Russland in Syrien

Es ist Imperialismus

Unsere Mitarbeiterin Fidaa Dahoud hat für den Landboten die bombenInternetseiten der arabischen Presse im Blick. Im Folgenden geben wir einen Artikel aus der Zeitung Al-Arabi Al-Jadid wieder, eine politische Nachrichtenwebsite zu arabischer und internationaler Politik. Eigentümer ist die Fadaat Media Ltd, London. Autor ist der palästinensische Politologe Salama Kelly (60). Er vertritt darin die Meinung, dass nach den gescheiterten Invasionen der USA in Irak und Afghanistan jetzt Russland in die Fußstapfen der Amerikaner tritt, mit dem Ziel, dessen Rolle als Hegemonialmacht im Mittleren Osten zu übernehmen.

Es klingt wie eine Kopie

Russische Medien schreiben, dass Russland deshalb militärisch in Syrien eingreift, um den Sturz von Bashar Al-Assad zu verhindern, als demjenigen, „der dem Terrorismus entgegen tritt.“ Darüber hinaus gebe es keine speziellen Interessen, Russland verfolge mit seinem Eingreifen im Grunde eine humanitäre Mission. Doch selbst Premierminister Dmitri Medvedev räumte ein, dass die Intervention nicht nur der Unterstützung des syrischen Regimes gilt, sondern es gehe auch darum, „russische Interessen zu verteidigen“, indem man den Terrorismus in Syrien bekämpft, bevor er Russland erreicht. Die Sorge um die nationale Sicherheit Russlands soll es rechtfertigen, Syrien zu zerstören.

Das haben wir schon einmal gehört, von den Amerikanern. George W. Bush sagte das Gleiche zur Begründung, warum er die Kriege in Afghanistan und Irak begann. All das heutige Gerede vom “Krieg gegen den Terror” – es klingt wie die Kopie. Heute wiederholt Russland – mit seiner eigenen imperialistischen Tradition – was das imperialistische Amerika schon einmal sagte. Und kein Zweifel, die russischen Ziele sind die gleichen, wie die amerikanischen.

Wirtschaftiche Interesssen in Syrien

Tu-22M3_Ryazan2
Der russische strategische Bomber „Tu-22M3 Ryazan2“ (Foto: Max071086/Wikimedia)

Aber sehen wir genauer auf die russischen Interessen, die sich hinter Medvedevs “Krieg gegen den Terrorismus” verbergen. Gewiss treffen die russischen Luftangriffe auch den Terrorismus von IS und Al-Nusra, so wie von den Vereinten Nationen beschlossen. Doch dahinter stehen die grundlegenden Interessen eines Landes, das versucht, eine imperiale Rolle zu spielen. Zunächst schützte Russland das syrische Regime international durch das Einlegen von Vetos bei den Vereinten Nationen. Darüber hinaus bestehen wirtschaftliche Interessen, wie die Ausbeutung vorhandener Ölfelder oder die Entdeckung neuer Gasvorkommen im Mittelmeer. Und es gibt große wirtschaftliche Projekte, die vom stellvertretenden Prime Minister for Economic Affairs, Qadri Jamil, in August 2012 unterzeichnet wurden. Damit erhielt Russland ein wirtschaftliches Monopol, sei es bei der Förderung von Öl und Gas, für die Belieferung des syrischen Marktes mit russischen Gütern, bei Investitionen, nicht zu vergessen das Monopol für den russischen Waffenexport. Ein großartiges imperialistisches Monopol, und die Bedingungen unterscheiden sich nicht von jedem anderen imperialistischen Monopol.

Zweitens, Russland nutzt seit vielen Jahren den syrischen Marinestützpunkt in Tartus, es ist der einzige Stützpunkt der russischen Marine im Mittelmeer. Zudem besteht eine Fliegerbasis im nahe gelegenen Latakia, wo heute die russischen Luftangriffe zur Unterstützung von Assad starten. Russland braucht diese Stützpunkte in Syrien, im Licht der globalen Rolle, die es glaubt, spielen zu müssen. Diese Präsenz erlaubt es Russland auch, eine starke militärische Rolle im Mittelmeer zu spielen. Russland strebt danach, das Erbe Amerikas anzutreten, das dabei ist, sich aus dem Mittleren Osten zurückzuziehen, und dessen politische, militärische und wirtschaftliche Position in dieser Region zu übernehmen.

Syrien als Anker für die Dominanz im Mittleren Osten

Russland hat wirtschaftliche Interessen in Syrien, aber seine militärische Präsenz erlaubt es, Syrien als einen Anker für viel weiter gehende Dominanz im Mittleren Osten zu nutzen. Es bestehen bereits Sicherheitsallianzen mit anderen Regimen wie dem Iran, es ist der Beginn für politisch-militärische Allianzen unter Russlands Führung. Dies sind die Interessen von Russland, die zur militärischen Intervention in Syrien führten. Es ist erst der Beginn, die Kontrolle in der ganzen Region auszubauen. Seine imperialen Interessen stehen im Zusammenhang mit dem Aufbau von russischen Monopolen, und größerer globaler Kapazitäten in der Konkurrenz mit anderen Monopolen. Das heutige Verhalten Russland wiederholt die Tradition der amerikanischen imperialistischen Politik mit dem Streben nach globaler Dominanz. Es ist und bleibt derselbe Imperialismus.

FidaaFidaa Dahoud stammt aus Tartus in Syrien, einer Hafenstadt am Mittelmeer. Vor ihrer Flucht aus dem Bürgerkrieg studierte sie Journalismus. Jetzt lebt sie als Asylbewerberin bei Darmstadt.  Salama Kelly hat dem Landboren freundlicherweise gestattet, eine Übersetzung seines Artikels zu veröffentlichen.

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