Klangidentität der Instrumente
Von Elfriede Maresch
Mit dem Oberhessischen Orgelsommer 2018 gelingt es dem Initiator Krystian Skoczowski zum vierten Mal, auf den Wert historischer und neuzeitlicher Orgeln der Region aufmerksam zu machen. Das Publikum erlebt die besondere „Klangidentität“ jedes Instrumentes im Spiel meisterlicher Interpreten. Dabei stehen vor allem die kleineren Orgeln im ländlichen Raum im Mittelpunkt, denn gerade hier zeigt sich die Orgellandschaft Oberhessen besonders vielfältig und beachtenswert. In den Konzertpausen wird bei gutem Wetter vor der Kirche ein Orgeltropfen gereicht. Dabei ist im Gespräch mit den Interpreten eine weitere Möglichkeit, mehr über die einzelnen Orgeln zu erfahren.
Oberhessischer Orgelsommer
Die künstlerische und organisatorische Leitung der Konzertreihe haben Propsteikantorin Marina Sagorski (Gießen), Krystian Skoczowski (Schwickartshausen) und Thomas Wilhelm, Orgelsachverständiger der EKHN (Karben). Die Konzertreihe wird ermöglicht durch die Unterstützung der Ovag Energie AG, der Sparkasse Oberhessen sowie der Eichhorn AG. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.
Der Kirchenmusiker Krystian Skoczowski, Initiator der Reihe, ist der Region musikalisch und persönlich verbunden. Er ist Dozent am Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz und hat an der Universität Köln Lehraufträge für Gehörbildung und Musiktheorie, weiter einen Auftrag als Kirchenmusiker an St. Elisabeth in Kesselstadt-Hanau. In Schwickartshausen gibt er Orgelkonzerte, zu denen er auch andere Musiker einlädt. Dort ist es Tradition geworden, dass ihn Studenten und junge Kirchenmusiker im Winter einige Tage besuchen und das Stundengebet mit ihm singen. Skoczowskys besonderes Interesse gilt dem gregorianischen Choral, dazu leitet er regelmäßig Seminare. 2002 gründeten Berliner Kirchenmusiker das Ensemble „Virga Strata“, das Skoczowski ebenfalls leitet. Dieses a cappella-Ensemble widmet sich der geistlichen Vokalmusik von der Gregorianik bis zur Mehrstimmigkeit der frühen Renaissance. Nächste Woche wird „Virga Strata“ eine CD teils im Brandenburger Dom, teils in St. Johannis, Werben, aufnehmen.
Wallernhausen bis Kaichen
Der oberhessische Orgelsommer 2018 beginnt am Samstag, 16. Juni um 18 Uhr in der evangelischen Kirche Wallernhausen. Die dortige zweimanualige Orgel wurde 1906 von der Licher Werkstatt Förster & Nicolaus hergestellt und in ein barockes Gehäuse von Johannes Bien (Blankenau), angefertigt 1720, eingepasst. Spielen wird Niddas Dekanatskantorin Anja Katrin Krauße.
In der Werkstatt Ratzmann (Gelnhausen) wurde 1845 die Orgel für die evangelische Kirche auf dem Herrnhaag gebaut. Am Samstag, 23.Juni um 19.30 wird der Schottener Dekanatskantor Kiwon Lee, auch als Chorleiter vielseitig engagiert, dort mit Kompositionen von Barock bis Romantik konzertieren.
Am Samstag, 30. Juni, sind Interessierte um 18 Uhr in die evangelische Kirche Niederrodenbach im Main-Kinzig-Kreis eingeladen, wo das größte erhaltene Werk des Nieder-Florstädter Orgelbauers Johann Friedrich Syer von 1767 weitgehend im Originalzustand erhalten ist. 2016 wurde die Orgel restauriert. Sie wird nun gespielt von Christiane Lux, freier Organistin und Cembalistin, Dozentin an der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg und an der Kirchenmusikalischen Ausbildungsstätte Schlüchtern.
Am Samstag, 7. Juli um 18 Uhr spielt Raimund Murch (Nieder-Moos), Regionalkantor des Bistums Fulda, auf der Orgel der evangelischen Kirche in Kaichen, erbaut 1854 von Johann Georg Förster, Lich. Mit dieser Orgel sowie Wallernhausen und Herrnhaag haben die Zuhörer Werke der beiden markanten hessischen Orgelbauer des 19. Jahrhunderts in Oberhessen und im Kinzigtal, Förster und Ratzmann kennengelernt. Murch, inzwischen Ruheständler, war Gründer und Leiter der Hanauer Symphoniker und der dortigen katholischen Stadtkantorei.
Eine zeitgenössische Orgel aus der Werkstatt Oberlinger (Windsheim) von 1973, saniert durch Förster & Nicolaus 2015, ist am Samstag, 21. Juli um 19 Uhr in der evangelischen Kirche Nieder-Wöllstadt zu hören. Es spielt der Organist der Heilig Geist-Kirche Hanau und der polnischen Mission, Pawel Pakula.
Schließlich ist am Samstag, 4. August um 18 Uhr Krystian Skoczowski selbst auf der neuen Eule-Orgel der evangelischen Stadtkirche Nidda im barocken Gehäuse von Johann Andreas Heinemann (1780) zu hören.