Hier geht noch was
Von Klaus Nissen
Im Jahr 2026 investiert die Stadt Karben mehr Geld als jemals zuvor in ihre Infrastruktur. Sie muss dafür keine neuen Kredite aufnehmen, sagte Bürgermeister Guido Rahn bei der Vorstellung des Haushalts-Entwurfs im Stadtparlament. Eine halbe Million fließt in die Schuldentilgung.
Karben schreibt noch schwarze Zahlen
„Wir wollen nicht jammern – uns geht es noch gut“, sagte der Stadtkämmerer. Und klagte dann doch. „Wir müssen aufpassen. Unsere Reserven sind endlich.“ Denn nur den angesparten Rücklagen sei zu danken, dass die Stadt 2026 nicht in die Miesen rutsche.

In früheren Jahren kaufte der Magistrat Grundstücke, die er nun stückweise an Investoren mit Gewinn weitergibt. Die Rücklagen bezifferte Rahn zum Stichtag 31. Dezember 2024 auf beeindruckende 51,4 Millionen Euro. Mit deren Hilfe könne der Haushalt im nächsten Jahr einen Überschuss von 7,15 Millionen Euro machen. Aktuell habe die Stadt 5,5 Millionen Euro flüssig – vorgeschrieben sei für eine Stadt dieser Größe eine Liquiditätsreserve in Höhe von 1,1 Millionen.
8,8 Millionen für Investitionen
Wenn die Stadtverordneten den Etat im Dezember billigen, stehen für das nächste Jahr 8,8 Millionen Euro für Investitionen bereit – ohne Banken um Geld bitten zu müssen. Guido Rahn:„Das ist die Höchstmarke – so viel Geld investierten wir in der Geschichte unserer Stadt noch nie.“ Zum Vergleich: 2024 gab sie knapp fünf Millionen Euro für Straßenbau, Kitas und Feuerwehren aus. Für 2027 stehen 6,4 Millionen im Finanzplan für Investitionen. Insgesamt sind in den nächsten vier Jahren 46,8 Millionen Euro aufzubringen, so der Kämmerer.
Im kommen Jahr bekommt die holprige Ortsdurchfahrt von Groß-Karben neue Versorgungsleitungen, Bürgersteige und eine schlagloch-freie Asphaltdecke. Allein dieses Projekt werde mindestens zwei Millionen Euro kosten.
Ein neuer Landschaftspark für das Zentrum
Die Planung für den Grünzug ist fertig. 2026 soll der langgestreckte Park zwischen Groß Karben und dem künftigen Neubaugebiet „Brunnenquartier“ angelegt werden. Dazu gehören Anpflanzungen, zwei Spielplätze, Trinkbrunnen und Wasserspiele. Die Kosten werden auf 3,2 Millionen Euro taxiert. Die Erschließung von Neubaugebieten schlägt mit 660 000 Euro zu Buche. Die Ausstattung der Feuerwehren lässt sich die Stadt weitere 440 000 Euro kosten. 2025 waren es vor allem wegen der neuen Petterweiler Wache 1,2 Millionen. Für die Erneuerung barrierefreier Bushaltestellen gibt die Stadt im nächsten Jahr 405 000 Euro aus.
In die Kindergärten investiert sie 485 000 Euro. In Rendel sind zum Beispiel die „Himmelsstürmer“ Kids in Container gezogen, damit ihre Kita auf der alten Bodenplatte neu gebaut werden kann. Der Abriss des Altbaues habe bekonnen, so der Bürgermeister.
Kinderbetreuung kostet über zwölf Millionen
Gerade die Kinderbetreuung lasse sich die Stadt besonders viel kosten. Die Ausgaben dafür übersteigen die Einnahmen aus Elternbeiträgen und Landeszuschüssen im kommenden Jahr um 12,2 Millionen Euro. Das ist über eine Million mehr als 2025, so Guido Rahn. Aktuell 736 von 912 belegbaren Plätzen für Kinder über drei Jahren sind in den städtischen Kitas belegt, sagte er auf eine Anfrage der FDP. So müsse die Stadt in einem Monat rund 3000 Betreuungsstunden durch Fachkräfte finanzieren.

In weiterer Zukunft könnte auch die Finanzlage der Karbener kritisch werden, mahnte der Kämmerer die Abgeordneten. Denn die Reserven schwinden. Und von ihren Einnahmen müsse die Stadt beinahe die Hälfte an Wetteraukreis und Land Hessen abführen. Die Kreis- und Schulumlage steige nach neuester Prognose im neuen Jaur um 2,2 auf 22,7 Millionen Euro. So bleiben Karben noch Einnahmen in Höhe von 21,7 Millionen übrig.
Vom Bund kommen 612 000 Euro „Soforthilfe“
Von den Milliarden-Sondervermögen des Bundes werden laut Rahn sechsstellige Beträge die Kommune erreichen. Noch in diesem Jahr könne Karben mit 612 000 „Soforthilfe“ rechnen. Aus dem Sondervermögen für Infrastruktur-Investitionen werde die Stadt in den nächsten zwölf Jahren jährlich etwa 800 000 Euro bekommen. Rahn: „Wir nehmen das Geld dankbar an – aber aber es löst das Problem nicht. Die Kommunen bekämen grundsätzlich zu wenig Geld. Für jeden Einwohner mussten sie laut Statistischem Landesamt 410 Euro mehr ausgeben als, als sie einnahmen.