Rhein-Main-Link

Umweltschützer fordern Überprüfung

Der Ortsverband Münzenberg des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Bund) hat sich die geplante Erdkabeltrasse „Rhein-Main-Link“ angeschaut und ist wenig angetan. Die Umweltschützer fordern eine kritische Überprüfung der Bedarfsplanung.

Leitungen unter bestem Ackerboden

Der Bund Ortsverband hatte zu einer Radtour eingeladen, „um sich einen Eindruck in der Landschaft, über den möglichen Trassenverlauf des Rhein-Main-Link in den Gemarkungen Trais und Münzenberg zu verschaffen“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Der Rhein-Main-Link ist eine Erdkabeltrasse mit vier Gleichstromsystemen über eine Länge von 700 Kilometern, die von der Nordseeregion über Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen in das südliche Rhein-Main-Gebiet bis Bürstadt gebaut werden soll. Nach Angaben des Netzbetreibers Amprion soll das Vorhaben 15 Milliarden Euro kosten, erläutert der Bund.

Die Tour startete am Kulturhaus Trais. Unter der Leitung des Ortsverbandsorsitzenden und Agraringenieurs Peter Hünner wurde in die Ackerlandschaft nördlich von Trais geradelt. Der Bodenkundeexperte Dr. Matthias Peter vom Büro „Schnittstelle Boden“ erläuterte die hohe Fruchtbarkeit Parabraunerden hier und stellte dar, wie die zwölf Erdkabel in 75 Meter Breite und 2,50 Meter Tiefe verlegt werden sollen. Über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren werde die Nutzung der Äcker beeinträchtigt und in der Bauphase werde das Netz der kommunalen Wirtschaftswege zerschnitten.

Dr. Matthias Peter erläutert die Auswirkungen des geplanten Erdkabels „Reihn-Main-Link“. (Foto: Bund Münzenberg)

Planungen zehn Jahre alt

Der geplante Trassenkorridor umkreise Trais und Münzenberg etwa im 270-GradWinkel und führe auch durch den Talboden der Wetteraue mit hohen Grundwasserständen, tangiere den Traiser Markwald und durchschneide geschützte Lebensräume wie Feuchtwiesen, Halbtrockenrasen und alte Streuobstbestände.

Die Uni Göttingen hat laut Dr. Peter die Erwärmung des Ackerbodens durch die Erdkabel untersucht. Demnach werde Wärme abgegeben, erkennbare Erhöhungen zeigten sich bisher lediglich in den Wochen des ausgehenden Winters.

Die Firma Amprion habe das Planfeststellungsverfahren beantragt und durch einen verkürzten Verfahrensweg könne es bereits im August/September zur Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung kommen, teilte Peter Hübner mit. In einem Zeitraum von wenigen Wochen könnten dann Einwendungen erhoben werden.

Nach dem Bundesbedarfsplangesetz solle es fünf weitere solcher Leitungsbauprojekte von Nord- nach Süddeutschland geben, wie den Süd-Ost-Link oder Ultranet. Diese Planungswünsche gebe es bereits seit über zehn Jahren.

Wasserstoff und Windkraft machen die Kabel überflüssig

Der Bund verlangt zunächst eine kritische Überprüfung dieser Bedarfsplanung. Diethardt Stamm vom Ortsverbandsvorstand erläutert, dass die Wasserstofftechnologie sich seither weiterentwickelt habe. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff aus überschüssigem Windkraftstrom geschehe in sogenannten Elektrolyseuren. Es gebe bereits mehrere Anlagen, die im Megawattbereich in Norddeutschland reinen Wasserstoff produzierten. An größeren Anlagen und der Beschleunigung der Elektrolyse werde mit Hochdruck geforscht und entwickelt. Dadurch werde eine Vielzahl, der geplanten Gleichstromverbindungen in die Mitte und den Süden Deutschlands überflüssig. Dafür sorge auch ein verstärkter Ausbau der Windkraft in der Region auf Flächen wie zum Beispiel dem Winterstein.

Peter Hünner verwies auf die Kosten. Allein der Rhein-Main-Link soll heute bereits laut Betreiber 15 Milliarden Euro kosten. Die Kosten bei solchen Großprojekten in der Regel stark steigen, wie beim Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs oder dem Bau des Berliner Flughafens. Da Amprion diese Investitionen refinanzieren wolle, würden die Kosten auf die Netznutzungsentgelte und damit den Strompreis umgelegt. Dies belastet besonders Menschen, die in Mietwohnungen leben und nicht, die Möglichkeit haben auf dem Dach eines Eigenheims eine Photovoltaikanlage zur Eigenstrom-versorgung zu bauen.

Reine Erdverkabelung aufgeben

Sollten nach kritischer Analyse des Bedarfs neue Übertragungsverbindungen notwendig sein, müsse die dogmatische Festlegung auf reine Erdverkabelungen aufgegeben werde, fordert der Bund. Diese Vorgabe sei vor etlichen Jahren durch das damals CDU-geführte Wirtschaftsministerium auf Drängen des Bundeslandes Bayern getroffen worden. Dort gibt es nur sehr wenige Windkraftanlagen, aber auch neue Freileitungen zur Gleichstromübertragung waren nicht erwünscht.

Der Bund Münzenberg schlägt vor, zuerst immer eine Trassenbündelung mit bereits bestehenden Freileitungen zu prüfen. Die Kommunen Pohlheim, Münzenberg und Rockenberg würden von einer 380 Kilovolt-Wechselstrom-Freileitung des Betreibers Tennet und parallel dazu eine 110 Kilovolt- Bahnstromtrasse durchquert. Die wesentlich teureren Erdverkabelungen sollten nur in unmittelbarer Siedlungsnähe und anderen Zwangspunkten gebaut werden, die fruchtbaren Ackerböden, artenreiche Biotope und die grundwassergeprägten Flussauen weit gehend zu schonen.

Titelbild: Der Ortsverband Münzenberg des Bundes für Umwelt und Naturschutz hat eine Radtour entlang der Trasse des Rhein-Main-Links unternommen. (Foto: Bund Münzenberg)

Ein Gedanke zu „Rhein-Main-Link“

  1. Der BUND weist zu recht darauf hin, dass die Trassenkosten am Ende von den Stromkunden bezahlt werde. Natürlich ist das nicht umsonst. Aber die Wasserstofferzeugung hat auch Risiken und ist nicht umsonst. Deshalb wäre es ehrlich, die Kosten als auch die Umweltbilanz zu vergleichen.

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