Dem Raubtier Grenzen ziehen
Von Dietrich Jörn Weder
Der erst vor zweieinhalb Jahrzehnten aus Polen zugewanderte Wolf vermehrt und verbreitet sich schnell. Bald hat er ganz Deutschland zu seinem Jagdrevier gemacht. Jeder, der draußen im Freien Tiere hält, muss dann das Raubtier fürchten und seinen Tierbestand vor Isegrimm schützen, wenn er die Haltung nicht aufgeben will.Hinter teuren Zäunen nicht garantiert sicher
2021 haben die Grauhunde bereits dreieinhalbtausend Nutz- und als Hobby gehaltene Tiere gerissen. Mit dem Ausgleich, der dafür aus den Länderhaushalten gezahlt wird, kommt uns der vor aller Nachstellung geschützte Neuankömmling teuer zu stehen. 16 Millionen Euro hat der Fiskus im vorvergangenen Jahr allein für den vorbeugenden Herdenschutz ausgegeben.
Blindgläubige Wolfsliebhaber*innen schert das überhaupt nicht. Sie sagen, dass man eben noch höhere Schutzzäune bauen oder noch mehr starke Hütehunde halten muss, ungeachtet aller Kosten. Mit der Zeit überwinden die lernfähigen Raubtiere aber immer höhere Hindernisse. Und die Besitzer im Freien gehaltener Kühe, Pferde, Schafe oder auch Esel wollen einfach nicht jede Nacht um das Leben ihrer Schutzbefohlenen bangen.
300 Wölfe sind Obergrenze für Schweden
Wenn unlängst in Niedersachsen von der Leyens Lieblingspony totgebissen wird oder dieser Tage im Taunus, also schon in meiner räumlichen Nähe, sieben Schafe, vom Wolf gerissen, tot auf der Weide liegen, dann ist das ein Verlust, der nicht nur materiell schmerzt. Sollen Landwirte und Hobby-Halter wirklich alle Tiere einkasteln, damit der Wolf frei umherstreifen kann und ihm nur kein Leid geschieht?
Andere EU-Länder wehren sich entschieden gegen ein Überhandnehmen des Wolfes. Während wir in Deutschland mittlerweile 1200 Wölfe fürsorglich beherbergen, bietet der viel größere Nachbar Frankreich nur rund 500 Tieren Raum und schießt frank und frei Grauhunde ab, die es wagen, mit Angriffen auf Schafe oder Ziegen die Erzeugung von edlem Käse zu gefährden.
In allen drei baltischen Ländern wird der Wolf saisonal bejagt und Isegrimm bleibt dabei zu Dutzenden auf der Strecke. Greift der Wolf in Finnland Rentiere an, wird ihm ohne Federlesen der Garaus gemacht. Für das große waldreiche und dünn besiedelte Schweden hat der Reichstag in Stockholm eine Bestandobergrenze von 300 Exemplaren festgelegt. Für dieses Jahr ist der Abschuss von 75 Tieren freigegeben.
Dem Wolf auch hier Grenzen ziehen
Unter den hiesigen Wölfen hat es sich längst herumgesprochen, dass ihm kein Zweibeiner zu nahe treten darf. Der Wolf registriert das, er wird dreister und kommt den menschlichen Behausungen immer näher, wie man dies beispielweise in Finnland feststellt. Der Riss von sieben Schafen auf einer Weide im hessischen Wehrheim-Friedrichsdorf ist wahrscheinlich nur ein Vorspiel für ähnliche Übergriffe.
Wollen wir warten, bis es auch zu Angriffen auch auf Menschen kommt? – Würden Sie als Elternpaar ihr kleines Kind noch frei in einem Wald herumstreifen lassen, in dem der Wolf zu Hause ist? Beginnen wir mit der Jagd, wo uns der Wolf zu nahekommt. Gehen wir hierbei so pragmatisch vor wie die Länder, über die ich in diesem Text berichtet habe! Lassen wir uns nicht von Artenschützer*innen hindern, die im Wolf eine unangreifbare Ikone sehen!
Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten
Man kann ja durchaus diskutieren, ob und warum es eine Obergrenze für Wolfspopulationen geben sollte. Aber doch nicht so!
Diese Panikmache hätte ich von Ihnen nicht erwartet, lieber Jörn Weder! Gerade den letzten Absatz empfinde ich als polemisch und seltsam. Sie sehen sich selbst also nicht als Artenschützer? Interessant. Ich habe sie immer für einen solchen gehalten. Und wovon sollen wir uns von Artenschützern nicht abhalten lassen? Die Wölfe einfach selber abzuknallen?
Schwer erträglich auch Ihre Unterstellung, Wölfe würden eines Tages doch mal Menschen morden. Sowas ist in diesem und im letzten Jahrhundert nicht ein einziges Mal dokumentiert worden. Warum dieses Angst- und Wutbürger-Geblaffe?
Man kann ja durchaus diskutieren, ob und warum man einen Kommentar zu einem Artikel schreibt. Aber doch nicht so! Diese unsägliche Wortwahl hätte ich nicht von Dir erwartet, lieber Klaus Nissen! Die Bezeichnung „Angst- und Wutbürger-Geblaffe“ ist einfach widerlich! Pfui, Klaus. Wie wäre es denn statt dessen mit: Eine andere Meinung ertragen.
Wer sich als akademisch gebildeter Mensch der Bilder bedient, die von Populisten verbreitet werden, muss die Worte von Herrn Nissen aushalten können.
Eine sachliche Diskussion ist auf einer solchen Ebene jedoch nicht möglich. Da hat jemand sich sein Weltbild zurecht gezimmert.
Bedauerlich, dass der Landbote für Beiträge wie diesen Raum zur Verfügung stellt.
Hallo,
danke für den Einwurf, Gernot Krämer. Bei manchen Themen ist es besonders schwer, sachlich zu debattieren. Beim „Angst- und Wutbürger-Geblaffe“ habe ich mich tatsächlich in der Wortwahl vergriffen und bitte dafür um Entschuldigung. In der Sache sehe ich die Dinge weiter komplett anders als Herr Weder.
Widerspruch Herr Nissen! Einem Autor mit langjährigem journalistischem Hintergrund, der sich solcher Klischees bedient, darf (und muss!) dieser Vorwurf gemacht werden.
Im Übrigen: wer sich sachlich über die Problematik „Wolf“ informieren will, steigt am besten mit dem entsprechenden Wikipedia-Artikel in die Recherche ein.
„Bedauerlich, dass der Landbote für Beiträge wie diesen Raum zur Verfügung stellt.“ Das ist so zu erklären: Eine Zensur findet nicht statt. Steht auch im Grundgesetz. Ist offenbar nicht jedermanns Sache.
Falsch! Das Grundgesetz bezieht sich auf staatliche Zensur. Redaktionelle Arbeit, die die Qualität eines Medienerzeugnisses sicherstellt, ist etwas ganz anderes. Es ist jeder Redaktion vorbehalten, Artikel, die Qualitätsstandards nicht erfüllen, abzulehnen. Passiert jeden Tag x-mal quer durch die Republik. Und das wäre in diesem Fall auch angebracht.
Der Landbote unterdrückt keine Meinungen. Er sieht sich – deshalb ja der Titel – ganz in der Tradition von Weidig und Büchner.
Das ist bedauerlich. Dann ist es ja nur eine Frage der Zeit bis sich hier der populistische Pöpel so austobt wie in den (a)sozialen Medien.