Renaissance in Florenz

 Faszinierende Kunst – politische Intrigen

florenz1von Jörg-Peter Schmidt

Es war eine Epoche eindrucksvoller Kunst, aber auch politischer Machtkämpfe: In die Zeit der Renaissance in Florenz versetzte der Theologe und Historiker François Kassis (Waldbrunn) die Zuhörer in der Phantastische Bibliothek in Wetzlar.

François Kassis über den Einfluss der Medici

Der Referent schilderte auf Einladung der Volkshochschule (VHS) informativ, lebendig und spannend den ungeheuren Einfluss der Familie Medici im 15. und 16. Jahrhundert auf Handel, Finanzen, Architektur, Bildhauerei und Malerei. Kassis unterstrich, dass ohne die Unterstützung der Medici als Mäzene so manches der unsterblichen Werke der Genies wie Michelangelo, Leonardo da Vinci und Sandro Botticelli nicht entstanden wäre. Kassis, der Dozent für Italienisch an der VHS Limburg ist, verdeutlichte: Die Renaissance als eine Epoche, in der die kulturelle Vielfalt der Antike wieder belebt wurde, bot für Künstler und Wissenschaftler unerschöpfliche Möglichkeiten, ihre Kreativität und ihr Wissen umzusetzen.

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François Kassis versetzte die Zuhörer in die Renaissance. Im Hintergrund auf der Tafel sieht man Giovanni di Bicci de’ Medici (links) und Lorenzo dè Medici. (Foto: Jörg-Peter Schmidt)

Den Grundsockel, dass Florenz überhaupt eine so bedeutende Rolle in Europa einnehmen konnte, setzten Giovanni di Bicci de’ Medici (1360 bis 1429) und sein Sohn Cosimo (1389 bis 1464), die das Bankgeschäft der Familie zum Florieren brachten, was nicht einfach war: Andere Familien wie die Albizzi     versuchten ebenfalls, ihre Macht in der toskanischen Stadt auszuweiten. Der Medici-Bankier trotzte aber allen Intrigen, so dass schließlich zahlreiche seiner Gegner verbannt wurden. Allerdings soll auch Cosimo so manche nicht ganz astreine List angewandt haben, um sein Netz aus wichtigen Persönlichkeiten zu spannen, das seine Familie immer einflussreicher machte.

Die Kuppel des Doms

Cosimo, der als der eigentliche Wegbereiter der Medici-Machtdynastie gilt, hatte ein Gespür dafür, welche Künstler für ihn und zum Wohle von Florenz förderungswürdig waren: der Maler Filippo Lippi beispielsweise, aber auch der Baumeister Filippo Brunelleschi, womit Kassis zu einem der interessantesten Kapitel in der Geschichte von Florenz kam. Es geht um den Bau der weltberühmten Kuppel des Doms unter der Leitung Brunelleschis, dessen Können zunächst von vielen Fachleuten unterschätzt wurde.

Dann kam für ihn die Chance seines Lebens durch den Großauftrag, bei dessen Leitung er zunächst von Lorenzo Ghiberti begleitet wurde, bis Brunelleschi schließlich allein gesamtverantwortlich war – und zwar mit einem Konzept auf der Basis von Bauwerken der Antike, aber auch der Gotik. Florenz war jetzt eine einzige Baustelle. Überall hörte man das Rufen und Schreien, Hämmern, Klopfen und Sägen der Bauleute, die Unglaubliches leisteten, damit das gerippte, eindrucksvolle rund 40 000 Tonnen schwere Gewölbe ab einer Höhe von rund 50 Metern entstehen konnte. Damit dies überhaupt möglich war, konstruierte Brunelleschi neuartige spezielle Kräne und Aufzüge. Bis zur Fertigstellung der Arbeiten dauerte es 16 Jahre bis 1436 – dann weihte Papst Eugen IV. den jetzt kompletten Dom ein, dessen äußere und innere Schönheit die Menschen auch heute noch sprachlos macht.

Der Referent verdeutlichte abschließend, wie vielseitig die von den Medici geförderten Fachleute waren wie Giorgio Vasari (1511 bis 1574), der Maler, Architekt und Biograph unter anderem von Leonardo da Vinci oder Raffael war, dessen „Schule von Athen“ eine der Lieblingsbilder von François Kassis ist. Er wird am 11. November (19 Uhr, Phantastische Bibliothek) seinem Vortrag über die Medici einen zweiten Teil hinzufügen.

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