Flucht vor den Nazis

Wie Ruth Stern Amerikanerin wurde

Die fünfjährige Ruth Stern musste 1938 mit ihren Eltern vor den Nazis nach Chicago flüchten. Über 200 Jahre lang war die jüdische Familie Stern in Nieder-Ohmen ansässig gewesen. Ruth Stern Gasten erzählt in ihrem Buch „Zufällig Amerikanerin ihre Geschichte, von ihrer Kindheit auf dem Land, von Nachbarn, die zu ihnen hielten, von Türen, die sich für immer schlossen, und von ihren Verwandten, die von den Nazis ermordet wurden. Am Samstag, 2. September 2017, stellt sie ihr Buch in Nieder-Ohmen vor.

Opfer des Holocaust

Die Mutter von Ruth Stern Gasten, Hanna Nussbaum, stammte aus Ulmbach in Osthessen, der Vater Joseph Stern aus Nieder-Ohmen in Oberhessen. Die dreiköpfige Famile wohnte in Nieder Ohmen unweit von Joseph Stern Elternhaus. Die Familie des Bruders ihres Vaters – Maier und Hedwig Stein sowie ihre Kinder Hilda und Carola – wurde nach Auschwitz verschleppt. Nur Hilda und Karola überlebten und wanderten 1945 in die USA aus. Viele andere Verwandte und Bekannt von Ruth Stern Gasten wurden ebenfalls Opfer des Holocaust. Hilda Stern Cohen Verfasste Holocaustgedichte, die unter dem Titel „Genagelt ist meine Zunge“ erschienen sind.

Ruth Stern Gasten mit der US- und der deutschen Ausgabe ihres Buches.

Ihre Lebensgeschichte hatte Ruth Stern Gasten zunächst für Kinder und Jugendliche in den USA unter dem Titel „An Accidental American“ aufgeschrieben. Die Historikern Monika Felsing vom Bremer Geschichtsverein Lastoria war bei einer Recherche zur Buchreihe über Ober-Glenn auf Ruth Stern Gasten, die Cousine der Holocaustdichterin Hilda Stern Cohen gestoßen. Sie übersetzte „“An Accidental American“ und gab es beim Verlag BOD in Norderstedt heraus.

So kling Owenglie

Der Bremer Geschichtsverein Lastoria ist durch Monika Felsing Oberhessen sehr verbunden: Sie ist in Ober-Gleen aufgewachsen. Der Geschichtsverein betreibt das Projekt „Owenglie“ (Ober-Gleen) und gibt die CD-Reihe „So klingt Owenglie“ heraus. Am Sonntag, 3. September, werden neue CDs der Reihe vorgestellt. Drei sind bereits 2015 erschienen. Die vierte CD erzählt unter anderem vom Zusammenleben, von Kindheit, Auswanderung und auch von Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig, dem Herausgeber des “Hessischen Landboten”. Die fünfte ist die CD über die NS-Zeit und die beiden Weltkriege. Die siebte CD enthält vor allem O-Töne über die Nachkriegszeit und über die Integration der Vertriebenen. Die achte ist die CD über die Schbinnschdobb, über Jugendkultur auf dem Land, über dörfliche Entwicklung und über Heimat: Was ist schön an Ober-Gleen, was sollte sich ändern? Die neunte CD dreht sich im Wesentlichen um Hochzeiten, Geburtstage, ums Auto- und Zündapp-Fahren, Vulkangestein, Kirche und Kirmes. Gesprochen wird Hochdeutsch, Ober-Gleener und Egerländer Mundart und auch ein wenig Englisch. Und dazu gibt es viel Musik, zum Beispiel von Veronika Bloemers an der Ober-Gleener Barockorgel, außerdem Gesang, Mundharmonika, Klavier und Akkordeon. Die sechste CD, ein Hörbuch über die jüdischen Familien in Ober-Gleen (und Oberhessen), wird voraussichtlich 2018 erscheinen. An dem einzigartigen ehrenamtlichen Mitmachprojekt Owenglie (Ober-Gleen) haben sich seit 2012 zahlreiche heutige und frühere Ober-Gleenerinnen und Ober-Gleener in Deutschland und Übersee beteiligt.

Die Vorstellung des Buches „Zufällig Amerikanerin“ von Ruth Stern Gasten ist am Samstag, 2. September 2017, um 18 Uhr in der Merlauer Straße 11 in Nieder-Ohmen, einem Ortsteil von 35325 Mücke.

„Zufällig Amerikanerin“ von Ruth Stern Gasten, BOD Norderstedt, Taschenbuch, 180 Seiten, 60 Fotos, 12 Euro, ISBN: 3744854663.

Die neuen CDs der Reihe „So klingt Owenglie“ ist am Sonntag, 3. September 2017, um 17 Uhr im Mehrgenerationenhaus unterhalb der Kirche in Ober-Gleen, einem Stadtteil von 36320 Kirtorf.

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