Gewaltspirale stoppen
Mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939, vor 85 Jahren also, löste das faschistische Deutschland den Zweiten Weltkrieg aus. 1966 erklärte der Deutsche Gewekschafts-Bund (DGB) den 1. September zum Antikriegstag, zum „Tag des Bekenntnisses für den Frieden und gegen den Krieg“. Auch im Rhein-Main-Gebiet wird dieses Bekenntnis am 1. September 2024 erneuert. Und es ist wichtiger denn je, denn weltweit dreht sich die Spirale der Gewalt kräftig weiter.Immer mehr militärische Konflikte
In Frankfurt rufen der DGB, die Naturfreunde, pax christi und der Club Voltaire zu einer Kundgebung auf. In ihrem Aufruf kritisieren sie „die fortschreitende Militarisierung unserer Gesellschaft“ und fordern: „keine Werbung der Bundeswehr an hessischen Schulen und Hochschulen; verstärkte Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren aus Kriegsgebieten“.
Weltweit steige die Zahl einsatzbereiter Atomwaffen. „Immer mehr militärische Konflikte und Krisen sowie innerstaatliche Auseinandersetzungen prägen das internationale Geschehen. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine geht mit unverminderter Grausamkeit weiter. Der brutale Terrorangriff der Hamas auf Israel hat im Nahen Osten einen Krieg ausgelöst, in dessen Folge zehntausende Opfer und schreckliches Leid für die Zivilbevölkerung zu beklagen sind, insbesondere auch im Gaza-Streifen. In Afrika haben Militärputsche und dschihadistische Gewalt zu neuen blutigen Kämpfen mit vielen Toten geführt“, beklagen die Organisatoren der Frankfurter Kundgebung.
In der Folge wachse die Zahl an Geflüchteten und Binnengeflüchteten unablässig. In mehr und mehr Ländern falle die Politik in alte Denkmuster zurück und antwortet mit bewaffneten Interventionen und militärischer Unterstützung auf diese Gewaltspirale, ohne sie durchbrechen zu können. „Es ist höchste Zeit, die Eskalation militärischer Gewalt zu beenden. Dafür braucht es eine Koalition von Staaten, die es zur Prämisse ihrer Außen- und Sicherheitspolitik machen, Konfliktursachen frühzeitiger zu erkennen und an der Wurzel zu bearbeiten. Zu lange schon verrennt sich das sicherheitspolitische Denken und Handeln in Diskussionen über ‚Kriegstüchtigkeit‘ und immer neue Waffenlieferungen.“
Humanitäres Völkerrecht einhalten
Die Veranstalter erklären, dass sie an der Seite der Ukraine und Israels stehen, wenn es um die Wahrnehmung ihres Rechts auf Selbstverteidigung gehe. Wie überall, müssten auch dort alle Kriegsparteien zwingend die Grenzen des humanitären Völkerrechts einhalten. Der Schutz und die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Nahrung und medizinischer Hilfe müsse gewährleistet sein.
Völlig unzureichend bleibe das Eintreten Deutschlands für Abrüstung, Rüstungs- und Rüstungsexportkontrolle. „Wir wollen keine Rüstungsexporte an Diktatoren und autoritäre Regime, oder Staaten die Angriffskriege oder Bürgerkriegsparteien militärisch unterstützen!“, betonen DGB, Naturfreunde, pax christi und der Club Voltaire in ihrem Aufruf. Die veränderte geopolitische Lage und Herausforderungen wie Klimawandel, Armut und Hunger erforderten eine umfassend verstandene Außen-und Sicherheitspolitik, „die sich der historischen Verantwortung unseres Landes bewusst ist und mit aller Kraft für Frieden, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit, das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Minderheitenschutz einsetzt“. Umso unverständlicher sei die Ankündigung des Bundesfinanzministers, bei der Entwicklungshilfe und bei Demokratieprojekten zu sparen. Gerade angesichts des weltweiten Erstarkens rechts-extremer Parteien bedürfe es eines breiten Verständnisses von Sicherheit, um Demokratien widerstandsfähiger zu machen.
Karikaturausstellung und Parcours „Wege zum Frieden“
Friedensbündnis Oberursel engagiert sich mit einer Karikaturenausstellung und einem Friedenparcours für eine Welt ohne Gewalt. Sie zeigt die Karikaturenausstellung „Glänzende Aussichten“, eine Leihgabe von Misereor. Zu sehen sind Cartoons von Plassmann, Alf, Perscheid, Nel, Krumbiegel und anderen zu Themen wie Klima, Konsum, Krieg und anderen Katastrophen. „Man kann an diesen Themen verzweifeln, sie mit Hilfe der ungeschminkten Schärfe der Karikaturen aber auch aus einer anderen Perspektive neu sehen und so mit einem Augenzwinkern Mut zum Anpacken und zur Veränderung schaffen“, schreibt die Friedensinitiative in ihrer Ankündigung. Besucher der Ausstellung dürfen ihre von zuhause mitgebrachte Lieblingskarikatur zum Thema Klima und/oder Frieden auf einer Sonderfläche platzieren, „sofern diese keinen Eskalationscharakter haben“, schränkt die Friedensinitiative ein.
„Wege zum Frieden“ nennt sich ein Parcours mit zwölf Stationen im Park der Adenauerallee, zu dessen Erkundung das Friedensbündnis Oberursel einlädt. Der Weg zu den einzelnen Stationen, die jeweils mit einem kurzen Text und einem weiterführenden QR-Code auf einer weißen Friedenstaube versehen sind, führt entlang der vielen Denkmäler, Bäumen und Objekte, die im Park zu finden sind, im Alltag aber kaum beachtet werden. „Die Geschichten, oft auch mit militärischen Hintergründen, regen zum Nachdenken an und enthalten zusätzlich assoziative Gedanken“, erläutert die Initiative. An der ersten Station am Brunnen befindet sich ein gläserner Briefkasten zur kostenlosen Entnahme eines Flyers mit Wegweiser durch den Parcours.
Die Kundgebung in Frankfurt beginnt am Sonntag, 1. September 2024, um 13 Uhr am Opferdenkmal in der Gallusanlage. Um 15 Uhr beginnt ein Friedensgebet im Frankfurter Dom unter dem Motto „Vergessene Kriege – Menschen des Friedens“
Die Ausstellung: „Glänzende Aussichten“ der Friedensinitiative Oberursel ist vom 2. bis zum 7. September 2024 in der Stadtbücherei Oberursel, Eppsteiner Straße 16-18, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr. Die öffentliche Vernissage ist am Samstag, 31. August, um 14 Uhr in der Stadtbücherei.
Der Parcours „Wege zum Frieden“ im Park der Adenauereallee kann vom 1. bis 7. September erkundet werden. Er wird am 1. September um 16 Uhr eröffnet. Nach einer kurzen Ansprache zelebrieren japanische O-Bon-Tänzer*innen aus Frankfurt in traditioneller Tracht für die Seelen der Verstorbenen von Hiroshima und Nagasaki einen speziellen Tanz. Der Darbietung schließt sich ein geführter Gang durch den Parcours an.