Rechenzentrum

Bad Vilbel weist Kritik zurück

Die Kritik des Umweltverbandes BUND und der Anwohner-Bürgerinitiative am Bau eines großen Rechenzentrums in Bad-Vilbel ist aus Sicht der Stadtverwaltung unbegrünbet. So liest sich eine Stellungnahme aus dem Dezernat des Bürgermeisters Sebastian Wysocki (CDU) zum Bericht über eine Onlinekonferenz der Rechenzentrums-Kritiker. Sie nennt auch weitere Details.

„Gebäudeoberkante maximal 32,5 Meter“

Die Gebäudehülle werde keine 50 Meter hoch, wie in der Onlinekonferenz suggeriert, schreibt Stadt-Pressesprecher Yannick Schwander. Nur die Schornsteine könnten eine maximale Höhe von 50 Metern erreichen. Die Gebäudeoberkante betrage maximal 32,50 Meter. „Schornsteine dürfen nur in einem vom Wohngebiet abgewandten Teil des Baugebiets und in diesem Bereich nur auf einer Fläche von 6,3 Prozent der überbaubaren Grundstücksfläche auf maximal 50 Meter errichtet werden.“

Planungsentwurf von Vantage data Centers zum Rechenzentrums-Campus „Im Schleid“ in Bad Vilbel. Screenshot.

Falsch sei auch, dass der Investor kein Gesprächsangebot gemacht habe. Es gab am 26. Juni 2025 ein Nachbarschaftstreffen, so Schwander, organisiert und eingeladen durch die Firma Vantage. Zudem habe es auch in der Bürgersprechstunde des Ortsbeirates die Gelegenheit gegeben, mit der Politik und dem Bürgermeister ins Gespräch zu kommen.

Das blau unterlegte Areal neben der B3 im Norden von Bad Vilbel soll zum Rechenzentrum werden. Repro: Nissen

Kein Protokoll, sondern „Abwägungsdokument“

Ebenfalls falsch dargestellt sei die Aussage, es gäbe ein 494 Seiten starkes Protokoll des Bebauungsplans. „Wir stellen richtig: Es ist kein Protokoll des Bebauungsplans, sondern das sogenannte Abwägungsdokument mit den Stellungnahmen zur Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 (2) BauGB sowie der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 (2) BauGB zur 5. Änderung des Bebauungsplans „Im Schleid“ der Stadt Bad Vilbel. Das Dokument enthält die Beschlussvorschläge über die fristgerecht vorgebrachten Stellungnahmen.“

Die Abwärme des Rechenzentrums werde eine Nutzung finden, heißt es aus dem Dezernat des Bürgermeisters. Denn mit der Änderung des Bebauungsplans würden die Voraussetzungen geschaffen, einen Rechenzentrumscampus anzusiedeln. In dem festgesetzten Gewerbegebiet würden aber auch andere gewerbliche Nutzungen grundsätzlich zulässig sein.

Abwärme soll genutzt werden

Der Investor des Rechenzentrumscampus habe zugesagt, bereits in der Planungs-, Entwicklungs- und Bauphase alle technischen Voraussetzungen zu schaffen, um künftig Abwärme für die Stadt Bad Vilbel bereitstellen zu können. „Damit kann der Investor vollumfänglich die Anforderungen des Energieeffizienzgesetzes erfüllen, das für Rechenzentren mit Inbetriebnahme ab dem 1. Juli 2026 die Bereitstellung eines erheblichen Anteils ihrer Abwärme an Gemeinden oder lokale Wärmenetzbetreiber vorschreibt.“

Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, bis 2028 eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen, was sie laut Schwander auch tun wird.

Das Umspannwerk südlich von Rendel wird gerade modernisiert, damit es weitere Großabnehmer mit viel Strom beliefern kann. Im Vordergrund soll nahe der Nidder ein Rechenzentrum entstehen. Ein noch zu verlegendes Erdkabel soll weitere Megawatt in das gut fünf Kilometer weiter westlich entstehende Groß-Rechenzentrum in Bad Vilbel leiten. Foto: Nissen

Um den Campus mit Strom zu versorgen, soll laut Stadtverwaltung ein Erdkabel vom Umspannwerk der Avacon südlich von Karben-Rendel zum künftigen Rechenzentrum verlegt werden. Beide Orte sind ungefähr fünf Kilometer voneinander entfernt. Die Stromleitung sei nicht Teil des Bebauungsplanes und durchlaufe ein eigenständiges Genehmigungsverfahren.

Die regelmäßigen Probeläufe der starken Notstrom-Diesel würden die Umgebung mit Abgasen belasten, monierten Kritiker des Rechenzentrums. Die Stadtverwaltung entgegnet, es werde eine Umweltverträglichkeitsprüfung geben. Sie solle sicherstellen, „dass die gesetzlichen Vorgaben für Schadstoffkonzentrationen in der Nachbarschaft eingehalten werden“.

Die Aussage eines Kritikers zu einem vermeintlichen Gaskraftwerk am Standort entbehre jeglicher Realität. „Richtig ist: Am Standort ist kein Gaskraftwerk geplant. Mutmaßungen und Einschätzungen der Bürgerinitiative hierzu eigenen sich nicht für eine sachliche Debatte.“

Weil auf dem Baugelände Rebhühner und Feldlerchen gesichtet wurden, soll laut Stadtverwaltung ein bislang intensiv genutzter, 5,8 Hektar große Acker in der Gemarkung von Nieder-Erlenbach so bepflanzt werden, dass sich die in Bad Vilbel verdrängten Bodenbrüter dort ansiedeln können.

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