Signal des Friedens auch aus Wehrheim
An der bundesweiten Aktion „Lichter für Syrien“ beteiligten sich am Samstag, 20. Februar 2016, auch mehrere Dutzend Menschen in der Hochtaunusgemeinde Wehrheim. Sie teilten mit den Demonstranten in mehr als 60 Städten und Gemeinden in Deutschland das Anliegen: „Ein Signal des Friedens und der Hoffnung für Syrien zu setzen.“
Flüchtlinge aus einem kriegsgebeutelten Land
Unter Dutzenden von Schirmen, in Anoraks, deren Kapuzen gegen den strömenden Regen dicht um die Gesichter gezogen sind, lassen sich am Samstag, 20. Februar 2016, am zentralen Platz der Hochtaunusgemeinde Wehrheim, der „Wehrheimer Mitte“, kaum Männer von Frauen unterscheiden, Junge nicht von Älteren. Geflüchtete nicht von Alteingesessenen. Die einbrechende Dunkelheit gegen 18 Uhr tut noch das ihre dazu, dass man sich den Menschen näher zuwenden muss, die nach einem der auf einem Tisch arrangierten Teelichter greifen. Oder nach einem Feuerzeug fragen, um die Flamme in einer Laterne zu entzünden. Es sind Syrer und Deutsche. Flüchtlinge aus einem kriegsgebeutelten Land und Menschen, die ihnen zu einer neuen Heimat verhelfen wollen. Sie alle sind dem Aufruf einer engagierten Gruppe junger Menschen aus Hamburg gefolgt, die mit ihrer deutschlandweiten Aktion an diesem Abend „ein Signal des Friedens und der Hoffnung für Syrien“ setzen wollen. Mit Licht. Für ein Land, in dem seit 2011 83 Prozent der Lichtquellen erloschen sind. In dem sich kaum jemand mehr traut, sein Haus zu beleuchten, könnte es dadurch doch Ziel von Bomben werden.
Gegen Bundeswehreinsatz in Syrien
Die Menschen in Wehrheim, die zu dem vom Eine-Welt-Laden und den Flüchtlingshelfern der Kommune initiierten Unterstützer-Treffen gekommen sind, teilen dieses Ziel. Was sie auch in ihrem Alltag tun: nicht nur einen Bundeswehreinsatz in Syrien abzulehnen, sondern die Menschen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohen sind, in ihrem Bemühen, in Deutschland Fuß zu fassen, unterstützen. Nicht nur symbolisch. Denn sie reden mit ihnen, fragen nach ihren Beweggründen, warum sie die oft waghalsige und lebensbedrohliche Flucht auf sich genommen haben, versuchen sie bei der Integration in den Alltag in einem einem Land zu unterstützen, dessen Anforderungen anders sind als in ihrer Heimat.
Mahmoud ist 27. Auch er steht unter einem Regenschirm. Seit zehn Monaten ist er in Deutschland. Er ist mit Nesser und Dia gekommen. Mahmoud spricht schon ziemlich gut Deutsch, übersetzt, was seine Freunde, beide sind mit ihren Familien geflüchtet, sagen. Dass sie bald arbeiten wollen: Nesser als Schneider und Dia als Maschineneinrichter in der Textilbranche. Und Mahmod: „In Syrien habe ich als Buchhalter gearbeitet.“
Wieviel wäre von ihren Geschichten aufzuschreiben, auch von dem Engagement der Flüchtlingshelfer – wie viele Reportagen sind darüber schon verfasst worden. Im Dauerregen weicht der Notizblock auf, drei Kugelschreiber sind unbrauchbar geworden und der (geliehene) Bleistift stumpf. Nur wenige Zeilen und einige Bilder, aber Eindrücke. Kollegen aus Aschaffenburg konnten nicht einmal diese weitergeben. Denn in der mainfränkischen Stadt wurde die Aktion „Lichter für Syrien“ abgesagt. Wegen einer Sturmwarnung. Sie sollte vor der City-Galerie, einem Einkaufszentrum, stattfinden. Ein Besuch des Einkaufszentrums war von der Unwetterprognose nicht beeinträchtigt.
Zu „Lichter für Syrien“
Die Gruppe, die die Aktion initiierte, ist nach eigenen Angaben überkonfessionell und unabhängig. Ein Aktionskonsens der Unterstützer soll sicherstellen, „dass wir Menschen, die unsere Aktion für neurechte, nationalistische oder reaktionäre Zwecke missbrauchen wollen, die Möglichkeit dazu nehmen. Wir bieten keinerlei Plattform für Verschwörungstheorien oder Hetze jeglicher Art. Wir hängen keiner „Querfront“ mit rechtsextremen Ideologien an, sondern haben klare Positionen und Forderungen, die absolut unvereinbar mit den Forderungen von Nationalismus, Hass und Gewalt sind.“ Hauptorte der Aktion am 20. Februar 2016 waren die Städte Hamburg, Trier und Köln.