Gießener Silvesterlauf

Rund um den Schiffenberg

Von Helmut Serowy

Nach zwei virtuellen Ausgaben und einem „Hybrid-Lauf“ 2022 haben sich die rührigen Organisatoren des Leichtathletik-Zentrums (LAZ) Gießen Stadt und Land e.V. bei der 51. Auflage des Traditions-Rennen entschlossen, den Gießener Silvesterlauf nur noch als Präsenzlauf anzubieten.

Zurück zur klassischen Variante

„Wir kehren damit nach drei Jahren zur klassischen Variante zurück. Die Formate der vergangenen drei Jahre waren gut, doch wir bevorzugen die traditionelle Präsenz-Veranstaltung, denn hier kommt der ursprüngliche Charakter des Silvesterlaufes zum Tragen,“ erklärte der LAZ-Vorsitzende Martin Theimer im Vorfeld.

Mit 975 Meldungen und 896 Finishern notierten die Organisatoren des Gießener Silvesterlaufes bei der 47. Auflage 2017 eine Rekordbeteiligung. 949 Meldungen und 863 Finishern 2018 sowie 967 Meldungen und 886 Finishern 2019 bestätigten die Beliebtheit des läuferischen Jahresausklangs durch den winterlichen Schiffenberger Wald. Mitorganisator Jörg Theimer zeigte sich damals optimistisch, dass die Tausender-Marke bald geknackt würde. Corona schob dem dann einen Riegel vor.

Den Silvesterlauf 2020 zog das LAZ-Team alternativ als virtuellen Lauf durch. Über die sozialen Medien banden sie die Teilnehmer zusätzlich aktiv in den Silvesterlauf ein. „Idee ist, dass alle ein Teil des gemeinsamen Laufes werden. Die Teilnehmer haben in der heutigen Zeit ein Mitteilungsbedürfnis, das wir nutzen. So entsteht das „Sei dabei – werde ein Teil-Davon-Gefühl“, freute sich Jörg Theimer über die zahlreichen Bilder- und Video-Postings vor, während und nach dem Lauf. Mit beachtlichen 800 Teilnehmer knüpfte die virtuelle Veranstaltung nahtlos an die vorhergehenden Wettbewerbe an.

Lang zieht sich die Läuferkarawane am Schiffenberg durch die Wälder. (Fotos: Helmut Serowy)

Beim zweiten virtuellen Gießener Silvesterlauf 2021 konnte diese Zahl allerdings nicht mehr erreicht werden und die Veranstalter waren froh, beim 50-jährigen Jubiläum 2022 wieder zum traditionellen Präsenz-Lauf mit seinem ursprünglichen Charakter zurückkehren zu können: „Die Silvesterläufe stehen in besonderer Weise für einen geselligen Jahresausklang, weniger für schnelle Zeiten. Da aber auch die virtuelle Variante viel Zuspruch erhielt, haben wir uns für eine Hybrid-Veranstaltung entschieden“. 834 Meldungen und 713 Finisher registrierten die Organisatoren beim Präsenz-Lauf. 127 Meldungen und 90 Finisher beim virtuellen Lauf ergänzten das Läuferfeld.

Wie im Vorjahr war die Teilnehmerzahl auch zum 51. Gießener Silvesterlauf „Rund um den Schiffenberg“ auf 1000 limitiert. Da sich allerdings bereits frühzeitig ein beachtlicher Ansturm andeutete, erhöhten die Veranstalter das Limit auf 1200 Starter. Auch das war bereits vor Weihnachten vollständig ausgeschöpft. Nachrücker hatten nur noch eine Start-Chance bei Absagen.

Halbmarathon

Der Halbmarathon durch den Schiffenberger Wald ist recht anspruchsvoll. Über 380 Höhenmeter führt die Strecke kreuz und quer mit vielen Schleifen und Steigungen durch das geschichtsträchtige Waldgelände. Bereits in der Jungsteinzeit – vor etwa 6000 Jahren – begann hier die Besiedlung. Die Kulturen der Bandkeramiker und Michelsberger, der späten und frühen Bronzezeit, der Eisenzeit (Kelten) prägten sie. Während der merowingisch-karolingischen Zeit und im frühen Mittelalter existierte auf dem Schiffenberg eine mächtige militärische Anlage, die durch Bodenfunde belegt ist.

Wenn die Halbmarathon-Starter die auf der Anhöhe liegenden, von einer kräftigen Mauer umgebenen früheren Gebäude des Kloster Schiffenberg umrundet haben, beginnt für sie der leichtere Teil ihrer Tour mit längeren Bergab-Passagen – soweit sie sich nicht vorher bereits verausgabt haben.

Nach dem Start um 10 Uhr übernahm das Duo Moritz Weiß (LGV Marathon Gießen) und Sven Höller (LT Florstadt) vor zwei größeren Verfolgergruppen die Führung im Halbmarathon. Während der Ultra-Langstreckler Sven Höller letztlich als Gesamt-Siebter nach 1:22:01 Stunden den zweiten Platz der M35 erreichte, ließ der bereits öfter beim Heimspiel in Front liegende Moritz Weiß nichts anbrennen. Der hessische Halbmarathon-Meister von 2022 feierte mit für die Streckenführung ausgezeichneten 1:16:01 Stunden einen überlegenen Gesamt-Sieg.

Moritz Weiß (LGV Marathon Gießen, rechts) gewinnt den Halbmarathon – anfangs noch begleitet vom M35-Zweiten Sven Höller (LT Florstadt)

Die Verfolger führte der zweite M30-Starter Dieter Sporleder in 1:18:32 Stunden vor dem Drittplatzierten Carsten Oehler vom TSV Krofdorf-Gleiberg (1:18:57 Std) an. Dieser setzte sich im Finish gegen seinen Vereinskollegen Silvio Welkner durch. Der M45-Hessenmeister über 10.000 m und im 10-km-Straßenlauf gewann seine Altersklasse nach 1:19:04 Stunden überlegen vor dem schnellsten M35-Starter Timo Biedenkapp vom SV Saasen (1:19:09 Stunden). Unter der 1:20-Marke blieb als Sechster noch der Hauptklassen-Sieger Clemens Möller vom VfL Marburg (1:19:58 Stunden).

Mit sechs Minuten Vorsprung siegt Jessica Lewerenz (Team Naunheim) bei den Frauen über die 21,1-km-Distanz

Nach zahlreichen 10-km-Erfolgen in den letzten Wochen nahm Jessica Lewerenz vom Team Naunheim beim Gießener Silvesterlauf die hügelige Halbmarathon-Distanz in Angriff. Beim zweiten Halbmarathon nach ihrer Baby-Pause steigerte sich die W30-Starterin trotz der schweren Strecke gegenüber ihrem 21,1-km-Rennen Anfang Oktober in Treis um zwei Minuten auf ausgezeichnete 1:31:28 Stunden. Im Frauen-Klassement lief sie einen Vorsprung von über sechs Minuten heraus.

Das vereinsinterne Duell um den zweiten Rang entschied letztlich die schnellste W35-Läuferin Cynthia Morawietz von der LGV Marathon Gießen nach 1:37:35 Stunden vor der Hauptklassen-Siegerin Laurine Freitag (1:38:59 Std) für sich. Hinter der zweiten Hauptklasse-Läuferin Ines Jowanowitsch vom MTV Gießen (1:39:39 Stunden) überzeugte wieder die wie immer strahlende W45-Siegerin Karin Hahnfeld (MTV Gießen) mit 1:40:27 Stunden.

Ihre Klasse stellte einmal mehr die Deutsche Halbmarathon-Meisterin und Hessische Marathon-Meisterin der W65 – Monika Donges vom Team Naunheim – unter Beweis. Die Gesamt-Sechste glänzte mit 1:43:51 Stunden.

10 Kilometer

Mit 530 Meldungen und 472 Finishern war der 10-km-Lauf wie gewohnt der am stärksten besetzte Wettbewerb des Gießener Silvesterlaufes.

Nach einer verhältnismäßig flachen Einlauf-Phase über drei Kilometer mit einer Single-Trail-Einlage folgt hier für die Läufer eine sich über drei Kilometer hinziehende Steigung. Die rund 170 Höhenmeter bilden die Grundlage für eine entsprechende Talfahrt im Schlussteil des Laufes. Renneinteilung ist also auch hier gefragt und sinnvoll.

Die 10-km-Konkurrenz hat Niklas Raffin (TSV Krofdorf-Gleiberg) im Griff

Simon Mussie vom Team Naunheim, der im letzten Jahr die 5 Kilometer gewann, übernahm anfangs das Kommando. Dahinter bildete sich eine sechsköpfige Verfolgergruppe. Aus dieser schlossen Niklas Raffin (TSV Krofdorf-Gleiberg) und Tobias Schuster (LG Langgöns-Oberkleen) bald zum führenden Simon Mussie auf. Auf der zweiten Streckenhälfte löste sich der vorjährige Halbmarathon-Sieger Niklas Raffin und jagte in 34:45 min zum Erfolg über die 10 Kilometer. Tobias Schuster hielt Anschluss und holte sich als Zweiter mit 35:15 min den Sieg in der U23-Wertung. Simon Mussie verteidigte mit 35:51 min seinen dritten Rang im Gesamteinlauf vor seinem aufrückenden Vereinskollegen Jannis Janson, der sich nach 36:01 min die Führung in der M30 sicherte.

Hinter dem dritten Hauptklasse-Starter Jannes Wilke (LG Eder, 36:29 min) gewann der M40-Dritte der Deutschen Berglaufmeisterschaften – Markus Mockenhaupt (SG Wenden) – in 36:44 min die M40.

Die 10-km-Konkurrenz hat Niklas Raffin (TSV Krofdorf-Gleiberg) im Griff

Lisa Schmitt aus Lahnau – die sich Ende Oktober beim Frankfurt-Marathon um sechs Minuten auf ausgezeichnete 2:51:12 Stunden steigerte und nur fünf Wochen später beim Marathon in Valencia mit 2:48:12 Stunden nochmals kräftig nachlegte – hatte im Schiffenberger Wald wie im Vorjahr die Frauen-Konkurrenz über 10 Kilometer im Griff. Mit 40:01 min lag die W35-Starterin klar in Führung.

Die vielfache Deutsche Seniorenmeisterin auf den Mittelstrecken – Anne Hegewald vom TV Waldstraße Wiesbaden – löste sich aus dem Verfolgerinnen-Trio und lief mit 41:28 min klar auf den zweiten Rang und zu Gold in der W40. Auf dem finalen Kilometer erkämpfte sich Yasemin Simon-Pfeiffer (LSG Goldener Grund Selters/Ts) mit 43:01 min den dritten Rang. Die W30-Siegerin schob sich damit noch knapp an der Hessenmeisterin der W40 über 10.000 m und im Marathon – Jana Schütt vom SF Blau-Gelb Marburg (43:09 min) – vorbei.

Die frühere 800-m-Spezialistin Julia Altrup (VfL Marburg) siegte als Fünfte nach 44:44 min in der Frauen-Hauptklasse. Silke Lauf (ASC Licher Wald) folgte als stärkste W50-Starterin in 45:25 min.

5 Kilometer

Verhältnismäßig flach, aber dennoch ebenfalls zäh, bietet sich im Schiffenberger Wald die 5-km-Strecke für Läufer und Walker an, für die 331 Meldungen vorlagen.

Der B-Jugendliche Finn Regina TV Wetzlar) – Siebter der Deutschen Jugendmeisterschaften über 3000 m – übernahm bald das Kommando und lief nach 17:29 min zu einem sicheren Gesamt-Sieg vor dem A-Jugendlichen Lucas Schiefer (LG Olympia Dortmund, 17:50 min). Christian Berger (VfL Marburg) lief unbedrängt nach 19:53 min zu Bronze und dem M35-Erfolg.

Svea Regina (TV Wetzlar) – Sechste der Deutschen A-Jugend-Meisterschaften über 1500 m – erkämpfte sich mit 19:52 min den dritten Rang im Gesamteinlauf und den Frauensieg über 5 Kilometer. Die lange auf dem zweiten Platz der Frauen-Wertung liegende U16-Starterin Ronja Schütt vom VfL Marburg (22:11 min) wurde noch von der Hauptklassen-Siegerin Inga-Lena Schneider (LAZ Gießen, 21:41 min) abgefangen. Kirstin Schuster von der LG Langgöns-Oberkleen (22:28 min) lief als Vierte zu Gold bei den B-Jugendlichen

Schülerlauf 900 m

Auf einer Wendepunkt-Strecke in Richtung Schiffenberg eröffneten die Schüler um 9.45 Uhr mit ihrem 900-m-Lauf den Gießener Silvesterlauf. Nach dem Aufwärmen mit den Moderatoren Markus Bourcarde und Sven Schnitker von den Running-Voices stürmten knapp 50 Nachwuchstalente über die Piste und ließen sich stolz ihre Medaillen umhängen.

Angeführt wurden die Schüler von den U12-Startern Leopold Friedrich vom LAZ Gießen (4:28 min) und Lias Grebeldinger vom TV Waldgirmes (4:30 min) sowie der schnellste Schülerin Finja Bartels von Triathlon Wetterau (U12 – 4:32 min).

Titelbild: Eine Verfolgergruppe des Halbmarathon nimmt beim Gießener Silvesterlauf die Steigung zum Schiffenberg in Angriff

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