Songs mit Tiefgang

Die Musikerin Heike Reininghaus

Von Petra Ihm-Fahle Heike Reininghaus2-(2)

Heike Reininghaus (Foto) hat sich getraut und macht seit eineinhalb Jahren nur noch Musik. Wie’s läuft, erzählt die Bad Nauheimerin hier. 

Sie tut’s auf ihre Art

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Wenn Bernt Kampmann (links) und Sinan Sert lesen, steuert Heike Reininghaus die Musik bei. (Fotos: Ihm-Fahle)
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Jürgen Kammer am Keyboard.

„Ich weiß, ich muss was ändern und tu ’s auf meine Art“, singt Heike Reininghaus mit dunkler Stimme im Bad Nauheimer Teichhaus. Anlass ist die Lesung neulich aus dem Buch „Am Hang“ des Autors Markus Werner, vorgetragen von Dr. Bernt Kampmann und Sinan Sert. Ein Duo, das Reininghaus und ihr Mann Jürgen Kammer (Keyboard) nicht zum ersten Mal musikalisch begleiten. Etwas geändert hat die Künstlerin auch im wirklichen Leben, als sie Anfang letzten Jahrs den Sprung aus ihrem Brotberuf heraus wagte und sich seither nur noch auf die Musik konzentriert. 1984 begann sie bereits mit Auftritten, als Kampmann, der ihr Ausbilder in der ehemaligen Bad Nauheimer Diabetes-Klinik war, sie dazu ermunterte.

Seit 2007 besteht ihre fünfköpfige Band Reininghaus, damals noch „Reininghaus Projekt“, die ihre selbstverfassten Songs darbietet. Texte mit Tiefgang, die sie in deutscher Sprache schreibt. 2015 erschien die CD „Lizenz zum Leben“, produziert von einer musikalischen Größe: Volker Katzmarczyk, der Anfang der siebziger Jahre Mitglied der DDR-Kultband Panta Rhei war, dem Vorläufer von Karat.

Ideen in stillen Momenten

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Heike Reininghaus singt im Teichhaus, dem Publikum gefällt’s.

Um sich in der Branche durchzusetzen, sei Durchhaltevermögen nötig, sagt Reininghaus, „das geht alles nicht von heute auf morgen, es braucht seine Zeit.“ Ein großer Teil ihrer Arbeit laufe dabei im Hintergrund. „Die Fans haben Fragen und wollen auf dem Laufenden sein“, nennt sie ein Beispiel. Wichtig sei, kreativ zu sein, was sie nicht einfach abrufen könne. „Es kommt vor, dass man stille Momente hat und eine Idee für einen Song. Dann sollte man gleich Stichpunkte machen, sonst verliert sich das wieder.“ Die ersten eineinhalb Jahre als Profimusikerin hätten Spaß gemacht. Angenehm sei gewesen, viele Kollegen kennenzulernen, die jahrelang im Geschäft sind. „Und es ist sehr schön, dass es diese Menschen überrascht hat, dass so eine noch unbekannte Band so ein Repertoire aufweist und so interessante Texte hat.“ Es gebe Internetsender, die ihre Songs den ganzen Tag spielten – all das bestärke sie.

Für die Lesung geschrieben

„Dein Wort ist nichts mehr wert für mich“, haucht Reininghaus nun ins Mikrofon, während das Publikum im Teichhaus mitwippt. Im Buch „Am Hang“, das im Mittelpunkt des Abends steht, geht es um die Themen Liebe und Untreue, wozu das Lied „Zu viele Lügen“ passt. Reininghaus schrieb es vor fünf Jahren, als Kampmann und Sert erstmals mit ihrer szenischen Lesung an den Start gingen. Ein ehrenamtlicher Auftritt.

Was die finanzielle Seite betrifft, rechne sich das Musizieren, wobei Reininghaus derzeit noch hauptsächlich von den Auftritten mit der Coverband „Live“ profitiert. Mit von der Partie sind Ehemann Jürgen und Katzmarczyk, beide auch Mitglied von „Reininghaus“, so wie Mathias Henne (Bass) und Dieter Sautier (Schlagzeug). „Geburtstag, Hochzeiten – da wir eine gute Qualität anbieten, läuft es gut.“ Schwieriger sei der CD-Verkauf, „das sind dann eher Downloads, wo sich Leute einzelne Stücke runterladen“.

Fachmedienpreis 2016
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Mainstream ist nicht das Ding der Künstlerin.

Stolz ist Reininghaus auf den Fachmedienpreis 2016 in der Kategorie Pop Deutsch, worauf sie das Angebot bekam, demnächst als Fach-Jurorin bei einem Casting im Vogelsbergkreis aktiv zu werden. Im Dezember machte sie bei einem Konzert in Alsfeld mit, das im Rahmen des Projekts „Demokratie leben – wir sind bunt“ veranstaltet wurde. „Es ging darum, Flüchtlinge zu unterstützen, vor allem Jugendliche, die ohne Familie gekommen sind.“ Die Künstler hätten überlegt, solch ein Konzert auch im Wetteraukreis auf die Beine zu stellen, aber bedauerlicherweise noch keine Rückmeldung von der zuständigen Bundestagabgeordneten Bettina Müller (SPD) erhalten. Soziale Initiativen passten zu ihr, sagt Reininghaus über sich, weshalb sie auch bei der Lesung im Teichhaus mitwirkt. Ein Teil der Einnahmen geht an den Erna-Ente-Treff im Kurpark.

Nächster Plan ist, die neue Single einzuspielen. Kein Mainstream, „ich will authentisch sein“.

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