Neues Nabu-Team in Ortenberg
Von Corinna Willführ
Der Nabu-Ortenberg mit seinem Domizil „Haus an den Salzwiesen“ im Stadtteil Selters startet ins neue Jahr mit einem frisch zertifizierten Naturführer-Team. Von Frühjahr bis Herbst 2022 haben sich Frauen und Männer im Alter von 19 bis 66 Jahren viel Wissen zur Auenlandschaft Wetterau, zu Fließgewässern und Salz sowie zur Spielepädagogik für die Vermittlung von Themen zu Umwelt- und Naturschutz angeeignet.Großes Potential für Angebote
Das Team sieht die Zertifizierung als Aufgabe an, in Workshops, Führungen und Vorträgen das Bewusstsein für einen sorgsamen Umgang mit der Natur zu erhöhen und auf die Schönheiten der Region aufmerksam zu machen. Start ist im Frühjahr.
Sechs Module mit einer Ausbildungszeit von 36 Stunden umfasste die Präsenz-Ausbildung, die der Nabu-Ortenberg in Kooperation mit der Umweltwerkstatt Wetterau (Niddatal-Assenheim) auf den Weg gebracht hatte. Zum Hintergrund: Der Nabu-Ortenberg als Träger des in 2019 eröffneten Informations- und Mitmachzentrums „Haus an den Salzwiesen“ fürchtete in den beiden Corona-bedingten Pandemie-Jahren (2019 und 2020) um die Belebung des Hauses. Dietmar Wäß: „Wir haben ein tolles Haus und ein so schönes Gelände. Doch uns fehlten die Menschen, die dieses mit Angeboten für Naturinteressierte beleben können.“ Mit der Zertifizierung des 14-köpfigen Teams als Nabu-Naturführer blickt der Vorsitzende des Nabu-Ortenberg optimistisch in die Zukunft. Denn mit den für die Prüfung ausgearbeiteten Themen, ob für Familien, für Jugendliche oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität, verfüge der Nabu-Ortenberg nun über ein „großes Potential“ für weitere Angebote „von einem sehr engagiertem Team“.
Die Natur nahe bringen
Alle Absolventen hatten die Wahl, sich für ein Thema zu entscheiden. Besonders fasziniert waren viele vom „Salz“. Anne Marten aus Gelnhaar: „Das war genau mein Ding. Das ist mein Steckenpferd und die Faszination seit der Ausbildung. Es passt genau in mein Leben.“ Im Duo mit Romina Potzka will sie Workshops anbieten, „in denen man von der Pieke auf sein eigenes regionales Kräutersalz herstellen und für Zuhause mitnehmen kann“, so die Hotelmeisterin, die derzeit Studentin der Kindheitspädagogik ist.

Nadine Gaudeck teilt die Faszination der beiden für „Natriumchlorid“. Für die Mitarbeiterin im Steueramt der Ortenberger Stadtverwaltung sind die angrenzenden Salzwiesen (FFH-Gebiet), nach denen das Informations- und Mitmachzentrum des Nabu-Ortenberg benannt ist, „ein Alleinstellungsmerkmal“. Nicht nur, weil auf dem 32 Hektar großen Naturschutzgebiet „Salzwiesen und Weinberge von Selters“ der streng geschützte Erdbeerklee und der sonst nur an Meeresgestaden zu findende Salzdreizack heimisch sind, sondern auch, weil unweit davon der Benediktus-Brunnen sprudelt. Fast als letztes Relikt einer Kuranlage, in der es einst Anwendungen mit dessen solehaltigem Wasser gab. Ihre Führungen will Nadine Gaudeck künftig unter dem Titel „Mit der Familie dem weißen Gold auf der Spur“ anbieten.
Ebenfalls für Familien vorgesehen ist das Angebot von Marion Bergmann. Die Erzieherin und Naturpädagogin aus Hungen, hat eine „Familientour auf der Via Salina“ vorbereitet. Zu den „Salzwiesen von Selters in die Vergangenheit“ soll die Führung von Thorsten Dehoust und Laura Schäfer gehen – weit in die Vergangenheit bis zu den Kelten, für die Salz ein wichtiges Handelsgut war. Nicht zuletzt hat auch Stefan Wenzel das „weiße Gold“ als Thema für sich und die Menschen in der Region entdeckt. Er überzeugte die Jury mit seiner Ausarbeitung zu „Ohne Salz ist das Leben nicht süß“.
Zum Zeitpunkt der Prüfung stand es noch nicht fest, wie der 15. Weltnaturgipfel in Montreal ausgehen würde. Nun ist „30 zu 30“ beschlossen. Heißt: Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Naturschutz gestellt werden. Wie wichtig diese Entscheidung ist, zeigt eine Erinnerung von Frank Uwe Pfuhl, Leiter der Umweltwerkstatt Wetterau und maßgeblich für die Ausbildung der neuen Nabu-Naturführer-Ausbildung in Ortenberg verantwortlich: „Als ich als Kind mit meinem Kumpel von Assenheim längs der Nidder nach Florstadt radelte, gab es die Grauammer noch. Ihr charakteristischer Gesang war überall zu hören.“ Heute, sagt Pfuhl, „ist sie fast komplett verschwunden.“
Aufgeregt vor der Prüfung

Federführend für die Ausbildung verantwortlich war Frank Uwe Pfuhl, Leiter der Umweltwerkstatt in Niddatal-Assenheim.
Ich habe die Naturführer-Prüfung selbst absolviert und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal vor einer Prüfung so aufgeregt war. Zugegeben: Die letzte lag ja auch viele, viele Jahre (Uni) zurück. Nun: Ich habe die Ausbildung zur Nabu-Naturführerin mit 65 Jahren bestanden, auch wenn ich aufgrund meiner Einschränkung in der Mobilität nicht alle Aufgaben im freien Gelände mitmachen konnte. Das Team hat mich immer unterstützt. Vor allem Weigand Naumann, Biologe 58, mit dem ich gemeinsam die „Am Himmel, im Wasser und auf Erden“ – Eine naturkundliche Entdeckertour für mobilitätseingeschränkte Menschen längs der Nidder“ präsentieren konnte. In kürzester Zeit hat er Texte und Bilder von mir zu einer Power-Point-Präsentation umgesetzt. Auf dem von uns erarbeiteten Rundweg vom Haus an den Salzwiesen gibt es viel zu entdecken – etwa die Spuren des Bibers, die Nester der Störche. Oder auch unerwartet Neues zu erfahren von Beifuß, Mistel und Holunder sowie zur Geschichte der Ortenberger Weinberge. „Ich kann nur alle ermuntern, sich jeden Tag an der Natur zu erfreuen und für diese einzutreten. Man macht dabei immer neue Begegnungen – auch mit Menschen, die einem weiterbringen. Oder wie es Frank Uwe Pfuhl zur Urkundenübergabe sagte: „Jedes Engagement zählt.“ Aus dem man auch persönlich nur profitiert.
Infos zum Ausbildungsprogramm der Umweltwerkstatt Wetterau 2023: nabu-umweltwerkstatt.de
Alles Neue vom NABU Ortenberg unter: nabu-ortenberg.de
Titelbild: Das neue Naturführer-Team des Nabu-Ortenberg. In der ersten Reihe links: Dietmar Wäß, Vorsitzender des NABU-Ortenberg).