Schulfreund Roland Heger erzählt
Wie kein anderer hat Peter Kurzeck seine mittelhessische Heimat beschrieben. Dem Leben und Wirken des 2013 im Alter von 70 Jahren verstorbenen Schriftstellers widmet sich der „Landbote“ während der Buchmesse am Sonntag, 9. April 2017, – und hat dabei einen ganz besonderen Gast: Roland Heger (Foto). Der 74-Jährige ist ein Schulfreund Kurzecks.
Von den Menschen und der Landschaft
Zu der vielfältigen Themenpalette der Ernst-Ludwig-Buchmesse am Sonntag, 9. April 2017 im Sprudelhof in Bad Nauheim gehört auch das Leben und Wirken des 2013 im Alter von 70 Jahren verstorbenen Schriftstellers Peter Kurzeck. Um 14 Uhr lädt die „Landbote“-Redaktion dazu ein, sich an den Autor zu erinnern, der in seinen Romanen und Hörbüchern auf fesselnde Weise die Menschen und die Landschaft geschildert hat, in der er gelebt hat: Dies war zunächst Staufenberg (Kreis Gießen), wohin er im Mai 1946 mit seiner Mutter und der Schwester nach der Vertreibung aus Tachau (Böhmen) zog. Später zog es ihn nach Frankfurt/Main (seit Mitte der siebziger Jahre) und ab 1993 nach Uzès in der Nähe von Avignon (Frankreich).
Es gibt viele Zeitzeugen, die den großartigen Erzähler auf seinem Lebensweg begleitet haben. Dazu gehört auch der 74-jährige Staufenberger Roland Heger, der bei der Buchmesse am Stand des „Landboten“ berichten wird, wie die Ankunft des 1943 geborenen Peter Kurzeck nach der Vertreibung aus dem Sudetenland in Hessen verlief, wie er in dem Städtchen Staufenberg als „Zugezogener“ aufgenommen wurde und ab wann die Mitmenschen bemerkten, dass in dem jungen Mann künstlerisches Talent schlummert.
Peter Kurzeck und Roland Heger haben ähnliche Schicksale in ihrer Jugendzeit erlebt. Auch Roland Heger wurde als Kind vertrieben (aus Porstendorf, Mährisch Trübau): Zusammen mit seiner Mutter und den Geschwistern fand er eine neue Heimat in Oberhessen. Sowohl die Familien Kurzeck als auch Heger waren 1946 – wie auch andere Neuankömmlinge – in der Staufenberger Burg untergebracht, bevor Wohnungen frei wurden. Damals waren die Jungen Peter drei und Roland vier Jahre alt. Sie besuchten dann zusammen die Grundschule in Staufenberg, wie Kurzeck in dem Hörbuch „Ein Sommer, der bleibt“ erwähnt. Mit manch anderen Jungen wie beispielsweise dem späteren Staufenberger Bürgermeister Horst Münch war Peter Kurzeck im Dorf unterwegs und hat sich manche Begebenheiten gemerkt, die er in Büchern dann später einbauen konnte.
Verbindung ist nie abgerissen
Zu viel will Roland Heger, der in der Gemeindeverwaltung in Hüttenberg (Lahn-Dill-Kreis) gearbeitet hat, vor dem Gespräch auf der Buchmesse noch nicht verraten. Er unterstrich noch: „Der Peter hat die Verbindung zu mir und meiner Familie nie abreißen lassen und meldete sich stets bei Geburtstagen.“ Gern kehrte der Schriftsteller immer wieder nach Staufenberg zu den „literarischen Spaziergängen“ mit ihm durch Staufenberg und Umgebung zurück. Wie Roland Heger und die anderen Spaziergänger dann beobachten konnten, sprudelte es bei dem Autor an Erinnerungen an seinen früheren Wohnort nur so heraus: Er konnte faszinierend erzählen über seine Mitmenschen, die er mit all ihren Ecken und Kanten doch gern gehabt hat.
Davon konnte man sich erst kürzlich als Radiohörer überzeugen: HR2 sendete die Aufzeichnungen von Lesungen Kurzecks in seinem Buch „Vorabend„, in dem er unter anderem über Land und Leute in Staufenberg und den Nachbarstädten Lollar und Gießen berichtete. Nicht nur die Menschen, auch die wiesen- und waldreiche oberhessische Landschaft hat er sehr gemocht, wie nicht nur Roland Heger feststellen konnte.
Nicht mehr vollenden konnte der Schriftsteller, dessen Buchverlag Stroemfeld/Roter Stern (Frankfurt/Basel) ist, seinen letzten Roman „Bis er kommt“. Darin schildert er die Frankfurter Zeit, bevor er literarisch den Durchbruch erzielt hatte. Als er dann als Autor bekannt war, haben ihn auch viele Journalisten bei Lesungen oder anderen Begegnungen erlebt, darunter auch heutige „Landboten“-Autorinnen und -Autoren. Die Journalisten haben mit dem Staufenberger Roland Heger eins gemeinsam: Sie erinnern sich gern an die Gespräche mit einem Schriftsteller, der – auch nach Ehrungen wie dem Alfred-Döblin-Preis oder der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt/Main – stets auf dem Boden blieb. Er hätte noch so viel zu erzählen gehabt. „Aber mir läuft die Zeit davon“, schrieb er verzweifelt in seinem als Nachlasswerk erschienen Buch „Bis er kommt.„
Ein Gedanke zu „Peter Kurzeck“