Oekogeno-Wohnprojekt

In Ilbenstadt gibt es noch Wohnungen

Von Klaus Nissen

Der Polier hat nach dem Richtspruch das Schnapsglas zerschmettert – nun ist die genossenschaftliche Wohnsiedlung neben der Basilika von Ilbenstadt im Wetteraukreis bald fertig. Die ersten Bewohner können Ende 2025 oder Anfang 2026 einziehen, hieß es beim Richtfest. Wenn sie genug Geld dafür aufbringen können.

Richtfest für Oekogeno-Wohnprojekt

Die Oekogeno-Genossenschaft baut mit den Einlagen ihrer Mitglieder und mit Bankdarlehen vor allem in Südwestdeutschland Wohnsiedlungen, in denen Menschen aller Generationen als Gemeinschaft leben können. Und das mit möglichst wenig Energieverbrauch. Die neue Siedlung in Ilbenstadt ist das nördlichste Projekt – und nun rückt das Einzugsdatum näher.

Auf das Flachdach des Neubaues an der Hof-Stirnseite wird eine 100 Kilwatt leistende Solarstromanlage installiert. Rechts das 1737 erbaute Kutscherhaus der früheren Klosteranlage. Fotos: Nissen

Im Jahr 2017 hatte die Genossenschaft den ehemaligen Wirtschaftshof des 1123 gegründeten Klosters neben der Basilika vom Land Hessen gekauft. Seitdem wurden Schuppen abgerissen und ein alter Öltank aus dem Erdreich geholt. Archäologen fanden auch eine gut tausend Jahre alte Grube mit Knochen und Tonscherben und die Reste eines vor 500 Jahren gebauten Kalk-Brennofens.

21 Millionen Euro für 35 Wohnungen

Das aus dem Jahr 1700 stammende Pächterhaus und der 37 Jahre jüngere Kutscherbau gehören nun zu einem Ensemble mit zwei Neubauten, in dem 35 Wohnungen verschiedener Größe, zwei Gewerbe-Einheiten und Gemeinschaftsräume eingerichtet werden. Die Nutzfläche liegt bei 3500 Quadratmetern – der Garten nebenan umfasst weitere 6000 Quadratmeter. Er soll die Bewohner mit Gemüse versorgen und wird öffentlich zugänglich gemacht.

Joerg Weber aus Assenheim ist der Ideengeber für die neue Nutzung des Areals an der Ilbenstädter Basilika.

Die Baukosten für das Oekogeno-Wohnprojekt bezifferte der Genossenschafts-Vorstand Klaus Nerz bei der Richtfeier auf 21 Millionen Euro. Ursprünglich war deutlich weniger Geld für den Bau der beiden neuen Trakte eingeplant. Sie werden mehr als ein Jahr später als geplant bezugsfertig.

Noc sind nicht alle Wohnungen vermietet. Etwa zehn der Einheiten seien noch zu haben, sagte Regionalleiter Joerg Weber auf Anfrage. Den aktuellen Netto-Mietpreis im Neubau bezifferte er auf 17 Euro pro Quadratmeter. Noch zu haben ist beispielsweise die ein ganzes Dachgeschoss ausfüllende Cluster-WG für fünf Menschen. Jeder bekommt dort ein eigenes Zimmer mit Bad. Die Küche und das Wohnzimmer teilen sich die noch nicht gefundenen Mieter.

Neubauten aus Holz

Zur hohen Kaltmiete dürfte eine relativ geringer Anteil von Nebenkosten kommen. Die beiden mit dem Kutscherbau einen Hof begrenzenden Neubauten sind aus Holz im KfW-Standard 40 errichtet. Die Heizung wird mit Pellets befeuert, die Heizkörper sind in den Wänden integriert. Auf dem Flachdach des zum Dorf hin liegenden Traktes sollen Solarstrom-Paneele bis zu 100 Kilowatt Strom liefern, die von den Oekogeno-Wohngenossen verbraucht werden können. In der Tiefgarage sollen sechs Stellplätze mit Wallboxen ausgestattert werden. Die Wände und Decken der eher sparsam geschnittenen Wohnungen bestehen aus massiver Rhönkiefer. Die Böden können die Bewohner entweder in Linoleum oder mit Schiffsboden-Parkett belegen lassen.

Eine der neuen Wohnungen im Rohbau. Ihre Ausstattung wird komfortabel, die Miete recht hoch.

Es gibt Abstellkammern und für jede Wohnung einen Balkon oder eine Loggia, außerdem mehrere Gemeinschafts-Terrassen mit weitem Ausblick auf die tiefer liegende Wetterau bis hin zum Taunus. In den Neubauten werden Aufzüge integriert, damit man auch als Rollstuhlfahrer neben der Basilika wohnen kann.

Nebenan zieht die Stadtverwaltung ein

Schon vor dem Einzug kommen Möbelwagen auf den Kirchhügel. Das schlossähnliche Haus St. Gottfried neben der Basilika (in der übrigens ein echter Heiliger begraben ist), wird laut Bürgermeister Michael Hahn ab Juni 2025 als neues Rathaus dienen.

Wenn man etwas gemeinsam anpackt, kann richtig Großes gelingen, meinte Niddatals Bürgermeister Michael Hahn beim Richtfest.

Die Stadt Niddatal hat das Gebäude für 3,5 Millionen Euro von der katholischen Kirche gekauft. Das neue Rathaus ist so groß, dass noch Mieter einziehen können. Hinter dem Gebäude liegt ein Park mit alten Bäumen, der künftig für jeden zugänglich werden soll.

Das alte Rathaus der Stadt Niddatal liegt im Zentrum des Nachbarortes Assenheim. Es könnte fortan als Ärzehaus genutzt werden, meinte Bürgermeister Hahn gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Informationen zum Projekt unter www.oekogeno-swh.de.

Der Neue Landbote hat schon mehrfach über das Projekt berichtet. Details dazu hier: https://landbote.info/wohnprojekt/

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