Hessenpark

Historische LandwirtschaftHessenpark-Sommer-Gans

Von Corinna Willführ

Den Getreiden und Früchten gilt im Sommer im biozertifizierten Arche-Park des Freilichtmuseums Hessenpark die Aufmerksamkeit. Ein neues Schaudepot des Fachbereichs Historische Landwirtschaft  zeigt landwirtschaftliche Großdreschgeräte.

Zeit für die Ernte auf Wiesen und Feldern

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Volker Weber, Fachbereichsleiter Historische Landwirtschaft und Umwelt, inmitten des Getreide-Terrassengartens. (Fotos: Willführ)

Sie benehmen sich nicht wie die „wilde Säu im Gadde“. Die beiden Muttertiere der Deutschen Sattelschweine stecken ihre Schnauzen gemächlich in den Boden ihres Freigeheges im Hessenpark. Und lassen sich durch nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringen. Beide Sauen sind gedeckt. „Wenn alles gut geht, könnte jede von ihnen einen Wurf von zehn Ferkeln haben“, sagt Volker Weber, Fachbereichsleiter Historische Landwirtschaft und Umwelt des Freilichtmuseums. „Nach drei Monaten, drei Wochen und drei Tagen“, so die Regel – also noch im Sommer.
Der Nachwuchs bei den Hasen hat sich kurz nach dem Besuch für die Frühlings-Folge der TZ-Serie im April reichlich eingestellt. Elf knapp drei Monate alte „Meissner Widder“, fünf männliche und sechs weibliche, hoppeln über den Boden. Wegen des vielen Regens zurzeit noch nicht im Freien. „Davon könnten wir das ein oder andere Tier abgeben“, sagt Volker Weber. Allerdings nur in gute Hände, will heißen „an Menschen, die den Tieren einen anständigen Stall und ein auslauffähiges Gehege bieten können.“ Und wertschätzen, dass die Rammler aus der Zucht eines als „Arche Noah“ zertifizierten Betriebs kommen, der zudem noch das Gütesiegel eines Biobetriebs hat.

Die Leinegänse haben ihren Namen vom Flüsschen

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Wird vielleicht ein „ganz großes Tier“ in Hannover: eine Leinegans aus dem Hessenpark, Jahrgang 2016.

Und wie sieht es bei den Rhönschafen, den Coburger Schafen aus? „Im Frühjahr 2016 hatten wir eine gute Lammung“, sagt Weber. Während die Jungtiere sich noch deutlich von ihren Eltern in der Größe unterscheiden, fällt es beim Nachwuchs der Leinegänse schwer, die „Jungen von den Alten“ zu unterscheiden. Zwei der mittlerweile recht stattlichen Gänseküken haben ein braun-grau gesprengeltes Gefieder. Wie kann das sein, wenn beide Elterntiere weiß sind? Volker Weber: „Das sind man nicht auf den ersten Blick, aber der Ganter, also das männliche Tier, hat an seinem Unterbauch auch braun-graue Federn.“ Als Tiere aus eigener Zucht haben sowohl die weißen wie die Vögel mit gesprengelten Federn wichtiges Genmaterial für die Erhaltung ihrer Art und könnten demnächst auf einer Zuchtausstellung in Hannover zu sehen sein. Schließlich haben sie ihren „Vornamen“ Leine nach dem Flüsschen, das durch die Stadt fließt.
Ob Schwein, Hase oder Schaf: Die Sommersaison ist in puncto Tierversorgung für das Team des Fachbereichsleiters „entspannter als im Winter“. Müssen die Tiere doch nicht mehr im Stall versorgt werden, sondern können sich überwiegend ihre Nahrung und ihr Wasser selbst im Freien besorgen. Was für Volker Weber und sein Team indes mitnichten mehr freie Zeit bedeutet.

Jordanischer Emmer neben Johannisroggen
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Am 9. Juli 2016 wird das Schaudepot für landwirtschaftliche Großgeräte eröffnet.

Müssen doch in den Sommermonaten die Wiesen gemäht, die Getreide geerntet, die Kartoffelfelder von Unkraut befreit, die Rebstöcke auf dem Weinberg regelmäßig kontrolliert werden. Nicht zu vergessen die Vorbereitung der Ernte an den rund 200 Apfelbäumen, den Zwetschgen- und Birnenbäumen.
Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Obst, das man kennt. Aber wie sieht „Jordanischer Emmer“ oder „Tatarischer Buchweizen“ aus? Es lohnt, sich ein wenig Zeit zu nehmen und auf dem Nutzpflanzenparcours nicht nur die Namen alter Getreidesorten, sondern auch deren Arten kennenzulernen. Der Johannisroggen gehört zu ihnen. „Er wächst sehr hoch und auch auf schwierigeren Standorten“, sagt Volker Weber. Direkt neben ihm: das Feld mit dem Lein und seinen himmelblauen Blüten, der Tabak und die goldgelb leuchtenden Sonnenblumen.
Während der Parcours direkt hinter dem ehemaligen Eingang in den Hessenpark liegt, sind es zu den Terrassenäckern einige Meter zu laufen. Ein Weg, der sich lohnt. Betreibt der Hessenpark doch dort nicht nur „die einfache Dreifelder-Wirtschaft“, sondern lässt auf den Böden auch Ackerwildkräuter wachsen. Kräuter mit Namen wie „Hasenohr“. Mit Unterstützung von Hessenforst und in Kooperation mit der Stadt Nidderau im Main-Kinzig-Kreis, die zur Sicherung alter Wildpflanzen ein Flora-Fauna-Reservat ausgewiesen hat. „Wir hatten elf Sorten ausgesät“, erläutert Volker Weber. In 2015 hätten die Experten nur drei auf dem Areal wiedergefunden. „In diesem Jahr konnten sie neun identifizieren“, so der Hessenpark-Experte. „Das ist ein großer Erfolg.“
Nächste Station ist die Baugruppe Osthessen. Dieser Tage wurde auf den Wiesen dort die erste Heuernte eingefahren. Die Ballen lagern in einer Scheune, werden stetig kontrolliert, um zu überprüfen, ob sich zu viel Wärme in ihnen entwickelt. Bei milden Temperaturen stehen Bruno Gutjahr, Betreuer der Oberurseler Werkstätten und sein Mitarbeiter Jürgen Klüh auf dem Kartoffelacker. Auf dem ist Hand- in Kombination mit Harkenarbeit angesagt. „Auf dem schweren Boden, den wir hier haben, braucht, es eine Vorbereitung. Anschließend können wir dann mit einem Schlepper arbeiten.“ Der Schlepper ist dann auch gegen Unkraut im Einsatz. Kann die per Hand und Harke zerkleinerten Erdbrocken an den Kartoffelhügeln anhäufen – unerwünschte Pflanzen unterpflügen.

Wo im Hessenpark Esel, Schaf und Gans zu finden sind
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Wer sagt, dass man keinen Spaß bei der Arbeit haben kann? Bruno Gutjahr, Betreuer bei den Oberurseler Werkstätten (links) mit seinem Mitarbeiter Jürgen Klüh.

Es geht zurück zum Eingang des Hessenparks. Vor der neuen Schautafel, die Auskunft gibt, wo welche Tiere derzeit im Freilichtpark zu sehen sind, hat sich eine Schulklasse versammelt. Eine Tafel, die Sinn macht. Ziehen doch insbesondere Schafe und Ziegen im Sommer auf dem Areal stetig um, wenn sie „ihren Job gemacht“ und den Boden beweidet haben. Zu den Schafen muss auch Volker Weber an diesem Tag noch einmal. Sie müssen zur Prävention vor Krankheiten geimpft werden.
Ob Tiere oder Pflanzen, ein biozertifizierter Betrieb mit dem Arche Noah-Siegel hat das ganze Jahr über besondere Fürsorge für deren Entstehen, ihre Aufzucht und ihre Nachkommen zu leisten. Volker Weber wirft noch einen Blick auf einen Baum, voller noch kleiner Früchte des Berlepsch-Apfels. „Alles was an den unteren Zweigen hängt, pflücken schon die Besucher. Die Ernte der Früchte weiter oben werden zum Kelterfest verarbeitet, das Stroh der Getreide beim Erntefest gedroschen.
Ein neues Schaudepot zeigt ab 9. Juli 2016 (Eröffnung: 14 Uhr), gegenüber der „Martinsklause“ in der Baugruppe Nordhessen Sammlungsobjekte zur Entwicklung des Maschinendreschens: Lokomobile und E-Motor-Wagen sowie Mähdrescher aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

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