Konradsdorf


Vage Pläne für die Zukunft

Von Klaus Nissen

Was wird aus Konradsdorf? Das uralte Hofgut und frühere Kloster zwischen Ranstadt und Selters wirkt unbelebt. Zum Tag des Offenen Denkmals gibt es hier keine Veranstaltung – obwohl Kirche und Propstei für sechs Millionen Euro restauriert wurden. Das mit dem Pächterwechsel geschlossene Hofcafé ist Geschichte. Unsicher ist noch, ob die Landesgartenschau im Sommer 2027 auch in Konradsdorf stattfindet. Doch es gibt Signale.

Baudenkmal ohne Toiletten und Café

Möglichst bald will der neue Hofgut-Pächter einziehen. Noch lebt der Landwirt Peter Michael Karpf mit seiner Familie in Büdingen. Momentan erneuert er die Elektroleitungen im Herrenhaus des Hofguts. Auf dem großen Gelände der hessischen Staatsdomäne leben momentan einige Mieter in den alten Häusern und Fleischrinder im Viehstall. Die Weiden an der nahen Nidder lässt Landwirt Karpf von den Schafen eines Wanderschäfers abgrasen.

Bauernhof und Baudenkmal: Das ehemalige Kloster Konradsdorf bei Ortenberg im Wetteraukreis ist beides. Die Kirche (links) wurde mit Millionenaufwand restauriert. Foto: Nissen

Kurz nach der Corona-Zeit musste die bisherige Pächterfamilie Keller das Hofgut räumen. Das war auch das Ende des Hofladens und des angeschlossenen kleinen Cafés, in das Gemüse-Käufer und Oberstufenschüler der nebenan liegenden Gesamtschule einkehrten. Er wolle das Café wieder öffnen, kündigte der neue Pächter vor seinem Einzug vage an.

Der neue Pächter hat keine Zeit für Touristen

Steht dieser Plan noch immer? „Dazu müssten viele Umbauten gemacht werden“, sagt Peter Michael Karpf auf Anfrage. „Schon die Toiletten wären sehr teuer.“ Allein könne er das nicht stemmen. Doch es gebe Gespräche mit der der landeseigenen Schlösserverwaltung und der Keltenwelt Glauberg, die im März die touristische Vermarktung des ehemaligen Frauenklosters übernommen hat. Eine der großen Scheunen käme laut Karpf wohl für Hofladen und das Café infrage – das er selber aber nicht betreiben wolle. Immerhin hätten sich zwei Interessenten gemeldet. Jetzt brauche es noch eine Geldquelle.

So sah das Café neben dem Hofladen aus. Ob beides jemals wieder öffnet, ist unklar. Foto: Nissen

Auch die Stadt Ortenberg und die Gesamtschule könnten ein Interesse an einer Gastronomie in Konradsdorf haben, deutet die Projekt-Koordinatorin Susanne Gerschlauer von der Keltenwelt an. haben ein Interesse an. Schön wäre, wenn ab Mai 2027 die durch elf Teilnehmer-Kommunen der Landesgartenschau schweifenden Besucher auch nach Konradsdorf kämen. Und da auch Kuchen und Kaffee bekämen. „Ein mobiles Café ist machbar“, hofft Landwirt Karpf.

Kräuterkunde zur Landesgartenschau?

Im Ungefähren schweben auch noch die Ideen, wie Konradsdorf zur Landesgartenschau beitragen kann. Es werde geplant, heißt es bei der Schlösserverwaltung und der Keltenwelt. „Im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2027 spielt Kloster Konradsdorf eine besondere Rolle, denn auf Wissen zum Einsatz von Gewürzen und Kräutern aus dem Klostergarten konnten die Bewohnerinnen viele Jahrhunderte lang zugreifen. Davon profitierten nicht nur die Klosterangehörigen.“ Im ehemaligen Kloster Seligenstadt pflegt das Land einen Kräutergarten. Für Konradsdorf könnte man ihn vielleicht auf der Nordseite der Kirche anlegen, sagt Anja Dötsch von der Schlösserverwaltung. Auf jeden Fall wolle man dem Publikum vermitteln, wie ein Klostergarten gepflegt wurde.

Auch die Baugeschichte des Klosters und den Alltag seiner Bewohnerinnen kennen Anja Dötsch und die Kunsthistorikerin Susanne von der Keltenwelt. Darüber berichten sie in Vorträgen. Der nächste beginnt am 19. März 2026 um 19 Uhr im Glauberger Keltenmuseum.

Noch und öfter gibt es im Sommerhalbjahr Führungen durch die von 2016 bis 2023 restaurierte Schlosskirche und das Propsteigebäude. Die nächste und letzte Führung dieses Jahres beginnt am Sonntag, 28. September, um 14 Uhr.

Keine Aktionen zum Tag des offenen Denkmals

Warum gibt es keine Führung, keinen Vortrag für die so bedeutende historische Anlage am Sonntag, den 14. September 2025 – dem Tag des offenen Denkmals? Dafür sehe man keine Notwendigkeit, heißt es bei Dötsch und Gerschlauer. Denn das Denkmal sei ja stets donnerstags bis sonntags und an Feiertagen zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Ohne Eintritt und ohne Aufsichtspersonal. Trotzdem gebe es bisher keinen Vandalismus, freut sich Anja Dötsch.

Das Herz geht ihr auf, wenn sie im Besucherbuch blättert. „Es ist schön hier“, schrieb ein im Hofgut wohnendes Kind hinein. „Voll cool hier“, notierte ein anderer junger Mensch. Man habe „dieses einzigartige Denkmal besucht, meldete die bayrische Landesgruppe der Deutschen Burgenvereinigung im Juli. Und kurz davor vermerkten Karthik, Anusha und Michael, dass sie sogar aus Indien nach Konradsdorf angereist seien. Der stille Zauber dieses alten Gebäudes zieht nach Ansicht der Denkmalpflegerin die Menschen also auch ohne Aktionismus in seinen Bann.

Früher war hier mehr los. Als die Klosterkirche noch eine bessere Ruine war, nutzten die Ortenberger Künstler Hans Schwab und Ronja Nickel das Ambiente zwischen 1989 und 2019 immer wieder für Theater-Inszenierungen (Hamlet) und Konzerte (Äl Jawala) und ganze Kulturprogramme. Sie zogen damit viele Menschen in das geschichtsträchtige Hofgut. Aber das ist und bleibt wohl Vergangenheit.

In den nächsten Tagen erscheint über die historische Bedeutung von Konradsdorf ein Doppelinterview mit der Kunsthistorikerin Susanne Gerschlauer und der Konservatorin Anja Dötsch. Außerdem ein Rundgang durch Propstei und Klosterkirrkirche.

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