Lukoschiks Lahnlust-Lesung
von Jörg-Peter Schmidt
Sehr gute Resonanz fand die Idee des Organisationsteams vom Literarischen Zentrum Gießen (LZG), eine „Minikreuzfahrt“ auf der Lahn zu veranstalten – verbunden mit einer Lesung des TV-Moderators, Diplompsychologen, Schauspielers und Schriftstellers Andreas Lukoschik. Der 68-Jährige wurde durch sein von 1987 bis 1991 bei der ARD ausgestrahltes TV-Gesellschaftsmagazin „Leo’s“ bundesweit bekannt. Nun hat er er über seine Erfahrungen als Teilnehmer an Kreuzfahrten zwei Bücher geschrieben, aus denen er einige Kapitel vortrug.„Schmatzgeräusche der Vakuumtoilette“
Zunächst tat er das an Bord des mit rund 30 Gästen ausgebuchten Schiffs „Lahnlust“, das gemütlich auf der Lahn durch Gießener Gemarkungen dahin glitt. Anschließend setzte Lukoschik in der ebenfalls voll besetzten Gaststätte „Marinestuben“ im Gießener Wißmarer Weg seine Lesung fort – nach einem köstlichen Kreuzfahrt-reifen Büffet. „Schläft das Personal an Bord“ und „Ist das Schiff schon untergegangen?“ lauten die Titel seiner beiden literarischen „Kreuzfahrt-ABC’s“, in denen der Autor mit einem gewissen Augenzwinkern die Gewohnheiten des Personals und der Passagiere während der Reisen auf den großen Schiffen durch die Weltmeere aufs Korn nimmt.
Während er vorlas, sah man so manche seiner Zuhörerinnen und Zuhörer entschlossen mit dem Kopf nicken – nach dem Motto „Genau so ist es!“ Wer schon mal bei einer Kreuzfahrt (oder mehreren) dabei gewesen war, fühlte sich bestätigt: Kaum hat man es sich in seiner Kabine bequem gemacht, wird man mit der Vakuumtoilette konfrontiert. Lukoschik beschreibt das Szenario wie folgt: Die Toilette produziere ein „absolut infernales Getöse, wenn sie mit dionysischen Saug- und Schmatzgeräuschen ihre Aufgabe erledigt“.
Und es dauert auch nicht lange, da entsteht ein andere Lärmquelle in der Kabine: Aus dem Lautsprecher (oder von einem speziellen Kanal aus dem Fernsehgerät) dröhnen die ersten Durchsagen, die durchaus sinnvoll sind, falls es Notsituationen gibt, wie Lukoschik unterstreicht. Allerdings wecken einen die Durchsagen beispielsweise des Kapitäns („einen wunnnnnnnderschönen guten Morgen!!!!“ mit Positionsbestimmung in Seefahrtsfachsprache) auch bereits frühmorgens, wenn man im Bett kuscheln oder ausschlafen will…
Madig macht Lukoschik Kreuzfahrten nicht
Lukoschik macht die Kreuzfahrten keineswegs madig, hat mit seiner Familie Spaß an ihnen. Aber er muss leider auch feststellen, dass es auf den Schiffen Leute gibt, die offensichtlich nur dann „glücklich“ sind, wenn sie meckern können. Und da ist ja noch die Sache mit dem guten, vielfältigen Essen an Bord. Für die Momente, in denen man glaubt, sich bei wildfremden Leuten dafür rechtfertigen zu wollen, dass es halt schmeckt, hat der erfahrene Kreuzfahrer Tipps bereit: „Legen Sie sich bei der großzügigen Auswahl der Speisenfolge einige gängige Erklärungen für die am Tisch sitzenden Passagiere bereit – Sie sollen Ihre ausschweifenden Bestellungen ja nachvollziehen können. Etwa: ‚Die jodhaltige Seeluft regt meine Schilddrüse an.‘ …Oder: ‚Bei uns Zuhause galt immer – es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.‘“
Zugabewünsche des Publikums
Es gab langen Applaus und Zugabewünsche des Publikums, so dass man noch in den Genuss einiger der Kapitel der beiden „Kreuzfahrt-ABC’s“ kam, die bei Kiepenheuer & Witsch erschienen sind. Es macht Spaß, darin zu lesen und man bekommt richtig Lust (und wird neugierig) auf eine Kreuzfahrt – dank „Leo“, wie das Pseudonym Lukoschiks aufgrund seines ehemaligen TV-Gesellschaftsmagazins lautet.
Aktuell lebt Lukoschik übrigens in der Schweiz. Dort leitet er laut Wikipedia die Amadeus AG, eine Agentur für International Cultural Engineering und Marketing. Darüber hinaus ist er Chefredakteur des Magazins «Y Mag», das den Kanton Schwyz in Szene setzt.