Oberhessensteig


Unterwegs in der „Wetterauer Toskana“

Von Corinna Willführ

In der Serie über den zur Landesgartenschau entstehenden Oberhessensteig hat der Neue Landbote schon über das Projekt und die erste Tagesetappe berichtet. Hier eine weitere interessante Wanderstrecke zwischen dem Nidda-Stausee bei Schotten und Nidda.

Vom Stausee zur Metzgerei

Noch ist die genaue Wegführung des Oberhessensteigs nicht komplett. Auf der Wander-App Komoot steht eine vorläufige Version:

komoot.de/collection/2104647/-oberhessensteig-in-17-etappen

Priorisiert wird jetzt abweichend eine Wegführung vom Nidda-Stausee bei Schotten über den Steinbruch in Michelnau nach Nidda und Bad Salzhausen. Einige Eindrücke zur ersten Version sind in dieser Reportage festgehalten.

Einen schönen Anblick und grandiose Ausblicke bietet der Niddaer Stadtteil Stornfels.

Die Anreise klappt perfekt. Von Friedberg mit der Regionalbahn nach Nidda. Umsteigen auf den 93er Bus Richtung Schotten. Ankunft an der Haltestelle Niddatal-Sperre pünktlich 10.22 Uhr. Am Ufer des Sees herrscht bereits Betrieb. „Könnten wir schon zwei Kaffee haben?“ „Selbstverständlich“ sagt die Kioskbetreiberin gut gelaunt.

Heute laufen wir 23 Kilometer

Viele Anekdoten könnte sie über Ereignisse an dem beliebten Ausflugsziel erzählen. Doch für uns ist Aufbruch angesagt. 23 Kilometer Wegstrecke liegen vor uns. Ohne meine Walkingstöcke für mich nicht zu machen. Mit sechs Stunden reiner Gehzeit ist diese eh schon ambitioniert. Mein Kollege Klaus Nissen übernimmt die stete Kontrolle über den Weg auf seinem Smartphone.

Inschrift an einer Hauswand in Stornfels. Foto: Klaus Nissen

Zunächst müssen wir die B 455 überqueren. Dort der erste Eindruck: „Oh je, wenn das so weiter geht.“ Es geht bergab, recht steil, in einer kaum einen Meter breiten „Rinne“. Der Boden ist durchfurcht von Abdrücken dicker Fahrrad-Reifen. Mountainbiker und Wanderer auf einem engen Wegstück? Die nächsten hundert Meter sind mit dem Einsatz beider Stöcke mühsam überwunden. Wir müssen den Verlauf auf der App fehlgedeutet haben. Mitnichten. Denn am Ende der „Rinne“, gibt es etliche Markierungen für Wanderer. Zudem: das Zeichen für die MTB-Route 1 der Vogelsberg-Arena.

Über die Vulkankuppe von Stornfels

Entspannung folgt. Der Abschnitt nach Stornfels lässt sich gut laufen – und ist auch ohne den Blick auf Kommot zu finden. Es geht nur leicht bergan. Am Waldrand – die Reipertskuppe (366 Meter) liegt hinter uns – tut sich ein grandioser Blick auf. Wir biegen nach rechts auf den mit dem rot-grünen VV für die Vulkanregion Vogelsberg gekennzeichneten Weitwanderweg, den „Ring of Fire“, ein. Nur noch wenige Minuten und: Stornfels ist in Sicht.

Immer der Hauptstraße lang, vorbei an der Kirche zur Rechten ist an einer Hauswand zu lesen: „In unserm schöne Ländche Hesse, da gibt’s immer was Gut’s zu esse, gibt große Krüg‘ voll Äppelwoi, wer möcht‘ wohl hier kein Hesse sei.“ Vor der Hausnummer 19 nach links verlassen wir Stornfels über wenige steile Meter bergab in Richtung Ulfa. Da steht sie: Eine Bank im Schatten unter einer Baumkrone. Endlich Pause für eine Brotzeit. In der Ferne sind die Hügel des Taunus zu sehen.

Diesen Steig schafft man an maximal 17 Wandertagen. Hier wird die Etappe links oben zwischen Schotten und Nidda beschrieben.

Moderat geht es bergab ins Tal. Die Strecke scheint kilometerweit geradeaus zu gehen, ohne Baum und Strauch. Zum Glück gibt es eine Abzweigung nach links zum Waldrand und einen beschaulichen Weg längs der Ulfa.

Wir lernen viel über alte Obstsorten

Zuerst ist es nur eine Info-Tafel in einer Streuobstwiese. Doch davon gibt es immer mehr. Rührige Ehrenamtliche haben ein kleines „Lexikon im Freien“ zu den heimischen Obstsorten geschaffen: den Ulfaer Baumlehrpfad. In die Vergangenheit reicht auch die Geschichte der Gänseliesel zurück. Der einstigen Hüterin ihres Federviehs haben die Ilfer den Rastplatz „Gänsweid“ gewidmet. . Um 15.30 Uhr erreichen wir in Ulfa die Bushaltestelle Molkerei. Dort erfährt man, wohin die Busse fahren. Richtung Stornfels und Hungen im Linienverkehr.

Auf der Gänsweid bei Ulfa. Foto: Nissen

Unser Wasser geht zur Neige. Noch bis Bad Salzhausen laufen oder den Bus ab Unter-Schmitten nach Nidda nehmen? Die Entscheidung fällt an der Hauben-Mühle, heute ein Reiterhof. Wir biegen nach Unter-Schmitten ab. Da hat nämlich die Metzgerei Fischer geöffnet. „Können wir bitte bei Ihnen etwas zu trinken bekommen?“ Die Verkäuferin deutet lächelnd auf „Coca Cola, Mezzo Mix oder Kakao? Die gibt’s auch kalt.“ Wir wählen die Brause mit Zucker und Koffein. So ungesund sie ist, jetzt ist sie ein Energieschub. Wir laufen also noch bis Nidda und kehren zum Abschluss am Marktplatz ein.

Fazit der Tour: Sie bietet herrliche Ausblicke, viel Ruhe und leider einige ermüdende Kilometer auf Asphalt.

Streckeninfo und weitere Links

Gehzeit: 6,5 Stunden, Höhenmeter: 194 bergauf, 291 Meter bergab.

Infos zu Übernachtungen in Bad Salzhausen: www.bad-salzhausen.de

Hinweise auf den Premium-Wanderweg „NaturTour“ auf der Homepage der Stadt Nidda www.bad-salzhausen.de

Informationen über den bereits bestehenden Themenweg „Wetterauer Hutungen Schäfer- und Magenrasenroute“, dessen Verlauf im Niddatal in die neue Variante des Wegs eingebunden werden soll:

www.wetterauer-hutungen.de

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