anderen Plan. „Wir wollen aus der Wolle in diesem Jahr versuchshalber Dünge-Pellets machen“, sagt der Schäfer. Wie genau, sei noch nicht ganz klar.

Naturschutzfonds plant Vermarktung

In die gleiche Richtung denken auch andere Schäfer. Sie berieten bei einem Treffen, wie man das stickstoffreiche Material am besten herstellt und vermarktet. Der Naturschutzfonds Wetterau will ihnen dabei helfen. Landrat Jan Weckler, der Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins, sagte den Schäfern beim Netzwerktreffen Unterstützung zu.

Die Schafwolle kann vielen Gartenbesitzern in der Region als Dünger dienen, meldet die Kreis-Pressestelle. „An Schafwolle denken die meisten Menschen dabei wohl eher nicht. Dabei sei das Material ein Allroundtalent und gerade in den heißen, trockenen Sommern von enormem Wert.
Für den Einsatz als Dünger wird die ungewaschene Schafwolle zu Pellets gepresst. Die sehen aus wie Holzpellets, die zum Heizen verbrannt werden – sie sind aber dunkler, auch weil in den Haaren Gras und Kotreste stecken. Im Onlinehandel kann man Schafwollpellets von süddeutschen und österreichischen Anbietern bereits bestellen. Und die „Manufaktum“-Kette vertreibt die „Garden Wool“ für knapp acht Euro pro Kilo.

Verfilzte Haare, Schafskot und tote Fliegen: Auf den ersten Blick wirkt das Material nicht gerade attraktiv. Doch die ungewaschene Schurwolle birgt viele Nährstoffe für Pflanzen. Foto: Nissen

Auf dem Boden ausgebracht, geben die Pellets ihre Nährstoffe über zehn Monate langsam frei. So ist er laut Kreis-Pressestelle gut geeignet für die Versorgung von Starkzehrern mit langer Kulturdauer, also beispielsweise Kartoffeln,
Tomaten und Kohl.

Auch im Staudenbeet, bei Kübelpflanzen und in Pflanzlöchern von Bäumen wirken die Pellets angeblich Wunder. Denn neben der
guten Nährstoffversorgung könnten die Pellets das 3,5-Fache ihres Eigengewichts an Wasser speichern und die Bodenstruktur verbessern. Somit hülfen sie bei der Wasserversorgung in Trockenperioden.

Dünger aus der Region für die Region

Ein weiteres Plus ist nach Ansicht des Landrats die regionale
Verfügbarkeit von Schafwolle. Mehr noch: „Die Beweidung mit Schafen ist ausschlaggebend für das Landschaftsbild der Region. Und der Erhalt von naturschutzfachlich wertvollen Gebieten ist oft nur durch die Beweidung mit Schafen möglich. Sie sorgt für Artenreichtum und den Erhalt der Lebensräume bedrohter Arten“, betont Jan Weckler.

In der nächsten Zeit müssen einige Fragen geklärt werden: Wo und wie die Pellets hergestellt werden, wo und wie man sie verkaufen kann. Und ob sich der Mehraufwand für die mit viel Arbeit gesegneten Schäfer auch lohnt. Die Schäfereiberatung beim Naturschutzfonds im Landratsamt will bei der Klärung dieser Fragen helfen. Das Projekt wird durch das Land Hessen gefördert.
Mehr über die Schafhaltung in Wetterau auch hier: https://landbote.info/schafe-2/


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