Skulpturen von Sean Henry
Die beeindruckenden Skulpturen des britischen Künstlers Sean Henry im Hessenpark sind nicht zu übersehen. Mehr von ihm ab Sonntag, 19. April, in einer Ausstellung im Rahmen der Skulpturen-Biennale „Blickachsen“.
Skulpturen-Biennale „Blickachsen“
Der Mann ist nicht zu übersehen. Wie schafft er es nur, völlig unbeeindruckt von allem, was um ihn geschieht, so entspannt mitten auf dem Marktplatz im Freilichtmuseum Hessenpark zu liegen, während die Menschen um ihn herum von seiner Erscheinung beeindruckt sind? Er ist eben nicht aus Fleisch und Blut, sondern eine Skulptur des britischen Künstlers Sean Henry. Wenn auch mit den Maßen 190 x 394 x 208 Zentimeter überlebensgroß und aus „Bronzeguss mit Außenfarbe“ so echt, dass man versucht ist, den Mann zu berühren, ob er nicht doch ein Lebenszeichen von sich geben könnte.
Auch bei dem gealterten Mann mit den groben Händen, der still auf einer Bank sitzt, stellt sich das Gefühl ein, man könne ihn doch von seinen trüben Gedanken befreien, wenn man sich einfach nur neben ihn setzen und ein Gespräch mit ihm beginnen würde.
Zeitgenössische Spiegelbilder
In ein Grübeln, das ins Nichts verweist, scheint auch dritte Mann versunken, der vor dem Eingang in das Freilichtmuseum von niemandem übersehen werden kann. Wie die Figur so da steht, im Anzug, der Hemdkragen indes lose, der Kopf gesenkt. Ein Gescheiterter nach der Finanzkrise? Ein Banker am Ende eines anstrengenden Tages? Ein Aktionär, der sein Geld verloren hat? Oder ein Angestellter, der von einer tragischen Nachricht aus seiner Familie erfahren hat?
Die Skulpturen des britischen Künstlers Sean Henry sind „zeitgenössische Spiegelbilder“ heißt es in der Einladung des Freilichtmuseums Hessenpark zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 19. April. Henry selbst beschreibt das Anliegen seiner künstlerischen Arbeit als „Erfahrung der Realität von Alltagsleben“. So tragen seine Figuren stets eine zeitgemäße Kleidung: sei es die Jeans oder der Anzug. „Henry modelliert die Vorlagen für seine Bronzen aus Ton und schließt mit der farbigen Bemalung seiner Werke an die Tradition der polychromen Skulptur an, die er in eine ihm eigene plastische Sprache überführt.“
Die sich einem erst erschließt, wenn man sich die so vermeintlich echten äußeren Attributen der näher ansieht. Da stimmt doch was nicht am Anzug, an der Jeans oder an der Krawatte. Sean Henry: „Bei der Arbeit an meinen Skulpturen interessiert mich das innere, geistige Leben meiner Modelle viel mehr als deren äußerliche Details.“ Es lohnt sich also, sich diesen zu nähern.
Mehr von Sean Henry, Jahrgang 1965 aus Winchester/Südengland, gibt es im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach in der Ausstellung „The way it is“ im Haus Gemünden (Wohra) zu sehen. Vernissage ist am Sonntag, 19. April, 11 Uhr. Der Künstler führt selbst in die Ausstellung ein. Mit den Arbeiten von Sean Henry beteiligt sich das Freilichtmuseum Hessenpark erstmals an den „Blickachsen“. Die Skulpturen-Biennale zeigt vom 31. Mai bis 4. Oktober ausgewählte Kunstwerke im öffentlichen Raum – neben Bad Homburg auch an weiteren acht Standorten in der Region.