Die „Bee Gees“

Barry Gibb zum „70.“

von Jörg-Peter Schmidtbegees

Am 1. September 2016 feiert Barry Gibb seinen 70. Geburtstag. Dies gibt Gelegenheit, in Erinnerungen an die „Bee Gees“ zu schwelgen, die zu Beginn ihrer unglaublichen Erfolgsgeschichte in den sechziger Jahren zu fünft waren: Neben Barry gehörten die Zwillingsbrüder Maurice und Robin Gibb sowie der Gitarrist Vince Melouney und der Schlagzeuger Colin Petersen zur Band.

Neugierig auf die Songs der Brüder

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Barry Gibb (Foto: AFRO/Wikipedia)

Nachdem die Gruppe 1967 im TV-„Beatclub“ in dem nachdenklich stimmenden Song „New York Mining Disaster 1941“ von einem Grubenunglück aus der Sicht eines Verschütteten gesungen hatte, war am nächsten Tag sofort auch in Mittelhessen sowie im Raum Frankfurt/Main in den Plattenläden die Nachfrage gewaltig. Man war neugierig geworden auf die Songs der Brüder, die in Manchester aufwuchsen, 1958 mit den Eltern nach Australien zogen und Mitte der sechziger Jahre zurück in England (London) waren.

https://youtu.be/QHtGu0OGEpc

Die Beat-Generation konnte den „Bee Gees“ nicht entrinnen, ob man sie mochte oder nicht. Der gut aussehende Barry hatte daran einen großen Anteil: Ihn himmelten die Mädchen an, so dass sich ihre Freunde (ob Fan oder nicht) schnellstens eine LP wie die 1969 erschienene „Odessa“ für die Plattensammlung kauften, damit die Angebetete nicht sauer war. „Odessa“ war übrigens keine schlechte Wahl, denn da war beispielsweise „Lamplight“ drauf. Und „First of May“, das in der Tanzschule Bäulke in der Gießener Wolfstraße gespielt wurde. Bei den Partys sorgten „Massachusetts“, „Words“, „World“, „I startet a Joke“ und „I’ve Gotta Get a Message to You“ für romantische Momente, nachdem vorher die Platten der „Stones“, Kinks“, „Beatles“, „Small Faces“ oder „The Who“ die Stimmung auf Hochtouren  gebracht hatten.

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Die Brüder Gibb (Foto: NCRV/Wikipedia)

Während der Partys wurde diskutiert: Die Liebhaber vom Hardrock, die „Deep Purple“ oder „Iron Butterfly“ bevorzugten, rümpften die Nase über „den Kitsch“ der „Bee Gees“, die „unsinnige, lächerliche Texte produzieren“. Die Hardrock-Fans führten als Negativ-Beispiel den Text von „World“ an: „Now, I found, that the world is round“…

Die Bee Gees gehen Disco

Es sollte dann einige Jahre dauern – und plötzlich begeisterten sich auch frühere Kritiker für die „Bee Gees“. Wer sich in Gießen oder Friedberg 1977 im Kino den Film „Suturday night fever“ reinzog und darüber staunte, wie John Travolta in seinem weißen Anzug die Tanzfläche beherrschte, wippte oder stampfte zusammen mit den anderen Kino-Besuchern im Takt zur elektrisierenden Filmmusik mit. Und die kam von den „Bee Gees“, die ihren Stil jetzt völlig verändert hatten: Hits wie „Stayin‘ alive“ waren vom Soul, Rhythm and Blues sowie Discosound geprägt. Jetzt kamdie Gruppe, die mittlerweile ausschließlich aus den Gibb-Brüdern bestand, noch mal so richtig groß raus. Es folgten im Laufe der nächsten Jahre noch Chartserfolge wie das pulsierende, rhythmische „You Win again“ (1987), das Barry mit seinen Brüdern noch oft während der Konzerte gesungen hat, bevor Schicksalsschläge die Familie erschütterten: 1988 versagte bei jüngsten Bruder Andy, der nicht zur festen Formation gehörte und einige Solohits hatte, das Herz. Auch Maurice (Tod nach einer Darm-OP, 2003) und Robin (Krebsleiden, 2012) starben.

Den Tod seiner Brüder wird Barry Gibb, der für Barbara Streisand ihren Welthit „Woman in Love“ komponiert hat, nie überwinden. Er hat aber, so liest man, nicht resigniert und bringt im Oktober 2016 ein neues Album raus, dessen Titel „In The Now“ heißt. Am liebsten würde man Barry persönlich zum „70.“ gratulieren, ihn umarmen und dafür Danke sagen, dass er und seine Brüder uns mit ihrer Musik über Jahrzehnte so viel Freude bereitet haben.

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