Friedrichsdorf

Viele nutzen neue Stadtbücherei

Am 30. Januar 2025 öffnete die neue Stadtbücherei am Houiller Platz in Friedrichsdorf. Schon wenige Tage später war sie voller Leben: Erwachsene stöbern nun in den Regalen. Und Schülergruppen machen im Lernstudio ihre Hausaufgaben.

Neuer Treffpunkt für Friedrichsdorf

Der niederländische Architekt Aat Vos gestaltete die Bibliothek. Vos erhielt 2021 die Karl-Preusker-Medaille, die als höchste Auszeichnung im deutschen Bibliothekswesen gilt. Vos ist bekannt für seine Raumkonzepte, die Bibliotheken zu einladenden „Dritten Orten“ machen. Also zu Orten, die neben dem eigenen Zuhause und der Arbeitsstelle dem geselligen Beisammensein dienen.

Viele Sessel und Sofas warten auf lesende und spielende Besucher. Foto: Marco Heyda

„Die Stadtbücherei soll ein Lieblingsort für die Einwohnerinnen und Einwohner von Friedrichsdorf werden“, so Vos, „ein Ort, an dem sie sich wie zu Hause fühlen. Wichtig ist mir, dass die Stadtbücherei die Menschen inspiriert und zusammenbringt.”

Die Stadtbücherei ist auch für Menschen benutzbar, die nicht in Friedrichsdorf wohnen. Sie können gebührenfrei einen Leseausweis bekommen und ihn gleich nutzen.

Niedrigschwelliger Treffpunkt für alle

Bürgermeister Lars Keitel betonte bei einer Vorab-Besichtigung: „In einer Demokratie ist frei zugängliches Wissen ganz wesentlich. Bildung für alle, Teilhabe für alle heißt zwingend auch Bibliotheken für alle. Unsere Stadtbücherei soll aber nicht nur Zugang zu Medien aller Art bieten, sondern auch dazu einladen, seine Zeit hier zu verbringen, andere Leute zu treffen und sich auszutauschen. Sie soll ein niedrigschwelliger Treffpunkt für die Stadtgesellschaft sein. Damit wird die neue Stadtbücherei das Bild von Friedrichsdorf prägen. Die neue Stadtbücherei besticht nicht durch städtebauliche Imposanz, sondern dadurch, dass man sich hier gerne und lange aufhält.“

Aat Vos ist Kreativdirektor der Beratungs- und Designagentur includi mit Sitz in Groningen, Niederlande. Zu seinen Projekten gehören die Stadtteilbibliothek Kalk in Köln, die Osloer Jugendbibliothek Deichman Biblo Tøyen, die Bibliothek und das Zeitzeugenarchiv des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin, die Stadtteilbibliothek Huttrop in Essen und das Rathaus Nieuwegein (Niederlande).
Aktuell arbeitet includi für die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in Kiel, die Kinder- und Jugendbibliothek in Ludwigshafen, die Zentralbibliothek Essen und die Stadtbibliothek Offenbach.

„Ich bin froh, dass wir in Friedrichsdorf den Mut hatten, das Projekt trotz zwischenzeitlich gravierend geänderter Rahmenbedingungen durchzuziehen“, so Keitel weiter. Damit spielte er auf die kontroversen Diskussionen an, die die Planungen begleitet hatten. Bereits Ende 2019 hatte man die knapp 600 Quadratmeter großen Räumlichkeiten mit den großen Fensterfronten für die neue Bücherei auf dem Houiller Platz ausgemacht. Damals lagen dort eine Tedi-Filiale und ein italienisches Restaurant.

Doch erst Anfang 2024 wurde mit dem Umbau begonnen. Denn durch Preissteigerungen aufgrund virusbedingter Lockdowns und des beginnenden Ukraine-Kriegs verdoppelten sich die prognostizierten Kosten auf 2,05 Millionen Euro. Abzüglich der bewilligten Fördergelder standen auf dem Preisschild noch 1,15 Millionen Euro. Die Kostensteigerung verzögerte die Zustimmung der Friedrichsdorfer Stadtverordneten. Keitel: „Zum Glück war der Eigentümer von Anfang an überzeugt von dem Potenzial einer Bücherei auf dem Houiller Platz und hat die Verzögerungen mitgetragen.“

Umbau kostete weniger als veranschlagt

Am Ende liegen die Umbaukosten laut Bürgermeister ungefähr um zehn Prozent unter dem Voranschlag. Ein Grund dafür sei, dass auf die Ausschreibungen günstigere Angebote eingegangen waren als erwartet.

Von außen kann man weit in die ebenerdige Bücherei hineinblicken. Die Bereiche an den Fenstern sind offen und als Aufenthaltsort gestaltet. Es gibt gemütliche Sitzlandschaften und Tische zum Arbeiten und Lernen. Büchereileiterin Kristina Wachsmuth: „Unser Ziel war, dass die Stadtbücherei so sichtbar wie möglich ist. Indem sich die Nutzerinnen und Nutzer vornehmlich an den Fenstern aufhalten, wird die Stadtbücherei schon beim Vorbeilaufen als lebendiger Ort wahrgenommen. Der Platz vor der Bücherei soll bei warmen Wetter zusätzlich durch Sitzmöbel belebt werden.“

In der Bücherei kann man mit anderen spielen, ohne die Umgebung zu stören. Foto: Marco Heyda

Gleich hinter dem Eingang steht ein großer Tisch. Wenige Schritte weiter gelangt man zur Theke, an der es neben Informationen auch Getränke gibt. Daneben steht eine Kaffeemaschine. Von der Theke aus fällt der Blick auf eine Wohnzimmerlandschaft, die durch ein auch als Bühne nutzbares Podest akzentuiert wird. Dieser Bereich kann flexibel als Veranstaltungsfläche genutzt werden – Vorhänge schaffen dann eine Abtrennung zur restlichen Bücherei. Über das Podest gelangt man zum Kinderbereich, der wie ein kleines Amphitheater gestaltet ist.

Vorne offen, hinten verwinkelt

Der hintere Bereich der Bibliothek ist verwinkelt und hält Überraschungen bereit. Hier kann man sich zurückziehen. In „Philipps-Werkstatt“, einem nach dem Telefonerfinder Philipp Reis benannten Kreativraum, können kleinere Veranstaltungen wie das Bilderbuchkino oder Gaming-Nachmittage stattfinden. Aber auch Gruppen können hier gemeinsam arbeiten.

Hinter der Theke befinden sich zwei kleine, gemütliche Kabinen, in die man sich hineinsetzen kann. Ein Lernstudio mit schallschluckenden Türen lädt zum konzentrierten Lernen ein. Innenfenster erlauben Blicke in die Büroräume des Bücherei-Teams.

Büchereileiterin Wachsmuth: „Die Inspiration für die verwinkelte Struktur mit ihren Ecken und Gängen kam beim Spazieren durch Friedrichsdorf – der kleinräumige Dorfcharakter mit seinen Fachwerkhäusern und schönen, versteckten Höfen wird hier nachempfunden.“ Bilder von Telefonen und Zwiebackfabriken an den Wänden verweisen auf die Geschichte der Stadt. Aber auch der Kontrast von bewahrter Dörflichkeit und Großstadtnähe wird in den Collagen aufgenommen: Kühe und Frankfurter Skyline treffen hier aufeinander.

Offen an sechs Tagen der Woche

Bishert war die Bücherei auf einer Fläche von 240 Quadratmetern im Institut Garnier untergebracht beengt und nicht barrierefrei. Nun ist sie für alle zugänglich – ob mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Sehbehinderung. Taktile Leitbahnen auf dem Boden helfen bei der Orientierung. Zudem hat die Bücherei am neuen Standort länger geöffnet. Statt 20 Stunden macht sie jetzt 30 Stunden pro Woche auf. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag öffnet sie von 10 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, am Freitag von 13 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 140 Uhr.

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