Paul Klee

Ein Buch für Kinder

von Ursula Wöll

Paul Klee, der berühmte Maler, starb 1940 in Bern mit nur 61 Jahren. Und doch hinterließ er tausende fantasievolle Werke, meist irgendwo zwischen konkret und abstrakt im Stil. Kinder sind durchaus für diese rätselhaften Bilder zu begeistern, und extra für Kinder gibt es nun das Buch „Bilder träumen: Abenteuer Kunst“ aus dem Prestel-Verlag. Mit dem Bildband kann auf schönste Weise der Kunstunterricht zu Hause stattfinden. Aber das Buch entzückt auch Eltern und Großeltern und macht sie zu Klee-Fans.

Unbefangene Entdeckerfreude

Paul Klee, Mädchenklasse im Freien

Autor Jürgen von Schemm hat mit der Klasse 4 einer Mannheimer Grundschule kooperiert und die Wirkung der ausgewählten Bilder auf die Kinder vorab getestet. Etliche ihrer spontanen und originellen Äußerungen fanden Eingang ins Buch, denn gerade das Angedeutete hinter Klees Bildern fordert ihre Fantasie heraus. Paul Klee selbst äußerte sich über sein Werk so: „Meine Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Nehmen wir das Beispiel ‚Mädchenklasse im Freien‘ aus dem Buch. Sofort erkennen die Kinder, dass es sich um viele Gesichter handelt und dass die schwarzen Punkte Augen darstellen. Immer gibt der Künstler seinen meist kleinformatigen Werken einen Titel, der die Fährte zur Interpretation legt. ‚Mädchenklasse im Freien‘ erinnerte an die Stimmung während eines eigenen Ausflugs. Einer Betrachterin fiel eine schnatternde Gänseherde ein. Ein weiteres Kind spann diesen Faden weiter: „Die gelbe kommt mir vor wie eine dicke Ente.“ Alle Assoziationen sind erlaubt, keine davon ist „falsch“.

Paul Klee, Der Mann mit dem Mundwerk

‚Der Mann mit dem großen Mundwerk‘ provoziert die Kommentare noch stärker. „Große Klappe“, so der Tenor. Wichtig ist nicht nur der Piekser, den die Fantasie erhält, sondern auch die ästhetische Bildung. Die Kinder sollen lernen, dass es nicht nur die gefällige Dutzendware gibt, die Mensch und Tier schön rundlich nach dem Kindchenschema darstellt. Sie haben das Recht, nicht nur anspruchsvolle Literatur, sondern auch anspruchsvolle Kunst kennenzulernen. Und dazu zählen die Klee-Bilder allemal. Ein letztes Beispiel dafür aus dem Jugendbuch, das insgesamt 14 Gemälde groß abbildet und originell bespricht. Wer etwa das Bild „Garten am Bach“ ansieht, wird sofort stutzig und zu Fragen provoziert. Wo ist denn hier der Bach? Ist er zu den zwei kleinen Pfützen eingetrocknet? Hat Klee die Klimaverwerfungen vorausgeahnt? Oder wollte er nur stutzig machen?

Etwas über Paul Klee

Paul Klee, Landschaft mit sinkender Sonne

Paul Klee ist bei Bern geboren. In einer bürgerlichen Familie wuchs er auf, mit 7 Jahren lernte er bereits Geige zu spielen. Für einige Jahre ging der Mann mit den auffällig runden schwarzen Augen später ans Bauhaus nach Dessau und Weimar, entwickelte aber seinen eigenen Stil.1931 wurde er Lehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie. Doch bereits 1933 vertrieben ihn die Nazis. Mit Frau Lily, Sohn Felix und Kater Bimbo ging er zurück in die Schweiz. Er starb 1940 an einer Knochenkrankheit, schon länger zuvor wusste er um sein nahes Ende. Wie diszipliniert muss er gewesen sein, dass so viele Werke entstanden! Wieso gingen ihm die Einfälle niemals aus? Unglaublich, diese schöpferische Produktivität. Zu erwähnen wäre noch, dass er die arabischen Länder liebte. Mit August Macke und Louis Moilliet machte er 1914 die berühmte Tunisreise, später fuhr er nach Ägypten. Diese Länder mit ihren klaren Linien und intensiven Farben haben sicher seine Kunst stark beeinflusst.

Das großformatige Buch ‚Paul Klee, Bilder träumen‘ stellt 14 Gemälde vor mit großer Abbildung und kurzweiligem Text. Es ist bei Prestel junior erschienen und kostet 7,99 Euro. ISBN 978-3-7913-7228-0

Titelbild: Ein Ausschnitt aus „Garten am Bach“ von Paul Klee

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