Kritik an Hungener Gewerbegebiet
Beton kann man nicht essen. Obwohl das jeder weiß, wird munter wertvoller Ackerboden vernichtet. In Hungen fordert der Naturschutzbund (Nabu) Horlofftal, das geplante „Industrie- und Gewerbegebiet Hungen-Süd“ zu halbieren, um Boden für die Nahrungsproduktion zu erhalten.In einem offenen Brieg des Nabu Horlofftal an die Hungener Stadtverordneten heißt es: „Viele Menschen machen sich angesichts schwindender Ressourcen und von Kriegshandlungen auch in Europa Gedanken um ihre Zukunft. Zentraler Bestandteil einer Resilienzerhöhung von Gesellschaften und Staaten ist eine sichere Nahrungsproduktion in einer gesunden Umwelt. Um dies zu unterstreichen, fordern wir Sie unter Berücksichtigung nachstehenderArgumente zur Reduzierung der Planfläche des IGG Hungen-Süd auf“. Die landschaftliche Lebensqualität und Biodiversität müsse auf breiter Fläche erhalten werden. Böden müssten als Wasserreservoir, Humusspeicher und kühlendem Klimafaktor bewahrt werden. Böden müssten zur Nahrungmittelproduktion mit bevorzugt regionaler Versorgung gesichert werden. Landwirtschaftlicher Betriebe, die Böden nachhaltig und funktionsgerecht nutzen, müssten gefördert werden, listen die Naturschützer in ihrem offenen Brief auf!
1200 Bürger für Verkleinerung
Während des Bürgerbeteiligungsprozesses zur Neuaufstellung des Regionalplanes Mittelhessen im März 2022 haben laut Nabu rund 1.200 Bürger und Bürgerinnen die Verkleinerung des Plangebietes „Industrie- und Gewerbegebiet Hungen-Süd“ von etwa 22 Hektar auf 10,5 Hektar gefordert. Nach der Bürger-Infoveranstaltung am 28. April sei der nur unwesentlich veränderte Planentwurf von der Stadtverwaltung Hungen im September in die 2. Offenlage gegeben worden. Das sei „weder inhaltlich noch verfahrenstechnisch“ sinnvoll gewesen. Die Hungener Stadtverordneten hätten das offensichtlich genauso gesehen und die Offenlage rechtswirksam aufgehoben. „Hierfür danken wir Ihnen ausdrücklich und fordern Sie nun angesichts der großen Bedeutung gesunder Böden für die Ernährung, den Wasserhaushalt, die Biodiversität und diverse Klimawirkungen zur Reduzierung der Planfläche auf“, schreibt der Nabu in seinem offenen Brief an die Stadtverodneten.
Bei der zukünftigen Flächenvergabe solle die kleinteilig-gewerbliche Nutzung der zu reduzierenden Planfläche im Mittelpunkt stehen, „um örtlichen Betrieben aus Handwerk, Dienstleistung und Industrie sowie anderen interessierten ökologisch, ökonomisch und sozial verträglichen Unternehmen Entwicklungs- und Erweiterungsmöglichkeiten zu geben“. Der Boden müsse, wenn er denn schon naturzerstörend in Anspruch genommen werde, einen möglichst hohen Arbeitsplatz-, Infrastruktur- und Steuernutzen für die Stadt Hungen und die Region haben. „In diesem Sinne bitten wir Sie, zukunftsfähige, auf Nachhaltigkeit basierende Beschlüsse zu fassen“, appelliert der Nabu an die Stadtverordneten.