KURZECK-ROMANE

Lesung im zauberhaften Park

von Jörg-Peter Schmidt

Das landschaftliche Idyll, in dem jetzt zwei seiner Bücher vorgestellt wurden, hätte dem Schriftsteller Peter Kurzeck (1943 –2013) gefallen: Rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten im Gail’schen Park in Biebertal-Rodheim-Bieber eine Lesung von Harald Pfeiffer.

Wunderbares Ambiente im Park

Harald Pfeiffer las aus Peter Kurzecks Romanen.
 

Der Schauspieler, der lange dem Ensemble des Stadttheaters Gießen angehörte, rezierte aus Kurzecks Romanen „Und wo mein Haus“ sowie „Keiner stirbt“. Auch Pfeiffer war beeindruckt von dem Zauber des Gail’schen Parks, den Ende des 19. Jahrhunderts der Unternehmer Georg Philipp Gail anlegen ließ. Das Areal mit seinen historischen Bauwerken, den Teichen und Wiesen sowie Skulpturen ist zu bestimmten Öffnungszeiten für die Bevölkerung zugänglich.

Zeit nach Zweiten Weltkrieg beschrieben

Peter Kurzeck. (Quelle: Wikipedia, derivative work:–Liberal Freemason (talk) Peter-Kurzeck_Lesung-Kirschkern.jpg)

In dieser wunderbaren Atmosphäre bei sommerlichem Wetter las nun Harald Pfeiffer, nachdem er von Thomas Prochazka  (Förderverein der Bücherei Biebertal)  und   Susanne Weber (Förderverein des Gail’schen Parks) vorgestellt worden war; die Bücherei und der Förderverein waren gemeinsame Veranstalter.  Aus Kurzecks Nachlasswerk „Und wo mein aus“ Haus, dessen Titel sich auf den ersten Vers der tschechischen Nationalhymne bezieht, hörte das Publikum Auszüge, bei denen es um die Zeit in Oberhessen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, um die Zugverbindungen  von dem Gießener Bahnhof und die Jahre des Schriftstellers bei der  US-Army im Depot in Gießen  geht.

Wertschätzung für gedruckte Zeitungen

Der Autor, der als Flüchtlingskind im Alter von drei Jahren aus dem Sudentenland mit der Mutter und der Schwester nach Staufenberg (Kreis  Gießen) gezogen war (der Vater kam nach, leider nicht lange), beschreibt in „Wo mein Haus“ vorwiegend die Armut und Verzweiflung der Menschen in Gießen und Umgebung nach dem Krieg, aber auch die 1950er und -60er-Jahre.  In seinen Aufzeichnungen erinnerte er sich, welche Wertschätzung es für die gedruckten Zeitungen gab, von denen heute im Internetzeitalter viele vom Aussterben bedroht sind. Ob es die Gießener Freie Presse (später umbenannt in Gießener Allgemeine Zeitung) oder der Gießener Anzeiger waren: Die Presseerzeugnisse wurden äußerst sorgfältig behandelt und in einwandfreiem Zustand  nach dem Lesen innerhalb der Familien oder zu Nachbarn weitergegeben.

Schöner Abend wurde mit Musik abgerundet
Tatiana Müller umrahmte die Veranstaltung mit ihrem Akkordeon.
 

Harald Pfeiffer hatte auch Kapitel aus dem Roman „Keiner stirbt“ mitgebracht, der noch aus der frühen Schaffensphase Kurzecks stammt. Beschrieben wird die Zeit Anfang der 1960er-Jahre. Kurzeck lässt Prostituierte,  Gangster, Handwerker oder Soldaten in teilweise derbem Stil sprechen, bisweilen diskriminierend gegenüber Frauen.  Diese Art zu schreiben  hat man bei Kurzeck später kaum mehr erlebt.

Abgerundet wurde dieser schöne Abend mit Musik von Tatiana Müller auf dem Akkordeon, darunter „Donauwalzer“ und „Capri-Fischer“.

Titelbild: Die Lesung erfolgte  in dem zauberhaften Ambiente des Gail’schen Parks. (Fotos: Jörg-Peter Schmidt)

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