Freiwilligenzentrum

„Lesen ist ein Schatz“

Von Petra Ihm-Fahle

„Vom Himmel fielen drei Äpfel. Einer für den Schreiber, einer für den Erzähler und einer für dich, Zuhörer.“ Im Freiwilligenzentrum (FWZ) in der Pitzer-Begegnungsstätte regnete es zwar nicht wirklich Obst, aber Inhaltsreiches am Vorlesetag. Auch Stadtoberhaupt Klaus Kreß (foto) zückte das Märchenbuch.

Gold fließt aus Schüssel

Die Pointe um die herabfallenden Äpfel gehört zur Geschichte um „Keloglan, den haarlosen Jungen“, vorgetragen auf Türkisch von Sinan Sert und übersetzt von Dr. Bernt Kampmann. Es geht um einen armen Jungen, der eine Wunderschüssel findet, aus der Gold fließt, wann immer er will. „Doch sie ist mehr Fluch als Segen“, konstatierte Sert bei dem Vorlesetag, den „Zeit“, Stiftung Lesen und Deutsche-Bahn-Stiftung kürzlich bereits zum 14. Mal bundesweit ausgerufen hatten. Das Freiwilligenzentrum hatte dies zum Anlass genommen und zum Internationalen Lesecafé eingeladen, in dem vornehmlich Märchen angesagt waren. Der Saal war vollbesetzt, als Bürgermeister Klaus Kreß den Auftakt mit „Rumpelstilzchen“ lieferte.

Puschkin-Märchen

Im Lesesessel auf der Bühne ließ der Rathauschef die Geschichte vom Stroh, das zu Gold gesponnen wird, spannend aufleben. Um ähnliche Themen ging es in den meisten anderen Beiträgen, um plötzliche Schätze, denen durch Habgier rasch der Niedergang folgen kann. So trugen die Lesescouts gekonnt das Märchen vom Fischer und seiner Frau vor, präsentierten Natalie und Valeri Volkov Puschkins Geschichte vom Fischer und den goldenen Fischen klangvoll auf Russisch. Auf atmosphärische Weise bot Rita Orfali das Gleichnis vom Hahn und dem Falken dar, in dem sich zeigt, wie schnell ein König bereit sein kann, einen Minister zu opfern. Orfali las auf Arabisch, Ursula Leichtweiß übersetzte.

Sehnsuchtsvolle Gedichte

Entspannt gab sich das Publikum dem Zauber der Stimmen hin, etwa als Adela Yamini sehnsuchtsvolle Gedichte auf Dari vortrug. Auch das Lesen sei ein Schatz, der gehütet werden muss, beschrieb FWZ-Vorsitzende Ingrid Schmidt-Schwabe die Intension der Veranstaltung. Bürgermeister Kreß sah das ebenso. „Mit dem Vorlesen werden wichtige Weichen für die Zukunft der Lesekompetenz der Kinder gestellt“, unterstrich er.

Ehrenamtlicher Einsatz

Ehrungen standen auf dem Programm. Die stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei, Gaëlle Götz, dankte den Vorlesepaten für die große ehrenamtliche Mithilfe in der Bildungseinrichtung. Katharina Merkel (Rektorin Wettertalschule) lobte die bedeutsame Tätigkeit des FWZ zur Qualifizierung der Schulkinder zu Lesescouts. Und stellvertretend für alle Kitas freuten sich die Jungen und Mädchen der Kindertagesstätte „zwanzig11“, ihrer Vorlesepatin Rosen zu überreichen und sie mit kleinen Texten zu überraschen. Kreß bedankte sich für den unermüdlichen Einsatz der Vorlesepaten mit Blumensträußen. Den musikalischen Rahmen lieferte Bassbariton Valeri Volkov mit Liedern in russischer und deutscher Sprache, die Deutsche Jugend aus Russland begeisterte mit Tanz und Gesang. Fürs leibliche Wohl sorgten der Weltladen mit fair gehandeltem Kaffee und einem internationalen Buffet.

„… nun lasse ich dich wissen, dass wir zum Ende kommen müssen“ – noch ein Satz aus einem Märchen.

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