Schlechte Zähne schaden Herz und Hirn
von Michael Schlag
Schlechte Mundhygiene birgt ein hohes Risiko für einen Schlaganfall. Das zeigt eine Analyse der Studie „Atherosclerosis Risk in Communities“ (ARIC), die jetzt im Fachjournal Neurology Open Access erschienen ist. Wer gleichzeitig unter Parodontitis und Karies leidet, hat demnach ein um 86 % höheres Risiko für einen Schlaganfall als Menschen mit gesunder Mundhöhle. Über die Untersuchung berichtet das Deutsche Ärzteblatt.Studie mit 6000 Teilnehmern
In der Studie wurden Daten analysiert von 6.000 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 63 Jahren ohne vorbestehenden Schlaganfall oder koronare Herzkrankheit. Alle Teilnehmer wurden zahnärztlich untersucht und je nach Befund drei Gruppen zugeordnet: 1.640 hatten eine gesunde Mundhöhle, 3.150 hatten Parodontitis allein, 1.200 Teilnehmer hatten sowohl Parodontitis als auch Karies (alle Zahlen sind hier zur besseren Lesbarkeit gerundet).
Doppelt so viele Schlaganfälle
Über einen Zeitraum von 21 Jahren erfassten die Forscher dann anhand medizinischer Unterlagen und Telefoninterviews, wer innerhalb dieser Zeit einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatte (Blockade einer Arterie im Gehirn). Bei den Teilnehmern mit zum Untersuchungsbeginn gesunder Mundhöhle betrug die Inzidenz 4 %, bei Parodontitis allein 7 %. Lagen aber Parodontitis und Karies vor, betrug die Häufigkeit eines Schlaganfall 10 %.
86 % höheres Risiko
Dieses Ergebnis wurde statistisch gewichtet (adjustiert) nach Alter, Geschlecht, Body Mass Index (BMI), Raucherstatus und weiteren Risikofaktoren der Blutgefäße. Die Kombination aus Parodontitis und Karies barg auch dann noch ein um 86 % höheres Risiko für einen ischämischen Schlaganfall. Bei alleinigem Auftreten von Parodontitis lag das Risiko um 44 % höher. Auch das Risiko für andere koronare Herzkrankheiten bis zum Herzinfarkt war bei Parodontitis mit Karies erhöht. Das Ergebnis deute darauf hin, dass Parodontitis und Karies nicht nur lokale Entzündungen hervorrufen, sondern auch systemische Gefäßprozesse beeinflussen können, so die Autoren der Studie.
Vorsorge hilft
Sie stellten zudem fest: Regelmäßige zahnärztliche Vorsorgebesuche gingen mit einer deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit für Parodontitis und insbesondere für Parodontitis mit Karies einher. „Eine gute Mundgesundheit könnte daher ein bislang unterschätzter Bestandteil der Prävention zerebrovaskulärer Erkrankungen sein“. Vor zwei Jahren bereits hatten der Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen (BNK) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) auf Parodontitis als Risikofaktor für Schlaganfälle oder Herzinfarkte hingewiesen. Und eine engere Kooperation von Kardiologen und Zahnärzten angeregt.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt
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