Am 3. Mai ist ihr Welttag
von Ursula Wöll
„Wenn ich mir vorstelle, ich würde meine online-Beiträge in Ankara oder Peking oder Dhaka schreiben, hätte ich unruhige Nächte, so harmlos ihr Inhalt auch ist“, schreibt Landbote-Autorin Ursula Wöll anlässlich des 3. Mai, dem Welttag der Pressefreiheit. An diesem Tag wird seit seit 1994 aufgezeigt, wo die Freiheit der Presse verletzt wird und wie wichtig die freie Berichterstattung für die Demokratie ist.
Pressefreiheit ist lebenswichtig
Mit der Pressefreiheit verhält es sich wie mit anderen lebenswichtigen Dingen: Solange sie existieren, nimmt man sie für selbstverständlich. Erst wenn sie verloren gehen, erkennt man ihre Kostbarkeit. Wenn ich mir vorstelle, ich würde meine online-Beiträge in Ankara oder Peking oder Dhaka schreiben, hätte ich unruhige Nächte, so harmlos ihr Inhalt auch ist. Für jedes autoritäre Regime ist eine freie und unabhängige Berichterstattung verdächtig. Denn Informationen über Missstände sind die Voraussetzung zu ihrer Veränderung. Unsere Historie der strikten Vor- und Nachzensur im Absolutismus beweist die Angst der Herrschenden vor Meinungsfreiheit. Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig verlegten ihre Diskussionen über den ‚Hessischen Landboten‘ an die Badenburg, wo sie durch das Rauschen des Lahnwasserfalls abhörsicher waren. Weidig inhaftierte man später, er kam im Darmstädter Gefängnis um.
Pressefreiheit ist ein Menschenrecht
Wie stark das Bedürfnis ist, frei reden, schreiben und lesen zu können, beweist auch das Hambacher Fest vom 27. Mai 1832. Über 20000 Menschen zogen zum Schloss hinauf, um vor allem Pressefreiheit zu fordern. Heute ist sie in unserer Verfassung in Artikel 5 des Grundgesetzes festgeschrieben: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt…. (Frauen sind natürlich in das ‚jeder‘ eingeschlossen.) Auch in Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen wird – Papier ist geduldig – die Pressefreiheit gefeiert. Und der 3. Mai jeden Jahres wurde 1993 durch die UN-Generalversammlung zum Internationaler Tag der Pressefreiheit ernannt, an dem Verstöße besonders kritisiert werden sollen.
Ein zartes Pflänzchen
Die Meinungsfreiheit, ohne die es keine Demokratie gibt, ist nämlich ein zartes Pflänzchen und will gehätschelt werden. Hierzulande ist sie durch die Medienkonzentration gefährdet und auch durch den Mangel an ‚innerer‘ Pressefreiheit. Wenn der Boss einer Zeitung seine Redakteure gängelt, um etwaige Anzeigenkunden nicht zu vergrätzen, so bleibt das den LeserInnen allerdings meist verborgen. Das Fehlen der ‚äußeren‘ Pressefreiheit ist weit gravierender, denn es bedroht die JournalistInnen existentiell. Im letzten Jahr, 2015, kamen 144 Reporter ums Leben. Deshalb ist der Verein REPORTER OHNE GRENZEN so wichtig. Er dokumentiert nicht nur Verstöße weltweit, sondern alarmiert die Öffentlichkeit, wenn JournalistInnen in Gefahr sind.
So setzte er sich mit einer Unterschriftensammlung für die beiden inhaftierten Cumhuriyet-Journalisten ein. Er unterstützt auch finanziell bedrohte und inhaftierte JournalistInnen sowie deren Familien.
Fotos für die Pressefreiheit
Reporter ohne Grenzen eV. ist Teil der 1985 gegründeten internationalen Organisation ‚Reporters sans Frontières‘ mit Hauptsitz in Paris. Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und dem Verkauf des Buches „Fotos für die Pressefreiheit“, das nun für 2016 vorliegt. Renommierte Fotografen stellen jährlich ihre Arbeiten kostenlos für diesen Band zur Verfügung. Es sind außergewöhnliche Blickwinkel, aus denen die 20 Fotografen auf die Brennpunkte des Weltgeschehens sehen. Omar Imam aus Syrien etwa fotografiert nicht nur Flüchtlinge, er ist selbst einer. Seine aufwändig inszenierten Aufnahmen entstanden in libanesischen Zeltlagern. Der international gefragte Yannis Behrakis aus Griechenland zeigt seine eindrucksvolle Dokumentation verzweifelter Pensionäre und arbeitsloser GriechInnen.
Der Band „Fotos für die Pressefreiheit 2016“ kostet 16 Euro inklusive Versand und MwSt. Er kann bestellt werden unter reporter-ohne-grenzen.de
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