Olympische Spiele

Eine Butzbacherin in Paris

Von Michael Schlag

Die Olympischen Spiele sind zu Ende, für die Meisten waren die Wettkämpfe ein Ereignis im Fernsehen. Doch wie war es in Paris in dieser Zeit, berichtet wurde von einer wunderbaren Stimmung in der Stadt. Isabell Häuser aus Butzbach war zehn Tage in Paris dabei, der Landbote sprach mit Ihr über Ihre Eindrücke und auch über das Fahrradfahren in Paris.

Es war eine sehr schöne Stimmung

Landbote: Wie war es bei den Olympischen Spielen in Paris?

Isabell Häuser: Die Stimmung war wirklich super. Am ersten Tag war ich beim Radrennen, unterhalb von Montmartre hatte ich mir eine Kurve ausgesucht. Dort kamen sie zweimal vorbei, einmal bei der Hinfahrt hoch zum Montmartre und eine halbe Stunde später wieder zurück. Bei jedem Radfahrer wurde geklatscht und gejubelt. Neben mir standen Spanier, hinter mir noch ein paar Deutsche und links von mir Franzosen. Man war nicht alleine, alle haben miteinander geredet, es war eine sehr schöne Stimmung. Aber die sind wirklich enorm schnell durchgefahren, es hieß, 45 Kilometer pro Stunde. An einer Kurve bremsen sie schon ein bisschen ab, aber es war schon sehr schnell. Ich bin auch Radfahrerin, aber so schnell wäre ich da nicht gefahren.

Ein Radrennen zu sehen, war wohl naheliegend, als Vorsitzende vom Radverein RV Hochweisel in Butzbach.

Irgendwas mit Radfahren wollte ich auf jeden Fall machen. Wenn nicht das, dann wäre ich vielleicht zum Triathlon gegangen, das wäre dann am übernächsten Tag gewesen.

Isabell Häuser an der Fahrrad-Rennstrecke. (Fotos: Isabell Häuser)

Welche anderen Disziplinen hast Du noch gesehen?

Kajak Cross hatte ich mir ausgesucht, weil ich diese Cross Wettbewerbe einfach klasse finde, auch zum Zuschauen. Das war in einem Nautik Stadion, ein bisschen außerhalb von Paris. Ich bin mit der Vorortbahn rausgefahren, der RER, und habe das Fahrrad mitgenommen. Bei der Ankunft hat mich ein Polizist gleich zum Fahrradparkplatz gewunken. Da wurde das Fahrrad mit dem Handy eingecheckt, ich musste meine Handynummer geben und es wurde ein Foto gemacht von mir zusammen mit meinem Fahrrad. Als ich es später wieder abgeholt habe, haben sie wirklich darauf geachtet, dass das mein Handy ist, und dasselbe Foto mit demselben Fahrrad und demselben Besitzer. Dann konnte ich mit dem Fahrrad wieder losfahren.

Die bewachte Fahrradstation.

Mit Zug und Fahrrad zu den Wettkämpfen

Ging das gut mit Zug und Fahrrad in Paris, zu den Wettkampfstätten?

Das ging sehr gut. Ich bin immer diese Vorortbahnen gefahren, die haben auch Stellplätze für Fahrräder. Die Bahnen waren schon voll, manchmal standen auch Leute, aber man konnte das Fahrrad locker mitnehmen. In der Metro musste ich es mal zusammenklappen, ich hatte ein Klapprad, aber sie haben mich auch mitgenommen.

Der Fahrradweg Stade de France.

Wie kommt man insgesamt mit dem Fahrrad durch Paris?

Ich finde, sie haben sehr viel für Fahrradfahrer gemacht und Paris fährt auch Rad. In der Innenstadt ist das manchmal etwas kritisch, kein Fahrradfahrer hält an der roten Ampel. Die Touristen, die in der Innenstadt mit einem der Vélib-Leihräder losfahren, sind da eher unsicher. Alle fahren bei Rot über die Ampel, die Touris dann auch, aber mit dem ungewohnten Rad eben langsamer. Und die Pariser wissen ja auch, wo sie fahren können und wo nicht. In der Innenstadt war es ein bisschen chaotisch, aber sonst gab es wirklich abgetrennte Fahrradwege. Einmal war ich ein Stück außerhalb und gerade an diesem Samstag hat die Bahn nicht bei meiner Station gehalten. Ich bin dann eine Station vorher ausgestiegen und auch da gab es einen Fahrradweg und der war auch ausgeschildert. Was ich noch sehr gut fand: Es gab überall Trinkwasserstationen, wo man kostenlos seine Wasserflasche auffüllen konnte.

Radrennen, Kajak, welche Wettkämpfe hast Du noch gesehen?

Die Leichtathletik abends im Stade de France. Ich bin schon ein bisschen eher reingefahren in die Stadt und dachte, ich muss mir jetzt einen Fahrradweg suchen. Aber jede Wettkampfstätte war für Fahrräder ausgeschildert, für das Stade de France waren es rosa Schilder. Denen bin ich einfach gefolgt, kam dann zu einem Kanal, an dem konnte man wunderbar Radfahren bis direkt zum Stade de France. Und da war es wieder so ähnlich organisiert mit dem Fahrradparkplatz, hier hat man ein Bändchen bekommen und der Platz war die ganze Zeit bewacht. Man sollte immer eine Stunde vor Beginn der Wettkämpfe da sein, ich war so um fünf da, und habe dann meinen Port gesucht. Das Gelände ist extrem groß, wenn man Pech hat, muss man eine halbe Runde um dieses Stadion machen. Um halb sieben fing es dann sehr pünktlich an, es wird ja in die ganze Welt übertragen, dann müssen sie pünktlich anfangen, damit nirgendwo ein Versatz entsteht. Es waren dann sehr spannende Wettkämpfe, insbesondere der Stabhochsprung der Frauen, das war am Ende wirklich knapp, wer schließlich die Goldmedaille bekommen hat.

Wie gut erkennt man das eigentlich im Stadion, verglichen mit dem, was wir im Fernsehen sehen konnten?

Das war ein bisschen Pech. Gerade der Stabhochsprung war am anderen Ende des Stadions, aber ich hatte eine Kamera mit Teleobjektiv, so konnte ich es mir etwas heran zoomen. Es wird natürlich hoch auf den Bildschirmen noch mal der Sprung wiederholt, da sieht man es besser. Was ich gut verfolgen konnte, war der Dreisprung der Herren, der fand gleich vor mir statt. Ganz toll war dann der 3000 Meter Hindernislauf, und auf den 3000 Metern sind sie ja mehrmals bei mir vorbeigekommen. Man konnte das gut verfolgen, auch wenn einer zum Überholen angesetzt hat und die Stimmung war ganz, ganz klasse.

Stabhochsprung und 3000-Meter-Lauf mit dem Teleobjektiv beobachtet.
Wenn das Stadion bebte

Ist es tatsächlich so ein besonderes Erlebnis im Stadion, verglichen mit dem Zuschauen zu Hause im Fernsehen?

Ja, das ist wirklich so, diese Stimmung im Stadion. Wenn irgendwo ein Franzose vielleicht unter die ersten Drei gekommen ist, dann war der Jubel riesengroß, dann hat das Stadion gebebt. Auch beim Kajak, als da ein Franzose weitergekommen ist, das war echt ein super Erlebnis. Beim Fechten im Modernen Fünfkampf saßen hinter mir, ich glaube Mexikaner, die hatten wohl einen Favoriten auf eine Medaille, und die haben bei jedem Punkt gejubelt, das ist schon ein anderes Erleben.

Wie bist du überhaupt darauf gekommen, zur Olympiade nach Paris zu fahren?

Ich habe eine Freundin, die in einem Vorort von Paris lebt, das habe ich mit einem Besuch verbunden, bei ihr konnte ich auch die zehn Tage wohnen. Wir waren zusammen beim Basketball und auch bei der Abschlusszeremonie. Es gab auch ein paar Tage, wo ich nicht bei Olympia war, ich habe das mit einem Urlaub kombiniert und mir auch andere Sachen in Paris angesehen.

Du hast ein Foto mitgebracht von einer Straße abends in Paris, viele Menschen und im Hintergrund sieht man eine Art Heißluftballon. Was ist das?

Das war in den Tuilerien, das ist der Heißluftballon mit dem olympischen Feuer, es sollen aber eigentlich nur LED-Lichter sein. Jeden Abend zur Sonnenuntergangszeit, zu dieser blauen Stunde, haben sie ihn aufsteigen lassen. Das war immer ein bisschen Spektakel. Die Touristen sind da hin, man konnte Selfies und schöne Filme machen, wenn der Ballon langsam hochgestiegen ist.

Isabell Häuser (rechts) mit ihrer Freundin, im Hintergrund der Ballon.

Jetzt will Deutschland sich möglicherweise für eine der kommenden Olympiaden bewerben. Was hältst Du davon?

Das finde ich total klasse. Darüber haben wir schon gesprochen. Wenn das wirklich nach Deutschland kommt, dann besucht mich meine Freundin und wir machen das Ähnliche wie in Paris hier noch mal.

Titelbild: Das Nautik Stadion, in dem sich in dem sich Isabell Häuser den Kajak Cross Wettkampf anschaute.

2 Gedanken zu „Olympische Spiele“

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