Therme Bad Vilbel

Kommunalbad kommt zuerst

Von Detlef Sundermann

Das Kommunalbad soll vor dem Spaßbad „Thermenwelt“ gebaut werden, das verkündeten Vertreter der Therme Group am Donnerstag, 12. Dezember 2024, in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses des Bad Vilbeler Stadtparlamentes. Spatenstich soll in den nächste Monaten sein.

Therme soll folgen

Gegen die Stimmen der Grünen votierte CDU, SPD, FDP und AfD für das Vorhaben der Stadtwerke Bad Vilbel (SWBV), die mehr als zehn Hektar große Fläche im Stadtteil Massenheim zwischen Schulzentrum und B3 nicht auf 99 Jahre zu einem Jahreszins in Höhe von 200.000 Euro zu verpachten, sondern an den Investor zu verkaufen. Über den Kaufbetrag machen Stadt und SWBV keine Angaben. Die Beratung im Haupt- und Finanzausschuss lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Baukosten werden entgegen einer kürzlich gemachten Aussage des Vorhabensträgers nunmehr nicht auf 200 Millionen Euro Plus geschätzt. Die Preismarke liegt jetzt bei 400 Millionen Euro. Die Therme Group stellte sich als Projektgesellschaft vor, die laut einer früheren Pressemitteilung in „strategischer Partnerschaft“ zur Wund Gruppe steht, die bislang als Investor und Betreiber auftrat. Laut der Webseite der Therme Group ist der Wund-Vorstand für das Unternehmen beratend tätig. Die Firma besitzt eine Freizeittherme in Bukarest (Rumänien) und erwarb jüngst die Therme Erding bei München.

Gespannt verfolgt das Publikum die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. (Foto: Sundermann)

Der Mann im Publikum von der DLRG ahnte vor Beginn der Sitzung Böses. „Die sind gekommen, um uns heute Abend zu sagen, es wird nichts mit dem Bad“, raunte der Rettungsschwimmer. Und dann das: „Die Therme kommt!“, verkündete Frank Müller, Projektleiter und CTO der Therme Group, Minuten später ohne Zweifel in der Stimme vor dem Haupt- und Finanzausschuss. Nach diesen Worten herrschte im Saal für Sekunden eisiges Schweigen, auch bei den geschätzten 80 Zuhörern.

Spatenstich im Frühjahr

Um die Vorfreude auf das Kommende zu vergrößern, präsentierten dann Vertreter der Therme Group bunte Animationen, die das Freizeitbad von außen und innen zeigten. Heiko Wollmann, CTO Thermengruppe Wund, erklärte die Bauverzögerung, unter anderem weil der Bauantrag seit vier Jahren beim Wetteraukreis im Genehmigungsprozess steckt, etwa mit der Pandemie und vor allem mit dem an sich „sehr komplexen Projekt“, zu dem das Kreisbauamt nachträglich Unterlagen wegen des Brandschutzes gefordert habe. In verschiedenen „sehr komplexen Computersimulationen“ sei die bauliche Lösung gefunden worden, wie die 8000 bis 9000 Besucher das Bad binnen sechs Minuten verlassen können. Die Simulation und die Prüfung seien ein „enorm langer Prozess“ gewesen, so Wollmann.

Animation des Foyers der Therme.

Nunmehr sollen bald bauvorbereitenden Arbeiten etwa für die Baustraße mit direkter Anbindung an die B3 beginnen. Laut Therme Group hat die Landesverkehrsbehörde Hessen Mobil den Antrag bereits genehmigt. Der Spatenstich für den Baubeginn soll dann im Frühjahr stattfinden. Ein konkreter Termin wurde auch auf Nachfrage von Ausschussmitgliedern nicht genannt. Der erste Spatenstich soll dem Kommunal- oder Sportbad gelten. Es soll als autarke Einheit entsprechend der Schwimmsportrichtlinien konzipiert werden. Die Rede war von acht Bahnen á 25 Meter Länge. Die Bevorzugung wurde damit erklärt, dass Schwimmen baldmöglichst wieder im Ort unterrichtet werden solle. Mitte 2018 wurde das heruntergekommene Hallenbad im Kurpark zugunsten eines Stadthallenneubaus abgerissen, auch in der Hoffnung, der Wund’sche Bäderkomplex werde zügig angegangen. Das Kommunalbad soll mit seiner Eröffnung gleichwohl von anderen Besuchern genutzt werden können. Mit ein bis eineinhalb Jahren Verzögerung soll dann nebenan der Grundstein für die „Thermenwelt“ gelegt werden. Die Gesamtbauzeit, in der auch die beiden Parkhäuser mit zusammen rund 1800 Stellplätzen gehören, wurde mit drei bis dreieinhalb Jahren angegeben.

So soll der Gastronomie-Bereich aussehen.
Mit Fernwärme gepant

Ob die „Thermenwelt“ in Bad Vilbel die bislang von der Wund Gruppe oft hervorgehobene LEED-Platinum-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design, was etwa Führerschaft in energie- und umweltgerechter Planung bedeutet) erfüllen wird, ließ die Projektgesellschaft offen. Auf Frage von Tobias Grabo (Grüne) wie es um die Energieversorgung stehe, gab es die Antwort, dass primär mit Fernwärme geplant werde. Die Option Tiefengeothermie werde derzeit geprüft und können später nachgerüstet werden. Nach Informationen des Landboten gibt es aktuell jedoch noch keine Genehmigung für Probebohrungen. Woher die Fernwärme geliefert werden soll, blieb offen. Geklärt werden konnte hingegen die Frage von Jens Matthias (Grüne) zum Wasserverbrauch. Laut Therme Group werde für die Mineralbecken das Quellwasser genommen, das die Hassia bislang in die Nidda leite. Der Gesamtwasserverbrauch pro Gast in dem Spaßbad wurde auf 200 Liter taxiert, dabei soll die Hälfe allein für Duschen und Toiletten durch den Abfluss rauschen. Wie es weiter hieß, liege der Bundesdurchschnitt sogar bei bis zu 400 Liter pro Gast. Der Gesetzgeber soll hingegen einen Frischwasserersatz von mindestens 30 Litern verlangen.

Während die Baukosten kräftig nach oben korrigiert wurden, galt das bei der Besucherzahl nicht. Die Therme Group rechnet weiterhin mit 1,3 Millionen Gästen im Jahr. Im just erstandenen Erdinger Bad seien es sogar 1,9 Millionen gewesen, hieß es. Das Einzugsgebiet habe dort einen Radius von 200 Kilometer. In der altbayerische Herzogstadt mit einer ähnlichen Einwohnerzahl wie in Bad Vilbel gibt es jedoch eine ausreichende Menge an Hotelbetten direkt am Bad. Das Hotel an der Vilbeler Therme wurde im Zuge der Projektverkleinerung gestrichen. Voraussichtlich werden die Eintrittspreise in Bad Vilbel die gleichen sein wie in Erding. Auf Frage des Gremiums hieß es von der Therme Group, dass dort für die Tageskarte 52 Euro zu zahlen sind – Parkgebühren und Gastronomiebesuch gehen extra. Das zwei Stunden-Ticket ist in Erding jedoch schon für 24 Euro zu haben.

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