Bäume für Kenia
Von Ursula Wöll
Ich bekenne, dass ich eine Freundin von Kinderbüchern bin. Dazu gehört kein Mut, denn endlch ist Kinderliteratur als gleichberechtigte Kunst anerkannt. Vor allem Bilderbücher sehe ich gerne an. Doch blicken die meisten noch immer nicht über den eigenen Tellerrand. Das Buch „Bäume für Kenia: Die Geschichte der Wangari Maathai“ ist eine rare Ausnahme. Allein schon deshalb, weil die abgebildeten Menschen endlich mal eine dunkle Hautfarbe haben. Meist sind es Frauen in ihren farbenprächtigen Kleidern oder auch Kinder.Wer war Wangari Maathai?
So wundervoll ist das Buch illustriert, dass ich bei seiner Lektüre in Entzücken geriet. Es erzählt eine wahre Geschichte über den Raubbau an der Natur in Kenia, also einem globalen Problem. Aber es zeigt auch, dass sich die Menschen dagegen wehren. Das begann bereits 1977, eine wichtige Initiatorin war Wangari Maathai. Also, nicht nur bei uns gibt es Bürgerinitiativen. Das macht Hoffnung.
Die Kenianer nennen sie auf Kisuaheli „Mama Miti“ (Mutter der Bäume), weil sie mit vielen anderen Frauen Millionen neuer Bäume pflanzte. Diese 1977 entstandene Bewegung nennt sich „Green Belt Movement“ (Grüngürtelbewegung) und existiert noch heute, obwohl Wangari Maathai im Jahr 2011 mit 71 Jahren starb. Sie war die erste kenianische Frau mit einem Doktortitel und erhielt 2004 als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis. Studiert hatte sie vor allem in Kansas/USA, aber danach auch kurze Zeit an der Giessener Uni, bei den Veterinären in der Frankfurter Straße. Letzteres wird in dem Buch nicht erwähnt, weil der Text angenehm kurz gehalten ist und die Bilder gleichberechtigt erzählen. In Kenia wurde sie Professorin an der Universität der Hauptstadt Nairobi. Und als der Uhuru-Park, die grüne Lunge Nairobis, bebaut werden sollte geriet sie mit ihrer Frauenbewegung in Fahrt. Sie landete dann sogar im Gefängnis, weil der autokratische Herrscher Daniel arap Moi keine Kritik duldete. Als der nach 24 Jahren endlich weg war, wurde Frau Dr. Maathai sogar Mitarbeiterin im neuen Umweltministerium. Mit 71 Jahren starb sie an Krebs, aber Bäume werden noch immer gepflanzt, um die verheerenden Rodungen zu kompensieren, die Erosionsschäden und die Dürren zu begrenzen.
Das grüne Kleid der Erde
Die Natur spielt einen gleichberechtigten Part in diesem Bilderbuch. Besonders auf den ersten Seiten füllt sie die Seiten völlig, die Menschen sind nur Staffage. Mit vieler Sorgfalt und kleinpinseligem Strich hat die Autorin Claire A. Nivola den Unterschied zwischen den einstigen Mischkulturen mit viel Waldanteil und den heutigen Monokulturen für den Export aquarelliert. Die Bilder vor allem demonstrieren die Folgen, die im Text oft gar nicht angesprochen werden: „So viele Bäume waren gefällt worden, um immer mehr Fläche für Farmen zu gewinnen.“
Wangari Maathai war eine aktive Frau. Ihr Mann hatte sich von ihr und den drei Kindern getrennt, weil sie ihm zu engagiert wurde. Sie gründete Frauen- und Kindergruppen, die den Samen der wenigen verbliebenen Bäume sammelten und in die Erde buddelten, die Pflänzchen und dann die Setzlinge regelmäßig gossen und sie aus den Baumschulen in die Natur brachten. Über 30 Millionen Bäume wachsen nun durch diese gemeinsamen Mühen heran.
Im kurzen Nachwort der amerikanischen Autorin Claire A. Nivola wird etwas detaillierter über Wangari Maathai informiert, die auf den Bilderbuchseiten selbst keine herausragende Rolle erhält. Susanne Lin hat den Text aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Erschienen ist das rundum gelungene Buch im Verlag Freies Geistesleben in Stuttgart, der offenbar auch viel Waldorf-Pädagogik im Programm hat. Das schöne Buch mit seinen großflächigen farbenprächtigen Aquarellen, das trotz der Umweltprobleme viel Optimismus ausstrahlt, kostet nur 15,60 Euro. Davon spendet der Verlag jeweils 1 Euro an eine Umweltorganisation.
„Bäume für Kenia: Die Geschichte der Wangari Maathai“ Verlag Freies Geistesleben, gebunden, 32 Seiten, ISBN: 978-3772521478, 15,60 Euro