Zwei Weltbürger als Botschafter
Mittelhessen hat zwei neue Botschafter: den Profi-Bergsteiger und Unternehmer Florian Hill (links) und den Philosophen und Schriftsteller Stephan Thome.
27 Botschafter für Mittelhessen
Die beiden neuen Mittelhessen-Botschafter wurden während des plamentarischen Abends des Mittelhessen e.V. am 1. September 2016 in Gießen gekürt, teilt das Regionalmanagement Mittelhessen mit. Hill und Thome reihen sich ein in eine Gruppe von inzwischen 27 prominenten Einzelpersonen und Teams, zu denen Wissenschaftler und Unternehmer, aber auch Sportler wie Fabian Hambüchen, Musiker wie „DieAmigos“ und Schauspieler wie der Tatort-Mime und Autor Joe Bausch gehören.Mit mit ihrem Prestige sollen sie das Image der Region fördern, aus der sie kommen oder in der sie leben. Mit Hill und Thome hat der Verein Mittelhessen zwei Weltbürger (zusammengerechnet waren die beiden zur Ernennung über 17 000 Kilometer angereist) zu Botschaftern ernannt, die den Ruf ihrer Heimat weit um den Globus tragen:
Profi-Bergsteiger
Florian Hill, 1984 in Weilburg geboren und in Lahnau aufgewachsen, hat sich weltweit seit 2003 als Profi-Bergsteiger auf extremen Niveau durch zahlreiche Erstbegehungen einen Namen gemacht; dabei zeichnet ihn aus, dass er möglichst wenig Absicherung durch Technologie legt und nicht ständig online ist. Seit 2012 ist er Gründer einer Unternehmensberatung in New York, die sich mit transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen beschäftigt. Weitere Herausforderungen für Hill waren Schlittenhundereisen nach Alaska und zurzeit Bullenreiten beim Rodeo in Texas. Sein nächstes Ziel lautet: „Beim professionellen Rodeo in Wyoming teilnehmen“ – falls es Hills unternehmerische Ambitionen zulassen. Denn Hill arbeitet auch als strategischer Berater für den Think Tank „European Horizions“ an der amerikanischen Yale-Universität“. Eine Karriere, die man in seiner Jugend vielleicht nicht erwartet hätte, denn er begann beim „Boxteam Lahn“ seine sportliche Laufbahn als olympischer Boxer, die er allerdings mit 19 Jahren bereits beendete. Was treibt Hill an? „Die Sehnsucht ist meine Krankheit“, bekräftigte der 32-Jährige. „Bei aller Ferne hat er den Kontakt nach
Mittelhessen nie verloren“, betonte seine Laudatorin und Mittelhessen-Vorstandsmitglied Annegret Puttkammer, Pröpstin der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau am Donnerstag, denn Hill arbeitet mit heimischen Firmen und Unternehmern zusammen.
Sich selbst hinterfragen
Stephan Thome, wurde 1972 in Biedenkopf geboren und studierte Philosophie, Religionswissenschaft und Sinologie an der Freien Universität in Berlin. Bekannt wurde er 2009 mit seinem erfolgreichen Debüt-Roman „Grenzgang“, in dem das titelgebende, nur alle sieben Jahre stattfindende historische Heimatfest aus Thomes Geburtsstadt den zeitlichen Rhythmus für den Blick auf die Protagonisten vorgibt. In den vergangenen Jahren lebte er hauptsächlich in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh, wo er über konfuzianische Philosophie des 20. Jahrhunderts forschte. Dort gebe es natürlich nur eine sehr unkonkrete Vorstellung von der Region Mittelhessen. „Dinge, mit denen man aufgewachsen ist, verlieren in der Ferne ihre Selbstverständlichkeit – man kann sich
dadurch viel besser selbst hinterfragen“, sagte Thome, der sich aber nicht nur in Asien, sondern auch lange in Lissabon aufgehalten hat. Seine Eindrücke fern der alten Heimat verarbeitete Thome 2012 in seinem Reiseroman „Fliehkräfte“. Anfang dieses Jahres folgte „Gegenspiel“, in dem sich die Protagonistin Mitte der Siebziger Jahre von der portugiesischen Hauptstadt über Berlin bis in die deutsche Provinz bewegt. 2014 wurde Stephan Thome von der Akademie der Künste mit dem Großen Kunstpreis Berlin in der Sparte Literatur ausgezeichnet. Im gleichen Jahr folgte zudem der George-Konell-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden. „Sie halten einem beim Lesen den Spiegel vor. Das muss man erst einmal aushalten können. Wenn man es aushält, dann macht es Spaß“ offenbarte sich Thomes Laudator Dr. Lars Witteck von der Volksbank Mittelhessen als Fan des Autors.