Bahnstreik

Weselsky bremsen

Von Dietrich Jörn Weder

Kaum ist er in Tarifverhandlungen eingetreten, will der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft(GDL), Claus Weselsky, schon wieder streiken lassen. Nicht einmal zu einer Streikpause rund um Weihnachten fühlt er sich mehr verpflichtet.

Unmäßige Forderungen

Auf die Bahnreisenden wie auf die gemeinnützige Aufgabe der Bahn nimmt dieser Gewerkschaftsführer erfahrungsgemäß keinerlei Rücksicht. Es geht ihm allein darum, für die Mitglieder seiner GDL ein Maximum an Zugeständnissen herauszupressen und damit zugleich die weitaus größere Konkurrenzgewerkschaft EVG zu überbieten

Gewerkschaften haben, wenn alles nicht hilft, als letztes Mittel nur den Streik, um den Arbeitgebern Paroli zu bieten. Weselsky missbraucht und überreizt diese Waffe aber gleich zweifach. Das von der Bahn gebotene Lohnplus von elf Prozent und die von ihm verlangte Arbeitszeitverkürzung um drei Stunden addieren sich zu einer ganz und gar unmäßigen Gesamtforderung von rund 20 Prozent.

Unverzichtbarer Bahnbetrieb

Zum Anderen blendet der GDL-Vorsitzende den gesamtwirtschaftlichen Schaden aus, den ein Lahmlegen des Bahnbetriebs verursacht. Streiks von Industriegewerkschaftern wie der Metaller oder der Chemiewerker stoppen lediglich die Produktion von Dingen, auf deren Nachschub man meist ohne großen Schaden eine Weile warten kann. Erfreulicherweise balancieren aber die Tarifparteien dieser den deutschen Wohlstand garantierenden Industrien ihre Interessen meist nahezu geräuschlos ohne Streik aus, denn es steht für beide Seiten zu viel auf dem Spiel.

Risikolos streiken zu unseren Lasten

Die streikenden Lokführer haben dagegen ganz und gar nichts zu befürchten, schon gar nicht einen Verlust ihrer Arbeitsplätze. In Wahrheit bestreiken sie nicht die Deutsche Bahn, sondern über diese den Bundeshaushalt, also uns als Bürger, die wir Steuern zahlen und Fahrkarten lösen, um zur Arbeit, zur Schule oder, zum Arzt zu kommen. Weselsky weiß, dass Millionen ohne Zug nicht zum Ziel kommen. Ich werde es nicht vergessen, dass ich wegen eines Eisenbahnerstreiks nicht zum Begräbnis einer treuen Freundin der Familie kam.

Schlichten und Schaden begrenzen!

Ich meine, dass die Bahn aus vielen guten Gründen nicht bestreikt werden sollte. Eine verpflichtende Schlichtung ist das Allermindeste, was der Gesetzgeber den Bahngewerkschaften auferlegen sollte. Die Beschäftigten der Kraft- und der Wasserwerke dürfen uns doch auch nicht den Strom abschalten oder den Wasserhahn zusperren. Als bei dem ehemaligen Staatsbetrieb Deutsche Bundesbahn noch Beamte arbeiteten, kam der Zugbetrieb niemals zu stehen und für die Beschäftigten war gleichwohl anständig gesorgt.

Ich glaube, dass man Streiks in Einrichtungen der öffentlichen Daseinsfürsorge (Kindergärten gehören auch dazu) ganz allgemein den einen oder anderen Riegel vorschieben sollte. Wenn Weselsky uns das familiäre Zusammenkommen an Weihnachten vermiesen sollte, wird man ernstlicher darüber nachdenken.

P.S. Lokomotivführer sind wichtig und sollen ordentlich bezahlt werden, aber brauchen sie dafür wirklich eine eigene Gewerkschaft, die keine Sympathiewerbung für sie ist?

Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten

Ein Gedanke zu „Bahnstreik“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert