Kinderbetreuung

Frühe Bildung

Zum zweiten Mal wurde in Gießen der Kurs „Brücken in die frühpädagogische Arbeit“ angeboten. Sechs Frauen aus vier Herkunftsländern nahmen von Juni bis Dezember 2020 daran teil.

Vom Ministerium unterstützt

Wie wichtig Kitas und Tagespflegepersonen für unsere Gesellschaft sind, steht nicht erst seit der Corona-Pandemie fest. „Für Familien mit Migrations- und Fluchterfahrung sind es auch Orte, die das Ankommen erleichtern sowie Begegnung, Bildung und Deutsch lernen fördern“, erklärt Stadträtin Astrid Eibelshäuser in einer Pressemitteilung der Stadt Gießen. Seit Ende 2018 unterstützen daher das Büro für Integration der Universitätsstadt Gießen und der Kinderschutzbund Gießen e.V. Familien, die bisher noch wenig von früher Bildung profitiert haben und besonders viele Hürden auf ihrem Weg dorthin erfahren. 

Die Arbeit wird im Bundesprogramms „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ vom Bundesfamilienministerium gefördert. Es bietet Beratung für interessierte Eltern, Angebote für Kinder, Fortbildungsangebote für pädagogische Fachkräfte. Und es unterstützt auch Personen mit Migrationserfahrung, die gerne im frühpädagogischen Bereich arbeiten möchten. 
Beim Kurs „Brücken in die frühpädagogische Arbeit“ wurden pädagogische Grundkenntnisse vermittelt und verschiedene Bildungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder und Familien in Gießen erkundet.

Ein wichtiger Bestandteil waren auch Informationen über die verschiedenen Wege der Berufsqualifizierung, etwa die Ausbildung zum*zur Erzieher*in oder Heilerziehungspfleger*in, die Qualifizierung zur Kindertagespflege oder der Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik. Von September bis November 2020 absolvierten die Frauen zudem ein Praktikum in einer Kindertagesstätte. Die Teilnehmenden wurden bei ihrer individuellen Zukunftsplanung sowie Fragen rund um die Berufsqualifizierung und Bewerbungen durch Frauke Voigt von der ZAUG unterstützt. Persönliche Herausforderungen konnten in der psychosozialen Beratung von Johanna Naumann besprochen werden. 

Deutschunterricht in den Kurs integriert

Einen Großteil der Kurszeit verbrachten die Teilnehmerinnen mit insgesamt 425 Einheiten Deutschunterricht durch die Sprachlehrkräfte Petra de la Vega und Liliya Gancheva der Volkshochschule (VHS) mit dem Ziel des Sprachniveaus C1. Ein volles Programm, das offenbar motivierend war: „Ich wollte nie auf die Uhr schauen, weil der Kurs so spannend war. Ich habe gehofft, dass mein Kind nicht krank wird, damit ich nicht zuhause bleiben muss“, so die Teilnehmerin Fatma Beran. 

An Berufsausbildung anknüpfen

„Die Arbeit in der Kindertagesbetreuung ist für viele zugewanderte Personen ein attraktives Berufsziel. Einige haben in ihrem Herkunftsland bereits eine Berufsausbildung erlangt und Berufserfahrung gesammelt, beispielsweise als Lehrer*in. Angekommen in Gießen möchten sie gerne daran anknüpfen“, erläutert Mareike Schulte vom Büro für Integration, die das Kursangebot koordiniert.

Da die Anerkennung der bisherigen Qualifikationen häufig schwierig ist, stehen den Interessierten oft einen langer Weg und 
meistens auch eine neue Berufsqualifizierung bevor. Dabei haben ihre Erfahrungen unschätzbaren Wert: „Sie können Brücken bauen für Kinder und Familien aus verschiedenen Kulturen und ihre herkunftssprachlichen Kompetenzen einbringen. Es ist also sehr wichtig, die Potentiale von Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung in unserer Stadt zu fördern und Unterstützungsangebote auf dem Weg zur pädagogischen Fachkraft zu schaffen“, so Stadträtin Astrid Eibelshäuser. 

Abschlusszertifikate erhalten

Im Dezember 2020 legten die Teilnehmerinnen ihre C1-Sprachprüfung ab und erhielten ihre Abschlusszertifikate. Auch nach Ende des Kurses werden die Frauen noch begleitet, denn jetzt beginnt der nächste Wegabschnitt. Während einige sich für die Ausbildung zur Erzieherin oder ein Studium bewerben möchten, suchen andere nach niedrigschwelligen Arbeitsmöglichkeiten, um noch mehr Praxis- und Spracherfahrungen zu sammeln. Jede der Frauen geht mit viel Motivation und Engagement ihren weiteren Weg zur pädagogischen Fachkraft. 
Titelbild: Die erfolgreichen Teilnehmerinnen mit Stadträtin Astrid Eibelshäuser, Petra de la Vega und Liliya Gancheva (VHS Gießen), Mareike Schulte (Projektkoordinatorin), Frauke Voigt (ZAUG). (Foto: Stadt Gießen)

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