Fest des Lichts
Von Corinna Willführ
Weltweit feiern Juden in diesem Jahr vom 25. Dezember bis 1. Januar das achttägige Fest Chanukka. Über dessen Ursprünge und Rituale referiert die jüdische Kantorin, Leah Frey-Rabine am Dienstag, 17. Dezember 2024, im Ordenshaus der Johanniter in Nieder-Weisel. Riten und Theologie der jüdischen Religion sind neben der Geschichte der jüdischen Familien in Nidda ein zentrales Thema im Zimmermann-Strauß-Museum der Stadt.Ein großes Wunder in Jerusalem
Der Dreidl passt gut in eine Handfläche. Auf seinen vier Seiten sind die hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin zu sehen. Ihre Anfangsbuchstaben stehen für die Worte „Nes Gadol Haja Scham: „Ein großes Wunder geschah dort“. Denn Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels im Jahr 164 vor der christlichen Zeitrechnung – nach der jüdischen Zeitrechnung im Jahr 3579 – in Jerusalem. Das Wunder: Obwohl nur noch ein Krug koscheres Öl für einen Tag vorhanden war, hielt dieses acht Tage lang – so lange bis es wieder geweihtes Öl für die Menora – den siebenarmigen Leuchter – gab, dessen Licht im Tempel niemals verlöschen darf.
„Der Dreidl und Süßigkeiten gehören für die Kinder unbedingt zu Chanukka“, sagt Sharon Rieck, stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins des Museums. Wer den Dreidl dreht, darf sich nichts (Nun), ein Stück (Schin), die Hälfte (He) oder das Ganze (Gimel) aus einem Schälchen nehmen, das Pot genannt wird. Bei Erwachsenen wie Kindern beliebt ist Sufganyot, ein den Kreppeln ähnliches Spritzgebäck, das ebenso wie die Latkes (Kartoffelpuffer) in Fett ausgebacken wird. Gefeiert wird Chanukka jeweils am 25. Des Monats Kieslew, dieses Jahr am 25. Dezember. Bis 1. Januar wird dann acht Tage lang an der Channukia abends jeweils – von rechts nach links – ein Licht angezündet. Dazu verwendet werden darf nur der Schamasch (Diener), weshalb die Chanukkia meist neun „Arme“ hat. Das Anzünden wird von Segenssprüchen und Gebeten begleitet. Während die Lichter brennen – von Sonnenuntergang bis Mitternacht – darf im Haus nicht gearbeitet werden.
Jüdisches Museum ist neu gestaltet
„Erinnern – Gedenken – Lernen“: Für Hildegard Schiebe, seit 2016 Leiterin des Jüdischen Museums Nidda, sind dies die zentralen Aufgaben des Hauses in der „Raun“. Zwei Jahre war das historische Gebäude wegen Bauschäden geschlossen gewesen. Seit Mai dieses Jahres können die Besucher in einem zusätzlichen Ausstellungsraum und mit neuen Beschriftungen die Geschichte der jüdischen Familien in Nidda, ihren Alltag, ihre Gebräuche und ihre Feste im Jahresverlauf (Erdgeschoss) kennenlernen. Im ersten Stock befindet sich das Synagogenzimmer, unter anderem mit einer großen Thorarolle und einem Modell der Niddaer Synagoge. Ein weiterer Raum zeigt die Entwicklung der Verfolgung der Juden in der NS-Zeit in der Wetteraustadt von ersten Diskriminierungen bis hin zu Flucht, Vertreibung und Ermordung auf. Sehenswert im Obergeschoss weiterhin die Erläuterungen und Exponate zu den gemeinsamen Wurzeln von Christen- und Judentum. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch Teile der Faksimileausgabe der Wenzelsbibel, einer der ältesten Übersetzungen des Alten Testaments. Lohnenswert ist auch der Besuch der Bibliothek im Dachgeschoss. Sie umfasst mehr als 1500 Bände, von jüdischen Erzählungen über Bücher zur Geschichte der Juden in Hessen bis zu Publikationen über den Holocaust und Antisemitismus heute.
Gemeinsam feiern im Ordenshaus
Die historischen Wurzeln von Chanukka und der Ablauf des achttägigen Festes stehen im Mittelpunkt des Vortrags von Kantorin Leah Frey-Rabine. Sie spricht auf Einladung des Geistlichen Zentrums Nieder-Weisel und von Pfarrer Siegfried Nickel, Referent für Ökumene und Dialog im Evangelischen Dekanat Wetterau, im Ordenshaus der Johanniter über „Ein Licht auf Chanukka – wie Chanukka ein Sonnenwendefest wurde.“ Die Veranstaltung – mit anschließendem „fröhlichem Beisammensein“ (PM) beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen. Das Ordenshaus ist in der Johanniterstraße 7 im Butzbacher Stadtteil Nieder-Weisel.
Das Jüdische Museum Nidda (Zimmermann-Strauß-Museum) befindet sich in der Raum 62. Es ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Näheres zur Geschichte des Museums, zum Trägerverein und zu Führungen: niddas-juden.de
Titelbild: Sharon Rieck, zweite Vorsitzende des Trägervereins Jüdisches Museum Nidda, mit einer Channukia aus dem Museum.