Gedenkveranstaltung in Frankfurt
Von Ursula Wöll
Ernst Klee hat hartnäckig nach den Tätern und Gehilfen des NS-Staates geforscht, die Rolle von Medizinern und Juristen und deren zweite Karriere nach 1945 aufgedeckt. 2013 ist er mit nur 71 Jahren gestorben. Am 8. Mai 2015, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, wird seiner in Frankfurt gedacht. (Foto:Dr. Walter H. Pehle)
Viele Bücher über den NS-Staat geschrieben
Mensch achte den Menschen, so mahnt ein Gedenkstein in Hadamar bei Limburg, wo in der NS-Zeit Zigtausende behinderte Menschen in grauen Bussen angekarrt und sofort in die Gaskammer geschickt wurden. Und Hadamar war nicht die einzige Tötungsanstalt. Wer heute über Sterbehilfe diskutiert, sollte das Buch „‚Euthanasie‘ im NS-Staat. Die Vernichtung ‚lebensunwerten‘ Lebens“ von Ernst Klee gelesen haben. In vielen weiteren Büchern klärte der Journalist und Historiker über die Rolle von Medizinern und Juristen während der Nazizeit und deren zweiter Karriere nach 1945 auf. Nun findet in Frankfurt eine Veranstaltung zu dem 2013 mit nur 71 Jahren verstorbenen Klee statt, der sich so engagiert für die Rechte der von der Gesellschaft immer noch Untergebutterten einsetzte.
Für die Gleichstellung Behinderter
Das war höchste Zeit, denn viele denken bei dem Namen Klee nur an den Maler. Aber der hieß Paul, und auch ihm spielte man unter Hitler übel mit. Ernst Klee dagegen wurde mit seinem Buch von 1983 über die Vernichtung ‚lebensunwerten‘ Lebens im NS-Staat international bekannt. Nicht nur als Autor, auch praktisch setzte sich Klee für die Gleichberechtigung von Menschen mit Beeinträchtigung und gegen deren Gettoisierung ein. Zuvor waren etwa Forderungen nach Barrierefreiheit und inklusiver Bildung noch unbekannt. Für seinen Film „Verspottet“ über das Leben einer Kleinwüchsigen erhielt Klee den renommierten Adolf-Grimme-Preis. Schon zu seinen Lebzeiten wurde eine Förderschule in NRW in Ernst-Klee-Schule umbenannt.
Die Frankfurter Gedenkveranstaltung wird sich ebenso ausführlich mit den vielen Büchern Ernst Klees auseinandersetzen, mit denen er die schmähliche Rolle von Medizinern und Juristen im Dritten Reich aufdeckte. Was bis dahin verdrängt war, förderte er durch akribische Maulwurfsarbeit in Archiven zutage. Sein letztes Buch „Auschwitz – Täter, Gehilfen, Opfer. Ein Personenlexikon“ erschien 2013 posthum, wiederum im Fischer-Verlag. Es ist kein dürres lexikalisches Lesefutter, sondern ein informatives, lesbares und wichtiges Buch, noch vor seinem Tod von ihm autorisiert.
Die Frankfurter Veranstaltung findet an zwei Tagen statt, am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, von 18 – 21 Uhr im Dominikanerkloster und am 9. Mai von 9.30 – 17 Uhr in der Uni, Nebengebäude IG-Farben-Haus. Ruth Fühner vom hr wird moderieren, neben anderen wird auch Ulrike Hollerer auf dem Podium sitzen. Der Besuch ist kostenfrei, Anmeldung wird erbeten bis zum 30. April unter www.evangelische-akademie.de/Kalender/ernst-klee/ Dort erfährt man auch die Themen der einzelnen Vorträge und Lesungen.
Der Artikel von Ursula Wöll ist sehr informativ. Für mich begann der Kontakt mit Ernst Klee 1981 als im „Internationalen Jahr der Behinderten“ seitens der Vereinten Nationen, als Ernst Klee Initiator und Organisator des „Krüppel-Tribunals“ in Frankfurt war.
Seine Schriften waren maßgebend für einen Lernprozess im Hinblick auf „Inklusion“ und „Barrierefreiheit“, der immer wieder ins Stocken gerät.
Im Hinblick auf die sozialen Wurzeln des Nationalsozialismus hat er Tabuzonen enthüllt, die bis heute noch gerne ignoriert werden.