„Highway to Hell“ aus 250 Kehlen
Ob aktuelle Hits aus den Charts, Klassiker des Rock, Folksongs oder deutsche Schlager: Beim 1. Wehrheimer Choraoke des „Cantus Wirena“ sangen (fast) alle 250 Besucher (fast) alles mit.
Aber bitte mit Sahne
Über die Leinwand laufen die ersten Buchstaben. Ein Raunen, viele Yeahs, Hände gehen in die Höhe. Es wird geklatscht – und gesungen. Lauter als Zuhause in der Badewanne und mit mehr Spaß als alleine. Und sogar komplette Songs, von denen man sonst allenfalls mal in den Refrain einstimmen kann. Ziemlich laut bei „Highway to Hell“, ganz gefühlvoll das „Hallelujah“ von Leonhard Cohen. Mit ein bisschen verheddern im Englischen, amüsiertem Lachen, wenn’s für das Italienisch trotz des eingespielten Textes nicht reicht, mit Takt und Tempo mitzukommen. „Wollt ihr was von Andreas Bourani?“ Keine Frage. „Aber bitte mit Sahne“ von Udo Jürgens? Na klar. Da sind sich alle einig. Bei dem ein oder anderen Titel wie „Männer sind Schweine“ zeigen sich doch leichte Unterschiede bei den Geschlechtern.
Mischung kam super an
Welch‘ (verwegene) Mischung hatte Hervé Bertucat für das 1. Wehrheimer Choraoke des „Cantus Wirena“ da zusammengestellt: „Mein kleiner grüner Kaktus“ von den Comedian Harmonists, „Country Roads“ von John Denver, Herbert Grönemeyers „Männer“ oder „We are the Champions“ von Queen. Auch nach Wünschen des Publikums – aus 24.000 möglichen einer Karaoke-Software. Eine Mischung, die bei den rund 250 Besuchern super ankam. Bis vielleicht bei den wenigen, die sich auf Volksmusik eingestellt hatten.
Achtung: Einsingen. Alle Aufstehen
Bertucat lebt seit zwölf Jahren in der Taunusgemeinde. Seit vier Jahren ist er einer der Tenöre in dem rund 40 Sängerinnen und Sänger zählenden Chor, dem ältesten Verein Wehrheims. „Auf dem Weihnachtsmarkt vergangenes Jahr haben wir eine kleine Probe gemacht, das Publikum animiert, Weihnachtslieder mit uns zu singen. Das kam prima an“, sagt der 43jährige. Und so entstand die Idee, es auch größer zu wagen, eben mit dem 1. Wehrheimer Choraoke. Rund vier Monate arbeitete das Organisationsteam an der Vorbereitung. Ein Einsatz, der sich gelohnt hat. Das Publikum war „hingerissen“, von Moderator Bertucat und Co-Moderatorin Uschi Diederichsen, von Chorleiter Mark Opeskin (Achtung: Einsingen: Bitte alle aufstehen!), dem Ambiente unter freiem Himmel auf einer Wiese am Wehrheimer Schwimmbad.
Und die Moderatoren waren „hingerissen“ von ihrem Publikum. „Wir hatten ja von der Bühne die beste Aussicht. Zu sehen und zu hören, wie 250 Leute vom Teenager bis zum Senior „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens singen und dazu tanzen. Da hab ich richtig Gänsehaut bekommen“, sagt Bertucat. Ob Vereinsmitglieder, die Helfer vom Roten Kreuz, das Sicherheitsteam oder die Gäste: Das Wehrheimer Choraoke muss es wieder geben. Selbst wenn es dem ein oder anderem am nächsten Morgen die Stimme verschlagen hat. Aber man singt ja nicht jeden Tag lauthals „Highway to Hell.“ Schade eigentlich.
Wer Spaß am gemeinsamen Singen gefunden hat, und es im Chor probieren möchte, den lädt der „Cantus Wirena“ zu seinen Proben und für den 25. September 2016 auch zu einem speziellen Workshop für Neulinge ein.