Regionalplan

Wo Bad Nauheim noch wachsen darf

Von Klaus Nissen

Der neue Regionalplan gesteht der Kurstadt künftig deutlich weniger Platz für zusätzliche Wohnhäuser und Gewerbehallen zu. Das für 75 südhessische Kommunen geltende Regelwerk tritt frühestens 2028 in Kraft, schätzt Stadtentwickler Heiko Heinzel. Aber jetzt schon wird um manchen halben Hektar gerungen.

Regionalplan beschneidet das Wachstum

Bisher darf Bad Nauheim auf maximal 75 Hektar Wohnfläche und 33 Hektar Gewerbeland wachsen. Nun wird diese Fläche auf 30 Hektar für Wohnhäuser und 15 Hektar für Gewerbe gedeckelt. Von diesem Kontingent sind die meisten Flächen längst bebaut. Grundsätzlich akzeptiert der Magistrat die Wachstumsbremse.

Ein bisschen Platz ist in Bad Nauheim nocb an den Rändern. Foto: Fritz Geller-Grimm, Wikipedia

Machbar sind laut Heiko Heinzel noch eine dichtere Wohn-Bebauung am Rosenhof in Rödgen und die Fortsetzung des schmalen Gewerbe-Bandes entlang der früheren B3 und der Main-Weser-Bahn bis zur Gemarkungsgrenze vor Friedberg. Doch für weitere Stadterweiterungen wachsen die Hürden. Ehe zum Beispiel das Neubaugebiet Bad Nauheim-Süd in Richtung der Waldteiche wachsen kann, fordert der Regionalverband eine vertiefte Umweltverträglichkeitsprüfung.

Wohin mit dem Eisstadion??

Anders als Friedberg gilt Bad Nauheim nicht als „Entlastungskommune“, die viel Wohnraum für Menschen aus der Region Frankfurt bauen darf. Auch neue Gewerbeflächen gebe es kaum noch, sagte Bürgermeister Kress vor dem Ausschuss. Vielleicht gelingt dereinst ja eine Kooperation mit Ober-Mörlen, deutete er im Sitzungsraum an der Parkstraße an.

Die der Roten Teufel ist am Rande des Kurparks. Sie soll woanders neu entstehen.

Sichtbar bewegt waren die Ausschuss-Mitglieder von der Debatte zu einem neuen Standort des veralteten Eisstadions. Falls ein Investor auftaucht, würde die Stadt es gern an die Kreisstraße Richtung Friedberg verlegen – zwischen den Sportpark und das Autohaus Marnet. Doch der Regionalverband lehnt die Versiegelung des dortigen Ackers ab. Ob das nun das Aus für ein neues Eisstadion sei, fragte der FDP-Stadtverordnete Peter Heidt besorgt. Mitnichten: Nun schlägt die Stadtverwaltung einen südlicheren Standort vor: zwischen dem Autohaus Marnet und der B3. Ob der Regionalverband mitspielt, zeigt sich frühestens im nächsten Jahr.

Dem Golfplatz droht eine Entwicklungs-Blockade

Nicht glücklich ist die Stadtverwaltung, dass der Golfplatz und die Driving-Range im nächsten Flächennutzungsplan als „Parkanlage“ markiert werden sollen. So hätten Golfclub und Stadt keine Chance mehr, das Gelände in Zukunft über den Bestandsschutz hinaus umzustrukturieren oder weiterzuentwickeln. „Das ist unverhältnismäßig“, heißt es in der Stellungnahme. „Wo sollen Alternativflächen für diese Nutzungen herkommen, die hier seit Jahrzehnten etabliert sind?“

So sehen Planer den aktuellen Diskussionsstand um die Bebauung des Ackers am Ostrand von Steinfurth: Der Regionalverband will die mit einem Stern gekennzeichnete Fläche nahe der Waldgasse nicht bebauen lassen. Deshalb schlägt die Stadtverwaltung die violette Alternative vor. Repro: Klaus Nissen

In Steinfurth stellt der künftige Flächennutzungsplan mehrere Projekte infrage. Auf dem nicht mehr für Gartenbau genutzten Gelände der Rosen-Union am Ortsrand in Richtung Bad Nauheim möchte die Stadt einen Super- und Getränkemarkt und Wohnungen ansiedeln. Aber das kollidiere mit dem „Natura-2000-Vorbehalt“, berichtete Heiko Heinzel. Er wirkte trotzdem zuversichtlich, dass die Stadt sich mit dem Regionalverband einigt.

Wegen der „bedeutsamen Landschaft“ und weil mehr als drei Hektar bebaut werden sollen, lehnt der Regionalverband auch neue Wohnhäuser am Ostrand Steinfurths ab. Die Stadtverwaltung schlägt nun eine verkleinerte Neubaufläche vor – sie soll sich zwischen der Waldgasse und dem Wirtschaftsweg „Am Welschgraben“ ausdehnen.

Die Pläne für Wisselsheim und Schwalheim

In Nieder-Mörlen akzeptiert die Stadtverwaltung die Streichung eines 35 000 Quadratmeter großen Erweiterungsstreifens zwischen dem Baugebiet an der Röntgenstraße und der B3. Als „nicht nachvollziehbar“ dagegen bezeichnet sie die Streichung des Neubaugebiets im Winkel zwischen dem Schwalheimer Promenadenweg und der B3. Dort soll ein Park den Abstand zur Bundesstraße vergrößern, schlägt Heiko Heinzel vor. Unklar ist auch noch, ob das künftige Wisselsheimer Baugebiet rund um den Aussiedlerhof am Wölfersheimer Weg in den nächsten Flächennutzungsplan kommt. Der Regionalverband fordert mindestens eine vertiefende Natura-2000-Prüfung.

Jede Schraffur, jede Farbe und Linie auf der Landkarte des Regionalplan-Vorentwurfs hat ihre Bedeutung. Die grün gepunkteten Linien sind zum Beispiel von jeder Bebauuung frei zu haltende Regionalpark-Korridore. Die Karten mitsamt Erklärung sind bis Ende November auf www.rp-darmstdt.hessen.de einsehbar. Repro: Klaus Nissen

Den zehn Stadtverordneten im Bau- und Planungsausschuss war die Materie am Dienstag zu komplex, um gleich Beschlüsse dazu zu fassen. Sie wollen sich mit ihren Fraktionen beraten. Spätestens in der Sitzung am 27. November kann das Stadtparlament seine Meinung festlegen und an den Regionalverband schicken.

















Bereits seit 2019 debattiert die
Stadtverwaltung mit den Planern im Regionalverband und im Darmstädter
Regierungspräsidium, wo künftig noch auf Äckern und Wiesen gebaut
werden darf. Am Dienstagabend bekamen die Stadtverordneten im
Bauausschuss erstmals einen Begriff davon. Bürgermeister Klaus Kreß
und Heiko Heinzel zeigten ihnen den Verhandlungsstand. Der schwer zu
lesende Plan liegt auf der RP-Webseite zur Einsicht aus. Bis zum 15.
Dezember kann das Stadtparlament seine Forderungen anbringen.
Bisher darf Bad Nauheim auf maximal 75
Hektar Wohnfläche und 33 Hektar Gewerbeland wachsen. Nun wird diese
Fläche auf 30 Hektar für Wohnhäuser und 15 Hektar für Gewerbe
gedeckelt. Von diesem Kontingent sind die meisten Flächen längst
bebaut. Grundsätzlich akzeptiert der Magistrat die Wachstumsbremse.
Machbar sind laut Heiko Heinzel noch
eine dichtere Wohn-Bebauung am Rosenhof in Rödgen und die
Fortsetzung des schmalen Gewerbe-Bandes entlang der früheren B3 und
der Main-Weser-Bahn bis zur Gemarkungsgrenze vor Friedberg. Doch für
weitere Stadterweiterungen wachsen die Hürden. Ehe zum Beispiel das
Neubaugebiet Bad Nauheim-Süd in Richtung der Waldteiche wachsen
kann, fordert der Regionalverband eine vertiefte
Umweltverträglichkeitsprüfung.
Anders als Friedberg gilt Bad Nauheim
nicht als „Entlastungskommune“, die viel Wohnraum für Menschen
aus der Region Frankfurt bauen darf. Auch neue Gewerbeflächen gebe
es kaum noch, sagte Bürgermeister Kress vor dem Ausschuss.
Vielleicht gelingt dereinst ja eine Kooperation mit Ober-Mörlen,
deutete er im Sitzungsraum an der Parkstraße an.
Sichtbar bewegt waren die
Ausschuss-Mitglieder von der Debatte zu einem neuen Standort des
veralteten Eisstadions. Falls ein Investor auftaucht, würde die
Stadt es gern an die Kreisstraße Richtung Friedberg verlegen –
zwischen den Sportpark und das Autohaus Marnet. Doch der
Regionalverband lehnt die Versiegelung des dortigen Ackers ab. Ob das
nun das Aus für ein neues Eisstadion sei, fragte der
FDP-Stadtverordnete Peter Heidt besorgt. Mitnichten: Nun schlägt die
Stadtverwaltung einen südlicheren Standort vor: zwischen dem
Autohaus Marnet und der B3. Ob der Regionalverband mitspielt, zeigt
sich frühestens im nächsten Jahr.Nicht glücklich ist die
Stadtverwaltung, dass der Golfplatz und die Driving-Range im nächsten
Flächennutzungsplan als „Parkanlage“ markiert werden sollen. So
hätten Golfclub und Stadt keine Chance mehr, das Gelände in Zukunft
über den Bestandsschutz hinaus umzustrukturieren oder
weiterzuentwickeln. „Das ist unverhältnismäßig“, heißt es in
der Stellungnahme. „Wo sollen Alternativflächen für diese
Nutzungen herkommen, die hier seit Jahrzehnten etabliert sind?“

In Steinfurth stellt der künftige
Flächennutzungsplan mehrere Projekte infrage. Auf dem nicht mehr für
Gartenbau genutzten Gelände der Rosen-Union am Ortsrand in Richtung
Bad Nauheim möchte die Stadt einen Super- und Getränkemarkt und
Wohnungen ansiedeln. Aber das kollidiere mit dem
„Natura-2000-Vorbehalt“, berichtete Heiko Heinzel. Er wirkte
trotzdem zuversichtlich, dass die Stadt sich mit dem Regionalverband
einigt.
Wegen der „bedeutsamen Landschaft“
und weil mehr als drei Hektar bebaut werden sollen, lehnt der
Regionalverband auch neue Wohnhäuser am Ostrand Steinfurths ab. Die
Stadtverwaltung schlägt nun eine verkleinerte Neubaufläche vor –
sie soll sich zwischen der Waldgasse und dem Wirtschaftsweg „Am
Welschgraben“ ausdehnen.
In Nieder-Mörlen akzeptiert die
Stadtverwaltung die Streichung eines 35 000 Quadratmeter großen
Erweiterungsstreifens zwischen dem Baugebiet an der Röntgenstraße
und der B3. Als „nicht nachvollziehbar“ dagegen bezeichnet sie
die Streichung des Neubaugebiets im Winkel zwischen dem Schwalheimer
Promenadenweg und der B3. Dort soll ein Park den Abstand zur
Bundesstraße vergrößern, schlägt Heiko Heinzel vor. Unklar ist
auch noch, ob das künftige Wisselsheimer Baugebiet rund um den
Aussiedlerhof am Wölfersheimer Weg in den nächsten
Flächennutzungsplan kommt. Der Regionalverband fordert mindestens
eine vertiefende Natura-2000-Prüfung.
Den zehn Stadtverordneten im Bau- und
Planungsausschuss war die Materie am Dienstag zu komplex, um gleich
Beschlüsse dazu zu fassen. Sie wollen sich mit ihren Fraktionen
beraten. Spätestens in der Sitzung am 27. November kann das
Stadtparlament seine Meinung festlegen und an den Regionalverband
schicken.


Bildtexte:
So sehen Planer den aktuellen
Diskussionsstand um die Bebauung des Ackers am Ostrand von
Steinfurth: Der Regionalverband will die mit einem Stern
gekennzeichnete Fläche nahe der Waldgasse nicht bebauen lassen.
Deshalb schlägt die Stadtverwaltung die violette Alternative vor.
Repro: Klaus Nissen
Jede Schraffur, jede Farbe und Linie
auf der Landkarte des Regionalplan-Vorentwurfs hat ihre Bedeutung.
Die grün gepunkteten Linien sind zum Beispiel von jeder Bebauuung
frei zu haltende Regionalpark-Korridore. Die Karten mitsamt Erklärung
sind bis Ende November auf www.rp-darmstdt.hessen.de
einsehbar. Repro: Klaus Nissen

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