Masterplan des Kreises Gießen
Klimaschutz funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Unter diesem Motto steht das Tanztheaterstück „Kwafe Kwe Kwafe“, das die Sosolya Undugu Dance Academy aus Uganda (Foto) beim Masterplan-Themenabend am Donnerstag, 26. Oktober 2017, um 18 Uhr im Bürgerhaus Lollar (Holzmühler Weg 78) aufführt. An diesem Abend wird auch der „Masterplan 100% Klimaschutz“ des Kreises Gießen vorgestellt und die Bürgerinnen und Bürger haben die Gelegenheit, mit den Experten das weitere Vorgehen zu diskutieren, teilt die Pressestelle des Landratsamtes Gießen mit.
Ein Dorf irgendwo in Afrika
An diesem Abend führt gedanklich der Weg zu einem Dorf irgendwo in Afrika. Hier gibt es noch Wasser, hier tobt kein Bürgerkrieg. Die Felder sind bestellt, die Menschen haben zu essen und zu trinken. Doch anderswo hat der Klimawandel die Flüsse versiegen lassen, hat fruchtbares Land in Wüste verwandelt. Deshalb strömen immer mehr Menschen in das Dorf, das schon bald die vielen Menschen nicht mehr ernähren kann. Gemeinsam entwickeln die Dorfbewohner einen Plan, Nahrung und Zukunft zu sichern.
Mit viel Musik und Tanz erzählen sechs Jugendliche der Sosolya Undugu Dance Academy die Geschichte des Dorfes Kwafe, das so viel wie zuhause bedeutet. Sie sind derzeit gemeinsam mit ihrem Gründer, Lezon Mark Mugwanya, im Rahmen des UNICEF-geförderten Projektes „KinderKulturKarawane“ in Deutschland auf Tour.
Die Sosolya Undugu Dance Academy wurde 1993 von Lezon Mark Mugwanya in Ugandas Hauptstadt Kampala gegründet. Mugwanya war gerade 17 Jahre alt, als er beschloss, Kindern aus den Slums von Kampala eine Zukunft zu bieten: Aus ungewollten und verletzlichen Kindern sollen gefestigte Persönlichkeiten werden, die für andere Kinder zum Vorbild werden. Das war die Geburtsstunde der Sosolyas, einem Verein, der nach einem Vogel Ugandas benannt ist. Bald schon erkannte Mugwanya, dass die Besinnung auf kulturelle Traditionen und die Vereinigung von Musik und Tänzen der ehemaligen Königreiche entscheidend zum Friedensprozess im seinerzeit noch recht instabilen Staat Uganda beitragen kann. Mit einer Handvoll Mitstreiter zog er durch das Land und sammelte traditionelle Musiken und Tänze.
Liebe, Geborgenheit, Anerkennung
Im Slumgebiet von Kabalagala, dem Vergnügungs- und Rotlichtviertel von Kampala, liegt das „Centre“ der Sosolyas. In zwei Gebäuden leben 60 Mädchen und Jungen. In den Ferienzeiten kommen weitere 100 hinzu, um dort traditionelle afrikanische Musik und Tänze zu erlernen. Für die meisten von ihnen ist das „Centre“ ihre Familie, wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben Liebe, Geborgenheit und Anerkennung erhalten.
Die Kinder und Jugendlichen im Centre kommen aus verschiedenen Stämmen, doch Streitigkeiten sind ihnen fremd. Auch Religionsunterschiede spielen keine Rolle. Dieses friedliche Miteinander hat die Sosolya Undugu Dance Academy im gesamten Ostafrika bekannt gemacht und mehrere gleichartige Einrichtungen sind nach ihrem Vorbild entstanden.
Viele heute in Afrika und darüber hinaus bekannte Musiker, Tänzer, Filmschaffende und Maler haben bei den Sosolyas ihre Talente entdeckt und wurden gefördert. Heute fördern sie ehrenamtlich die Mädchen und Jungen im Centre und unterstützen darüber hinaus das Centre auch finanziell. Auch ausländische Künstler, vor allem aus den USA, veranstalten für die Sosolyas ehrenamtlich Workshops. So erhielt auch das Theaterstück „Kwafe Kwe Kwafe“ prominente Unterstützung: Bei der Inszenierung half die indische Regisseurin Mira Nair, die 1988 mit dem Film Salaam Bombay ihren internationalen Durchbruch hatte und heute in New York und Kampala lebt.
Mit dem Auftritt der Sosolyas schlägt der Landkreis Gießen einen inhaltlichen Bogen über den Masterplan-Prozess. Bei der Auftakt-Veranstaltung im Januar 2017 erzählte der Fernsehmoderator Willi Weitzel die Geschichte eines 14-jährigen Mädchens aus Kenia, das täglich mit bloßen Händen im heißen Sand nach Wasser für seine Familie gräbt. Zum Abschluss des Masterplan-Konzepts erzählen Afrikaner selbst, wie Klimaschutz einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung in Afrika leisten kann.