Saufen zu früh erlaubt
von Michael Schlag
In einer bundesweiten Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sprachen sich zwei Drittel der Befragten dafür aus, das sogenannte „begleitete Trinken“ nicht mehr zu erlauben. Bisher ist Alkohol kaufen und trinken in Deutschland bereits ab 16 Jahren regulär erlaubt, in Begleitung von Erziehungsberechtigten bereits ab 14 Jahren. Eine knappe Mehrheit war dafür, Alkohol generell erst ab 18 Jahren zu erlauben. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte im Auftrag der KKH rund tausend Menschen zwischen 18 und 70 Jahren dazu befragt.
Je früher, umso schädlicher
„Je früher Jugendliche Alkohol trinken, desto größer sind die gesundheitlichen Risiken“, sagt KKH-Psychologin Franziska Klemm. Neben den kurzfristigen Auswirkungen wie Unfällen, Verletzungen und Gewalt erhöht Alkohol das Risiko für die Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen. Heranwachsende seien besonders gefährdet, weil ihr Körper sich noch in der Entwicklung befindet und deshalb noch empfindlicher auf das Zellgift Alkohol reagiere.
Fragwürdiges Kulturgut
Das große Problem, so die Krankenkasse: Alkohol sei in Deutschland immer noch zu billig, zu leicht verfügbar und als vermeintliches Kulturgut gesellschaftlich nach wie vor akzeptiert. Je früher aber mit dem Alkoholkonsum begonnen wird, desto größer sei die Gefahr einer späteren Gewohnheit. Deshalb solle man Jugendliche möglichst früh darin bestärken, verantwortungsvolle Entscheidungen über ihre eigene Gesundheit und ihr Verhalten zu treffen, „am besten noch, bevor sie anfangen, Alkohol zu trinken oder der Konsum rechtlich erlaubt ist“, sagt Franziska Klemm.
Die Gesundheitsminister der Länder hatten im vergangenen Jahr auf ein gesetzliches Verbot des „begleiteten Trinkens“ gedrängt. Diese Regelung im Jugendschutzgesetz besteht seit 1952 und erlaubt es bereits 14-Jährigen, in Begleitung eines Erziehungsberechtigten Bier, Wein und weinhaltige Getränke zu konsumieren – sowohl in Gaststätten als auch in der Öffentlichkeit.
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