Windkraft


Später Protest gegen Winterstein-Windpark

Von Klaus Nissen

Kurz vor Baubeginn regt sich Protest gegen die 17 geplanten Windkraftanlagen am Winterstein. Die Bad Nauheimerin Kerstin Dutiné reaktivierte mit Gleichgesinnten die schon länger bestehende Bürgerinitiative „Winterstein – gegen Windkraft im Naturpark.“ Sie kündigt Klagen gegen das Energieprojekt an.

Petition gegen Windkraft auf dem Winterstein

Auf Telegram und Facebook unterstützen mehrere hundert Menschen den Protest. Bekannte Namen haben darunter die FWG-Politiker Friedrich Wilhelm Durchdewald aus Friedberg und Cenk Gönül aus Reichelsheim – der sich allerdings im persönlichen Gespräch nur als Beobachter, nicht als Windkraftgegner sieht. Außerdem der im vorigen Jahrzehnt für die AfD aktive Friedberger Karel Marel. Auf der Petionskplattform „Change org.“ sind rund 2900 digitale Unterschriften für eine Petition gegen das Energieprojekt eingegangen.

Mit diesem schematisierten Größenvergleich mobilisiert die Bürgerinitiative für den Protest gegen den Windpark auf dem Winterstein.

Das hat freilich schon einen langen Weg durch die Genehmigungs-Instanzen hinter sich. Seit März 2025 besitzt der Windkraft-Entwickler Alterric die Baugenehmigung für drei Anlagen mit je 7,2 Megawatt Leistung im Bundesforst oberhalb von Ockstadt und Rosbach. Für 13 weitere Anlagen dieser Größe erwartet die Firma AboEnergy Anfang 2026 die Baugenehmigung.

BI sammelt Geld für Klagen

Das alarmiert Kerstin Dutiné. „Ich bin einfach ein Bürger, der dagegen ist“, sagt die Inhaberin einer Praxis für Psychotherapie auf Nachfrage. Der Widerstand gegen den Windpark sei „ein bisschen erlahmt“. Deshalb habe sie die Organisatoren-Rolle von Andreas Funke übernommen. Der ältere Herr aus Frankfurt steht noch im Impressum der Webseite bi-winterstein.de.

„Wir können dieses Goliath-Projekt nur stoppen, wenn wir einen juristischen Baustopp erwirken“, so Kerstin Dutiné. Zwar sei die Frist für eine Klage gegen die Alterric-Baugenehmigung verstrichen, doch die BI lasse trotzdem eine Klage durch ihren Anwalt prüfen. Ebenso will man gegen das größere Bauvorhaben von AboEnergy vorgehen. Für die kommenden Prozesse hat Kerstin Dutiné ein Spendenkonto eingerichtet, dessen Nummer auf der Webseite angezeigt wird. „Ihre Spende ist die letzte Lebensversicherung für unser Heilwasser und den Wald“ heißt es in der dazu veröffentlichten Pressemitteilung.

Diese Visualisierung von AboEnergy zeigt, wie der Windpark nach seiner Fertigstellung Ende des Jahrzehnts von einem Standpunkt östlich Friedbergs aussieht. Die Rotoren ragen bis 261 Meter über den Boden. Sie sollen jährlich etwa 220 Millionen Kilowattstunden Strom liefern und sechsstellige Summen in die Kassen von Friedberg, Rosbach, Ober-Mörlen und Wehrheim spülen. Repro:Nissen

Inhaltlich warnt die BI vor den „unabsehbaren Risiken für die weltberühmten Heilquellen Bad Nauheims und das Trinkwasserschutzgebiet der Stockbornquellen Ober-Mörlen.“ Denn das gut 400 Hektar umfassende Areal auf der Taunushöhe sei „ein geologisches Hochrisikogebiet. Der Untergrund besteht aus geklüftetem Taunus-Quarzit, der stark wasserführend ist. Wenn für die Fundamente der Riesenanlagen über 75 000 Kubikmeter Beton und Stahl in den Boden eingebracht und Tiefbohrungen vorgenommen werden, riskieren wir die unkontrollierte Ausbreitung von Schadstoffen in unser Trinkwasser und die Quellen von Bad Nauheim.“

Gutachten hätten Gefahren für das Wasser vernachlässigt

Die BI kritisiert, dass die hydrogeologischen Gutachten der Projektierer diese Bedrohung nicht genug berücksichtigten. Auch die Pflanzen und Tiere im Wald würden unter dem Projekt leiden, zudem Fledermäuse und Vögel.

Die Kreise zeigen, wo die Windanlagen im Taunuswald aufragen sollen. Die meisten werden ab 2027 gebaut, die vier Anlagen von Alterric ganz rechts oberhalb von Ockstadt und Ober-Rosbach können schon 2026 entstehen. Die Grafik wurde im März bei einer Infomesse in der Friedberger Stadthalle gezeigt. Foto: Nissen

Kerstin Dutiné weist zudem darauf hin, dass der in Wiesbaden sitzende Projektierer AboEnergy im November 2025 nach Gewinn-Rückgängen einen Einbruch in seinem Aktienkurs erfuhr. Börsendienste melden, dass die Aktie um rund 63 Prozent gefallen sei.

Bei AboEnergy in Wiesbaden ist laut Kommunikations-Chefin Lena Fritsche noch kein juristischer Widerstand gegen den Windpark Winterstein bekannt. Diskutiert habe man in den letzten Monaten eher über technische Details. Im Rosbacher Stadtparlament äußerte die SPD im Sommer Bedenken, den Hühnerpfad als Zufahrt zu den Windkraft-Baustellen von Alterric und AboEnergy auszubauen. Der historische Handelsweg durch den Wald werde stark von Erholungssuchenden genutzt.

Auf Wunsch der Stadt Rosbach habe man eine Zufahrt über die „Waldbahn“ am Köpperner Munitionsdepot entlang geprüft, so Lena Fritsche auf Anfrage. Doch das wäre nur mit größeren Eingriffen in den Wald möglich. Und die Bundeswehr fürchte, dass der Wegebau die Nutzung des Depots einschränken könnte. Nun sollen die Schwertransporte also doch über den Hühnerpfad rollen.

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