Nur eine Familie in Hessen
Hessens Umweltminister Ingmar Jung (CDU) setzt sich zusammen mit seinen Kollegen aus Bayern, Sachsen und Berlin dafür ein, einen günstigen Erhaltungszustand beim Wolf festzustellen. Das sei für Hessen eine „Realitätsklitterung“, entgegnet der Naturschutzbund (Nabu) Hessen, denn es sei hier nur eine einzige Wolfsfamilie nachgewiesen.Positive Bestandsentwicklung
„Es ist höchste Zeit, die Realität anzuerkennen: Der Wolf hat in Deutschland einen günstigen Erhaltungszustand erreicht – und das muss endlich auch politisch Konsequenzen haben“, fordert Jung. Das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankerte Bestandsmanagement müsse jetzt umgesetzt werden.“ „Bestandsmanagement“ umschreibt den Abschuss der geschützten Tierart.
Hessen, Bayern, Sachsen und Berlin werben beim Bund dafür, die „veralteten Bewertungsmaßstäbe zur Beurteilung des Erhaltungszustands beim Wolf zu überarbeiten“. Die bisherigen Kriterien seien in einer Zeit festgelegt, in der „eine derart dynamische positive Bestandsentwicklung wie beim Wolf in Deutschland weder absehbar noch wahrscheinlich war“. Der „günstige Erhaltungszustand des Wolfs“ sei neben der Absenkung des Schutzstatus „eine wesentliche Voraussetzung für ein effektives Bestandsmanagement des Wolfs in Deutschland“, schreibt das Hessische Umweltministerium ein einer Pressemitteilung.
Nur so viele Wölfe wie Minister
„Bei aktuell nur einer einzigen Wolfsfamilie in ganz Hessen von einem „guten Erhaltungszustand“ zu sprechen, entbehrt jeder fachlichen Grundlage“, entgegnet Mark Harthun, Geschäftsführer Naturschutz beim Nabu Hessen. Es gebe derzeit in Hessen nur etwa so viele nachgewiesene Wölfe wie Minister.
Entscheidungen über den Abschuss einer geschützten Tierart dürften nur faktenbasiert getroffen werden „und nicht aus eventuell populistischen Motiven heraus“, fordert der Nabu. Eine zunehmende Wolfspopulation im norddeutschen Tiefland dürfe nicht zum Abschuss der wenigen Wölfe im hessischen Mittelgebirge führen. Statt gegen den Wolf zu agieren, sollte das Land Hessen den Herdenschutz in Hessen verbessern. „Wir müssen lernen, mit dem Wolf zu leben“, so Harthun.
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