MATHEMATIKUM

Geheimnisse machen neugierig

von Jörg-Peter Schmidt

Experimente zum Verschlüsseln bietet die jetzt eröffnete Sonderausstellung zum Thema „Geheimnisse“ im Gießener Mathematikum. Zur Ausstellung gehören auch einige Objekte einfach zum Anschauen, so auch eine Verschlüsselungsmaschine aus dem Jahr 1941 im Original.

Verschlüsselungsmaschine ist original

Diese Maschine wurde vermutlich gegen Ende des des Zweiten Weltkriegs in der Nord- oder Ostsee versenkt und erst nach dem Jahr 2000 wieder ans Tageslicht gebracht. Die SG 41 Z, entwickelt vom deutschen Kryptologen Fritz Menzer, erwies sich als weitaus sicherer als die berühmte „Enigma“ . „Mit einem Gewicht von stolzen 13,5 Kilogramm war diese Apparatur allerdings zu schwer, um sie einzusetzen“,  erläuterte Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher im Rahmen einer  Pressekonferenz, bei der sich der Medienvertreter über die insgesamt  20 interaktive Stationen informieren konnten. 

Außer Albrecht Beutelspacher, Gründer und Leiter des Mitmachmuseums in der Liebigstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs,  erläuterten  noch Kuratorin Laila Samuel und die Geschäftsführerin des Mathematikums, Elisabeth Maaß, Sinn und Zweck dieser Ausstellung, die bis zum Sommer 2024 bei kostenlosem Eintritt (nur der Eintritt ins Museum wird bezahlt) zu sehen ist. Übrigens findet zumThema  SG 41 am Donnerstag, 16. November 2023 um 19 Uhr bei freiem Eintritt ein Vortrag des Filmemachers Robert Jahn im Mathematikum statt. 

Herausforderungen für die Menschheit

Neben den Möglichkeiten zum Experimentieren fällt das Auge des Betrachters auch auf faszinierende Fotos im Hintergrund wie das von einem  Labyrinth, das den Titel trägt: „The Hornbeam Maze And Chinese Pavilion At Woburn Abbey“ von Heritage Images/Hulton Archive via Getty Images.

Zum Auftakt des Pressegesprächs sagte Prof. Beutelspacher: „Schon immer haben Geheimnisse die Menschheit fasziniert und herausgefordert. Warum braucht man sie? Wie hält man sie geheim? Und wie kommt man an die Geheimnisse anderer heran? In der aktuellen Sonderausstellung sind Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich spielerisch mit dem Thema Geheimnis auseinanderzusetzen. Geheimnisse spielen nicht nur in der Technologie eine Rolle, sondern sind auch in unserem privaten Leben allgegenwärtig. Das reicht von primitiven Verstecken von Schlüsseln unter der Fußmatte über geheime Tagebücher bis zu Abmachungen, Verträgen, Testamenten, die für Außenstehende geheim bleiben müssen.“

Gibt es überhaupt noch Privatsphäre?

Beutelspacher fuhr fort: „Schließlich haben Geheimnisse auch für das Funktionieren der Gesellschaft eine große Bedeutung. Sie reichen vom Wahlgeheimnis über Datenschutz bis hin zur Anonymität des Bargelds, die es einem erlaubt, gewisse Transaktion zu vollziehen, ohne Spuren zu hinterlassen. An dieser Stelle öffnet sich auch eine große gesellschaftliche Debatte, die sich an der Frage entzündet: Wie viel kann oder darf oder soll ein Internetkonzern von jedem einzelnen wissen? Anders gefragt: Kann man angesichts der heutigen Möglichkeiten noch seine Privatsphäre wahren oder ist dies nicht mehr möglich oder, wie manche meinen, auch nicht mehr nötig? Hier schließt sich der Kreis, denn ein privates, geschütztes Leben in größerem Umfang lässt sich nur durch den Einsatz von modernen kryptographischen Methoden realisieren.“ 

Erläuterung einiger Stationen

Wie Laila Samuel berichtete, laufen die Vorbereitungen für die Ausstellung bereits seit Monaten. Bei einem Rundgang wurden die Stationen vorgestellt. Weitere Informationen waren in einer von Elisabeth Maaß zusammengestellten Pressemappe zu entnehmen. Nachfolgend eine Übersicht einiger der  Stationen:        

Stichwort Passwort versenken:

In einem Feld aus 40 Lichtern verbirgt sich ein geheimes Muster aus neun Lämpchen. Es wird aber nur sichtbar, wenn man die richtigen neun Lichtschalter drückt. Je nach Level ist das mal einfach, mal schwer. Dieses Experiment ist inspiriert von den Sperrmustern auf Mobilgeräten und zeigt wie die Wahl des Musters mit der Sicherheit zusammenhängt.

Das blaue und gelbe Geheimnis

Besucherinnen und Besucher finden zwei geheimnisvolle, gebogene Gegenstände vor, einen gelben einen blauen. Doch erst, wenn man die Gegenstände vor den Spiegelzylinder stellt, zeigt sich, welches Geheimnis in ihnen steckt. Die beiden Figuren sind dreidimensionale „Anamorphosen“ – verzerrte Skulpturen, die erst mit geeignetem Spiegel zu erkennen sind. Der britische Künstler Jonty Hurwitz entdeckte im Jahr 2009 einen Weg, dreidimensionale Objekte auf diese Weise zu verschlüsseln.

Kleine Geheimnisse

Auch Dinge, die uns im alltäglichen  Leben begegnen, sind ausgestellt: beispielsweise die Glückskekse, die man essen kann und deren Inhalt eine Lebensweisheit auf einem Zettel ist.
 

Der Alltag hält viele kleine, schöne Überraschungen für uns parat. Mal ist es ein Überraschungsei, mal ein handgeschriebener Liebesbrief oder etwa ein wunderschöner Adventskalender. Die Besucherinnen und Besucher können acht Beispiele entdecken und sich von ihnen zu weiteren Ideen inspirieren lassen.

Berufsgeheimnisse

In diesem Experiment können die Besucherinnen und Besucher geheim abstimmen. Die Frage, um die es geht, lautet: „Welche Berufsgruppe sollte unbedingt vertrauliche Informationen von Dir wahren?“ Zur Auswahl stehen folgende Berufe: Journalistinnen und Journalisten, Mitarbeitende des Finanzamts, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Ärztinnen und Ärzte sowie Psychologinnen und Psychologen, Mitarbeitende einer Bank, Pfarrerinnen und Pfarrer, sowie Wahlvorsteherinnen und Wahlvorsteher. Im Laufe des Ausstellungszeitraums wird sichtbar werden, welches Berufsgeheimnis für die Gäste des Mathematikums am wichtigsten ist.

Wichtige Infos zur Ausstellung

Abschließend noch einige wichtige Infos zur Ausstellung, die geöffnet ist: Mo. bis Fr. 9 Uhr bis 17 Uhr, Sa./So./Ferien 10 Uhr bis 18 Uhr bei kostenlosem Eintritt (außer dem Eintritt ins Mathematikum).

Es gibt Gruppeneinführungen:

Angemeldete Gruppen erhalten eine ca. 10-minütige Einführung, in der sie von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter des Hauses in Empfang genommen werden und gemeinsam ein erstes Experiment durchführen.

Diese Einführungen sind jederzeit auch in der Sonderausstellung möglich.

Führungen in der Sonderausstellung

Sonntag, 19. November 2023

Samstag, 9. Dezember 2023

Sonntag, 21. Januar 2024, jeweils um 15 Uhr, Dauer ca. 45 Minuten.

Weitere Begleitveranstaltungen

Im Laufe der kommenden Monate werden weitere Begleitveranstaltungen zur Ausstellung „geheim! Warum wir Geheimnisse brauchen …“ wie zum Beispiel Vorträge, Workshops und Ferienspiele stattfinden. Informationen hierzu findet man der Homepage des Mathematikums:

www.mathematikum.de

Titelbild:Kuratorin Laila Samuel und Prof. Albrecht Beutelspacher bei der Vorstellung der verschiedenen Stationen. Es gab viele interessante Infos zu notieren. Fotos: Elisabeth Maaß: (1) und Jörg-Peter Schmidt (4)

Während des Pressegesprächs. Es  gab viele interessante Infos zu notieren.
 

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